Todesfall in Gütersloh sorgt für Irritation: Cousin fühlt sich bei Bestattung übergangen

Gütersloh. Sterben, und niemand ist da: Sind Menschen am Ende ihres Lebens alleine, muss sich dennoch jemand um die Toten und deren letzte Ruhe kümmern. In solchen Fällen organisieren die Kommunen die Bestattung und übernehmen auch die Kosten, die so gering wie möglich gehalten werden sollen. Jedes Jahr finden in Gütersloh rund 100 sogenannte ordnungsbehördliche Beisetzungen von Verstorbenen ohne Angehörige statt. Doch was, wenn dann auf einmal doch noch entfernte Verwandte auftauchen und mit ihnen auch letzte Wille des Verblichenen inklusive spezieller Vorstellungen für das Begräbnis? Lesen Sie auch: Modeunternehmer aus Kreis Gütersloh gestorben: &bdquo;Plötzlicher Tod ist ein großer Verlust“ Den Gütersloher Friedel Redecker hat der Fall seiner verstorbenen Cousine sehr bewegt. &bdquo;Im Endeffekt hat sie ihre letzte Ruhe auf dem Friedhof in Isselhorst gefunden. So war es ihr Wunsch. Aber der Weg dorthin war schwierig“, erzählt der 83-Jährige. Um die Bestattung der 73-Jährigen sollte sich ihr Cousin kümmern Rückblende: Der 18. September 2023 ist ein Montag. An diesem Tag verstirbt die 73 Jahre alte, alleinstehende Anneliese G. (Name geändert) in ihrem Haus im Gütersloher Norden nahe des Mohns Parks eines natürlichen Todes. Um die Bestattung, so hatte die Dame schriftlich verfügt, solle sich ihr Cousin kümmern. Den Ort und auch das familiär bevorzugte Bestattungsunternehmen hatte Anneliese G. dafür eigentlich zu Lebzeiten auserwählt. Doch die Stadt Gütersloh hat eine ordnungsbehördliche Bestattung veranlasst, da sie keine nächsten Angehörigen und damit bestattungspflichtige Verwandte ausfindig gemacht hatte. Dazu zählen Ehegatten, Lebenspartner, Kinder, Eltern, Geschwister, Großeltern und Enkelkinder. Cousins sind nicht bestattungspflichtig. Allerdings hatte der Cousin der Toten das Schriftstück mit ihrem letzten Wunsch. Doch im Rathaus wusste niemand von der Existenz. Cousin ärgert sich über das Vorgehen des Ordnungsamtes &bdquo;Ich finde es nicht in Ordnung, dass das Ordnungsamt keine weiteren Nachforschungen betrieben hat, um Freunde oder entfernte Verwandte wie mich zu finden“, ärgert sich Friedel Redecker: &bdquo;Eine Nachfrage bei den Nachbarn muss doch drin sein.“ Dazu ist die Kommune allerdings auch nicht verpflichtet. Seine Cousine habe an ihrem Todestag einen Arzttermin nicht wahrgenommen, woraufhin die Polizei die Öffnung der Wohnung veranlasst habe und das Ordnungsamt verständigt. &bdquo;Der Leichnam wurde von der Nachbarin identifiziert. Ich wurde auch von Nachbarn über das Ableben informiert“, schildert der Rentner, &bdquo;dort hat aber niemand nach weiteren Angehörigen gefragt.“ In der Folge beauftragte die Stadt Gütersloh die ordnungsbehördliche Bestattung. Diese wird von einem Vertragsbestatter durchgeführt, in Gütersloh ist es das Unternehmen Bestattungen Köster aus Oerlinghausen, – üblicherweise in Form einer Einäscherung und der Beisetzung der Urne auf dem Kommunalfriedhof im Stadtteil Avenwedde-Bahnhof. 83-Jähriger konfrontiert Stadt mit Wünschen den Verstorbenen Anneliese G. hatte jedoch andere Pläne für ihre Beisetzung. Mehr als 14 Tage nach dem Tod der Frau kontaktiert Friedel Redecker deshalb von sich aus die Stadt Gütersloh, konfrontierte sie mit dem letzten Willen der Verstorbenen. &bdquo;Meine Cousine wollte in Isselhorst beerdigt werden, was das Ordnungsamt der Stadt Gütersloh auch respektiert hat“, erklärt der Gütersloher. Allerdings habe ihm der Vertragsbestatter der Stadt einen Beisetzungstermin aufdiktieren wollen, an dem er zeitlich verhindert gewesen sei, so Redecker: &bdquo;Obwohl auf dem Isselhorster Friedhof und in der Kapelle zig andere Termine frei waren.“ Mit dem Vertragsbestatter sei es zu Differenzen gekommen. Friedel Redecker ist sich sicher, dass ein heimischer Bestatter sensibler mit der Sache umgegangen wäre als ein auswärtiger. Rentner möchte frei wählen können, von wem er einmal bestattet wird Am 2. November 2023 ist Anneliese G. schließlich beerdigt worden – in Isselhorst und im Beisein von Angehörigen, Freunden und Nachbarn. Den Fall seiner Cousine Monate später öffentlich zu machen, dazu entschied sich Friedel Redecker, nachdem er im Bekanntenkreis jetzt von einem Schicksal hörte, das ihn an das seiner Cousine erinnerte. &bdquo;Der Fall lässt mir keine Ruhe. Muss ich als Alleinstehender jetzt einen Zettel an die Tür kleben, auf dem drauf steht, von wem ich gerne unter die Erde gebracht werden möchte?“, fragt sich Friedel Redecker nach den Erfahrungen, die er gemacht hat. Lesen Sie auch: Diebe verwüsten bis zu 50 Gräber auf Gütersloher Friedhof - Angehörige sind geschockt Dem 83-Jährigen gehe es darum, dass Menschen in seiner Stadt &bdquo;in Zukunft pietätvoll nach ihren Vorstellungen bestattet werden können – auch im Fall einer ordnungsbehördlichen Bestattung“. Friedel Redecker lebt ebenfalls alleinstehend und möchte dabei auch für sich frei wählen können, von wem er einmal bestattet wird. Leiche muss innerhalb von zehn Tagen beigesetzt werden Fakt ist allerdings: Bei einer ordnungsbehördlichen Bestattung ist eine solche Wahl nicht möglich. Denn es existiert das über ein Vergabeverfahren via Ausschreibung festgelegte Vertragsverhältnis zwischen Stadt und einem Bestattungsunternehmen. In Gütersloh läuft es über drei Jahre. Es gibt weitere Punkte, die über das Bestattungsgesetz NRW geregelt sind. So ist etwa eine Leiche grundsätzlich innerhalb von zehn Tagen beizusetzen oder einzuäschern, wenn keine bestattungspflichtigen Angehörigen ermittelt werden können. Für die Beisetzung von Urnen gelte eine Sechs-Wochen-Frist. &bdquo;Im angegebenen Fall war diese Frist leider längst verstrichen und der Angehörige, der sich gemeldet hatte, nicht bestattungspflichtig“, erklärt Martina Venne, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Ordnung. So äußert sich die Stadt Gütersloh zur Angelegenheit Zum Fall von Anneliese G. fügt sie hinzu, dass der Stadt Gütersloh über eine Nachlasspflegschaft bei dieser Bestattung im Nachgang keine Kosten entstanden seien. Ohnehin, so merkt Friedel Redecker an, seien Beerdigungskosten in Fällen, bei denen Verstorbene über Eigentum oder Vermögen verfügen, als Nachlassschulden gedeckt. Sofern die Stadt grundsätzlich bestattungspflichtig sei, erklärt Martina Venne vom Ordnungsamt weiter, werde nach Grundregeln bestattet, also eingeäschert. &bdquo;Ist allerdings bekannt, dass der Verstorbene nicht verbrannt werden möchte, weicht die Stadt davon ab, um den letzten Wunsch des Toten zu erfüllen“, erläutert sie. Die stellvertretende Ordnungsamts-Leiterin stellt auch klar: Wenn nicht bestattungspflichtige Personen, also weiter entfernte Verwandte oder Freunde, Nachbarn, bezüglich der Bestattung Wünsche haben, können diese berücksichtigt werden. &bdquo;Mehrkosten, zum Beispiel für eine Beisetzung auf einem anderen Friedhof, müssen dann aber von der Person übernommen werden.“

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