Brauchtumszonen kommen bei den Jecken im Kreis Paderborn nicht gut an

Kreis Paderborn. Die recht kurzfristige Allgemeinverfügung der Landesregierung, dass Städte und Gemeinden in so genannten gesicherten Brauchtumszonen Karneval ermöglichen können, war selbst den Jecken im Kreis Paderborn zu jeck. Sie hätten alle sehr gerne Partys, Umzüge oder Sitzungen veranstaltet, aber in den närrischen Hochburgen in Delbrück, Fürstenberg und Scharmede sorgt diese neue Regelung eher für Schulterzucken und Kopfschütteln. Es sei zu wenig Vorbereitungszeit, zu viel Organisationsaufwand und daher sehen alle davon ab, dieses Angebot zu nutzen. Außerdem haben die Vorstände Sorgen um die Zukunft des karnevalistischen Treibens in dieser Region. &bdquo;Diese neue Regelung kommt definitiv zu spät“, sagt Uwe Feddermann, Präsident des FürstenbergerCarnevalsclubs. Schon im Dezember hatte der Club den Gala-Abend, Karneval der Generationen, Weiberfastnachtsparty, Kinderkarneval und die Rosenmontagsparty abgesagt. &bdquo;Theoretisch hört es sich gut an, aber der Teufel steckt im Detail. Wer will alles überprüfen und die große Unbekannte ist, wie viele Leute kommen würden“, meint Feddermann. Wer am Rosenmontag nach Fürstenberg komme, der wolle auch den Umzug sehen und feiern. &bdquo;Es fehlt doch der Reiz, in diesen Brauchtumszonen zu feiern“, hat der Fürstenberger eine klare Meinung. Ähnlich sieht es Peter Josephs, Vorsitzender des Delbrücker Karnevalsvereins. &bdquo;Die Politik hat bis auf den letzten Drücker gewartet. Wir lassen jetzt alles so wie es ist und werden nicht an unserem guten Alternativprogramm rütteln“, so Josephs. Hätten die Delbrücker Karnevalisten eine längere Planungsphase gehabt, dann wäre vielleicht etwas gegangen. &bdquo;Wenn wir schon Anfang Januar von diesen Lockerungen gewusst hätten, dann wäre zum Beispiel zumindest unser traditionelles Kranzreiten möglich gewesen – das ist schließlich Brauchtum“, kritisiert er die zu späte Entscheidung der Landesregierung. Feiern mit gemischten Gefühlen Auch Elmar Kürpick, Vorsitzender des Karnevalvereins Blau-WeißScharmede, meint, dass &bdquo;die Politik nicht gerade glücklich gehandelt hat“. Die Scharmeder gehen nun sogar schon ins dritte Jahr ohne Umzug, denn 2020 fiel dieser dem extrem schlechten Wetter zum Opfer. Wenn die neue Regelung nicht erst 14 Tage vor dem Karnevalswochenende gekommen wäre, hätte es durchaus Überlegungen in Scharmede gegeben. &bdquo;Als Karnevalsverein möchte man natürlich gerne auch etwas bieten, aber man muss da auch abwägen was geht“, so Kürpick. Man hätte dann aber den Schützenplatz umzäunen und Kontrollen einrichten müssen. &bdquo;Das ist viel Aufwand und ob das dann angenommen wird, ist fraglich. Man würde da mit gemischten Gefühlen feiern. Man kann zum Bespiel nicht ungezwungen auf jemanden zugehen, den man nicht kennt“, hat Kürpick Bedenken, dass diese Brauchtumszonen überhaupt funktionieren würden. Bewusstsein für Karneval fehlt irgendwann Der Scharmeder befürchtet zudem, dass sich immer mehr Menschen vom eigentlichen Brauchtum, dem Karneval, abwenden könnten. &bdquo;Wir haben jetzt schon fast drei Jahre keinen Karneval, das Bewusstsein dafür fehlt irgendwann und wir müssten dann auf ganz niedrigem Niveau wieder anfangen und alles aufbauen.“ Er denkt dabei nicht nur an die Nachwuchskarnevalisten, sondern auch an die vielen Gruppen und Vereine, die als Fußtruppen mitmachen. Und vor allem an die älteren, erfahrenen Wagenbauer. Diese Bedenken hat auch Uwe Feddermann aus Fürstenberg. Er hat bemerkt, dass die Motivation bei vielen, die im Karneval drin stecken, nachlässt. Wie zum Beispiel bei der Tanzgarde, die nur ab und zu üben kann, aber keine Auftritte hat. Vereine überleben dank der MitgliedsbeiträgeZumindest finanziell kommen die Karnevalsvereine noch mit einem blauen Auge aus der Pandemie, da sie sich auf ihre treuen Mitglieder und deren Beiträge sowie Spenden verlassen können. Aber ganz ohne Party, Verkleidung und schäumende Stimmungshits wird das Karnevalswochenende nicht verlaufen – dessen sind sich alle drei Präsidenten sicher. Die Gaststätten hätten geöffnet und auch die Karnevalsvereine werden sich hier und da blicken lassen – nicht nur um Spaß zu haben, sondern auch, um nicht in Vergessenheit zu geraten.

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