Wenn Schulen im Kreis Paderborn die Digitalisierung leben

Salzkotten/Hövelhof. Dieser Feldversuch war so nicht geplant, aber die Gesamtschule Salzkotten macht das Beste aus der Coronakrise. Schüler, Lehrer und Eltern erleben durch die landesweiten Schulschließungen die Chancen der Bildung mit digitalen Hilfsmitteln - und sind begeistert. So sagt es zumindest die Schulleitung. Rektor Berthold Fischer und Oberstufenleiter Gunnar Klinge können einen gewissen Stolz nicht verbergen. Sie haben mit Einführung der Oberstufe vor anderthalb Jahren voll auf die Digitalisierung gesetzt. Alle 120 Oberstufenschüler - und auch deren Lehrer - haben ein iPad erworben, das von der Schule mit den notwendigen Programmen bestückt wird. Private Apps sind praktischerweise automatisch im Schulumfeld deaktiviert. In den Kursräumen des modernen Oberstufengebäudes gibt's keine Tafeln mehr, dafür große Bildschirme, um Inhalte wie Texte, Videos, Fotos oder Livekonferenzen zu übertragen. Seit 2012 hat die Stadt Salzkotten als Schulträger zwölf Millionen Euro in die Bildungseinrichtung investiert. Über gemeinsame Programme bleiben die Lehrer nun auch in der Krise mit ihren Schülern in Kontakt und schicken Aufgaben. Auch korrigiert wird direkt im Gerät und die Jugendlichen erhalten persönliche Mitteilungen. Bequem für die Lehrer: Lange Feedback-Texte an die Schüler können per Spracheingabe übertragen werden, umständliches Tippen entfällt. "Schade für die Oberstufe" "In der Krise wird allen deutlich, wie notwendig es ist, die Digitalisierung zu leben", sagt Schulleiter Fischer. Knapp 1.100 Schüler besuchen die Salzkottener Gesamtschule. Auch wenn die Voraussetzungen in den Elternhäusern "total unterschiedlich" sind, wie Oberstufenchef Klinge sagt, "ziehen alle mit". Von den Kurslehrern gibt es Aufgaben, die die Schüler etwa zwei bis drei Stunden täglich beschäftigen sollen. Ein gewünschter Nebeneffekt: Durch die Nutzung der Tablets fürs Lernen soll auch die Medienkompetenz geschult werden. Die Lernangebote während des Schüler-Home-Office seien jedoch "nicht prüfungsrelevant", erläutert Klinge eine Vorgabe des Landes. "Das ist gerade für die Oberstufe schade", meint er, denn die meisten seien mit Eifer dabei. Das erleben offenbar auch Eltern. Der Schulleiter berichtet von der Rückmeldung einer Mutter, die verdattert feststellt, dass sich ihr Sohn den digitalen Aufgaben plötzlich ganz freiwillig widme. Angst, dass es sich bei solchen Beispielen nur um eine Anfangseuphorie handelt, haben Fischer und Klinge nicht. "Wir werden ganz sicher einen Schub mitnehmen", sagen sie. Und es gibt auch einen Schub, um den digitalen Ansatz auch auf die Klassen fünf bis zehn auszuweiten. Mit dem Tag der Schulschließungen erhielten auch die jüngeren Schüler Zugänge zur digitalen Lernplattform der Schule. Die Sälzer setzen auf das Programmpaket "Office 365" vom US-Softwaregiganten Microsoft. Damit die Technik daheim läuft, bietet Informatiklehrer Christian Bader sogar tägliche Unterstützung per Telefon für die Eltern an. "Die Digitalisierung ist der Weg, den wir gehen müssen", sagt der Schulleiter. Er prognostiziert, dass sich damit auch die Lehrerrolle verändert. Die Pädagogen seien mehr als Moderatoren und Begleiter in Lernprozessen gefragt. Im eigenen 100-köpfigen Kollegium habe die Krisenzeit auch bei erfahreneren Lehrern für ein Umdenken gesorgt: "Selbst skeptische Kollegen sind mittlerweile von den Chancen überzeugt." Zwar nimmt noch nicht jeder Lehrer Video-Vorträge auf, wie es Klinge tut, doch das Verteilen von Inhalten über die Schulplattform klappe bei den allermeisten gut. Dennoch steht selbst für die fortschrittsgläubigsten Pädagogen wie Klinge und Fischer fest: "Es wird auch in Zukunft nicht gänzlich ohne den persönlichen Kontakt zwischen Lehrer und Schüler gehen."

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