Brutaler Raubüberfall auf Paderborner Juwelier nach fünf Jahren vor Gericht

Paderborn. Andreas E. (Namen geändert) ist Inhaber eines alteingesessenen Handwerksbetriebes in Paderborn. Der 69-Jährige ist Goldschmied. Mit dieser Profession dürften die dunkelsten Erfahrungen zusammenhängen, die Andreas E. im Lauf der Zeit gemacht hat. Siebenmal sei sein Geschäft bereits überfallen worden, erzählt er vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn. Dort muss der 69-Jährige als Zeuge aussagen – gegen jenen Mann, der ihn vor fünf Jahren zusammen mit zwei Frauen am helllichten Tag überfiel und schwer misshandelte. Es ist nicht das erste Mal, dass Andreas E. vor den Richtern unter dem Vorsitz von Eric Schülke berichten muss, was ihm am frühen Mittag des 22. September 2020 widerfuhr. Denn zwei Frauen, die sich für den Überfall mit Paul L. zusammengetan hatten, wurden bereits im April 2021 zu sechseinhalb bzw. zu sechs Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Sie waren nämlich bereits nach kurzer Zeit geschnappt worden, während sich ihr Spießgeselle nach Griechenland absetzen konnte. &bdquo;Ich wollte mich nur retten“, ist der zentrale Satz, den Andreas E. fast genau fünf Jahre nach dem Überfall spricht. Denn es sind wahrlich Bilder des Schreckens, die die vier Überwachungskameras aus verschiedenen Winkeln aufgezeichnet haben. Da ist deutlich zu sehen, wie ein vermeintliches Verkaufsgespräch, das Paul L. und seine Begleiterin Nelli G. zunächst mit dem Goldschmied führen, in einen Gewaltexzess ausartet. Denn Andreas E. wird zu Boden gebracht, wiederholt mit einem Elektroschocker traktiert, mehrfach mit Reizgas besprüht. Was sich vor fünf Jahren im Juweliergeschäft in Paderborn abspielte Als ihm seine Gaspistole, die er stets in der Tasche seines Arbeitskittels bei sich hat, hinfällt, schlägt ihm Paul L. mehrfach mit dem Griff der Waffe auf den Kopf, und zerrt sein Opfer brutal über den Boden hinein in die Werkstatt, während seine Komplizin vergebens versucht, die Vitrinen im Verkaufsraum zu öffnen. Dass mit Lisa K. eine dritte Person zu den Tätern gehört, die in sicherer Entfernung Schmiere steht und mit Nelli G. die gesamte Zeit über das Mobiltelefon Kontakt hält, weiß der Goldschmied, der infolge der Tat über zwei Liter Blut verliert sowie etliche Prellungen und mehrere Rippenbrüche erleidet, zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Nach gut sieben Minuten machen sich Paul L. und Nelli G. davon. Die Frau hat aus dem Tresor Schmuck im Wert von rund 18.000 Euro genommen, ihr Kumpan einen Umschlag mit 9.400 Euro, wie später festgestellt wird. Während Nelli G. und Lisa K. recht schnell festgenommen werden, ist Paul L. samt Bargeld zunächst verschwunden. Mehr zum Gerichtsprozess: Frauen gestehen brutalen Überfall auf Paderborner Juwelier Angeklagter gesteht den Raubüberfall auf Paderborner Juwelier Als der 42-Jährige jetzt nach fünf Jahren dann doch auf der Anklagebank Platz nehmen muss, lässt er durch seinen Verteidiger Tim Hoffmann die Tat umfänglich einräumen, schließlich haben die Richter in einem Rechtsgespräch zugesichert, im Fall eines Geständnisses eine Freiheitsstrafe von höchstens siebeneinhalb Jahren zu verhängen. Und so muss Andreas E. mit seiner Schilderung nicht ins Detail gehen, die Richter wollen vor allem wissen, welche Folgen die Tat für den 69-Jährigen hatte, der fast 14 Tage im Krankenhaus behandelt werden musste. Von allen Überfällen, die er bereits erlebt habe, sei dieser der schlimmste gewesen, sagt er. Der Verlust des Schmucks oder auch des Geldes sei dabei nicht entscheidend. &bdquo;Das kommt und geht“, sagt Andreas E. &bdquo;Wichtig ist die Gesundheit.“ Urteil gegen die Mittäterinnen: Harte Strafen für zwei brutale Räuberinnen Opfer könnte Folgeschäden von Überfall davongetragen haben Zwar hat er bis auf ab und an auftretende Kopfschmerzen alle Blessuren folgenlos überstanden – doch jüngst stellten sich große Probleme mit seinen Augen ein. Spezialisten vermuteten, dass diese möglicherweise auf den mehrfachen Einsatz des Elektroschockers zurückzuführen seien, erzählt der Paderborner. Und so stößt es nicht auf Gegenliebe, als Verteidiger Tim Hoffmann im Namen seines Mandanten die Bitte um Entschuldigung an den Goldschmied heranträgt. Das bringe nichts, sagt der 69-Jährige. Die Verhandlung wird am Dienstag, 28. Oktober, fortgesetzt. An diesem Tag wollen die Richter bereits ihr Urteil fällen.

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