Tötungsdelikt in Paderborner Marienstraße: 17-Jähriger liefert falsche Tatbeschreibung

Paderborn. Dass Lukas L. (Namen geändert) in der Nacht auf den 1. Mai in der Marienstraße schwer verletzt wurde, ist unbestritten. Die genauen Umstände hingegen sind alles andere als geklärt - und das, obschon damals viele Menschen auf der Feiermeile unterwegs waren. Ihre Schilderungen gehen teilweise weit auseinander und nicht selten beschreiben Zeugen jetzt ein halbes Jahr später vor dem Paderborner Landgericht völlig andere Sachverhalte als noch im Verlauf der Ermittlungen. Für die Richter der 5. Großen Strafkammer ist das eine schwere Bürde. In der Anklage, die die Staatsanwaltschaft gegen Amir B. (18) und Omar E. (17) erhoben hat, ist die Rede von gemeinschaftlichem Totschlag. Dazu haben augenscheinlich Zeugen beigetragen, die im Verlauf der Ermittlungen einen äußerst brutalen Übergriff beschrieben haben - der aber höchstwahrscheinlich so gar nicht stattgefunden hat. Zu ihnen gehört ein 17-Jähriger, der damals zusammen mit Omar E. in einer Wohngruppe lebte. Er war nach dem Vorfall in den Fokus der Ermittler geraten und galt für eine kurze Zeit als möglicher Tatbeteiligter. Als er sechs Wochen später als Zeuge vernommen wurde, behauptete er, dass Omar E. mehrfach auf den Kopf des am Boden liegenden Lukas L. eingetreten habe. &bdquo;Das ist nicht richtig“, sagt er jetzt. &bdquo;Ich habe das nicht gesehen.“ Überwachungskamera eines Barber-Shops hilfreich Er sei am Tag seiner Vernehmung &bdquo;mental“ nicht in der Lage gewesen auszusagen, behauptet der 17-Jährige. &bdquo;Ich hatte Angst, weil es hieß, ich sei an der Tat beteiligt gewesen.“ Warum er aber der Polizei auch noch erzählte, die Angeklagten gehörten zu einer gefährlichen Bande, sodass er um sein Leben fürchten müsse, kann der junge Zeuge nicht erklären. Er nimmt ungerührt hin, dass Ankläger Kai Uwe Waschkies gegen ihn ein Verfahren wegen falscher Verdächtigung auf den Weg bringen will. Lesen Sie auch: Tötungsdelikt in Paderborner Marienstraße – Zeuge nimmt falsche Aussage zurück Dass die Schilderungen des 17-Jährigen, aber auch anderer Zeugen nicht auf Tatsachen beruhen, weiß das Gericht, wie berichtet, vor allem dank der Überwachungskamera eines Barber-Shops. Diese hat in der Nacht das Tatgeschehen zumindest teilweise aufgezeichnet. Demnach ist es gar nicht möglich, dass die Angeklagten Lukas L. brutal zusammentraten, als er bereits am Boden lang. Das Video zeigt lediglich, dass ein Mann einer Person, die von der Kamera nicht erfasst wurde, drei Schläge in Kopfhöhe versetzt und zweiter einen &bdquo;Sprungtritt“ ausführt. Danach entfernen sich die Täter ruhigen Schrittes. Beide Angeklagte haben entsprechende Attacken bereits eingeräumt, wobei Omar E. keinesfalls gegen den Kopf des Lukas L. getreten haben will, sondern gegen dessen Oberkörper. Einschätzung der Rechtsmedizinerin wird wichtig &bdquo;Wir sind dankbar, dass wir die Videoaufnahmen haben“, hat die Vorsitzende Richterin Nicole Klein am vierten Prozesstag betont. Denn schon aufgrund dieses Beweismittels ist die 5. Große Strafkammer bei der Eröffnung des Verfahrens nicht der Staatsanwaltschaft gefolgt, die gemeinschaftlichen Totschlag zur Anklage gebracht hatte. Immer informiert bleiben: Abonnieren Sie jetzt den &bdquo;NW“-Whatsapp-Kanal für den Kreis Paderborn Omar E., der einen Tritt gegen Lukas L. ausgeführt haben soll, sei allenfalls des versuchten Totschlags hinreichend verdächtig, für seinen Mitangeklagten Amir B. halten die Richter wegen dreier Faustschläge eine Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung für möglich. Entscheidend für die Urteilsfindung dürfte aber wohl die Einschätzung der Rechtsmedizinerin sein, die Lukas L. obduziert hat. Sie hat als Todesursache eine Hirnblutung ausgemacht, verursacht durch die Ruptur eines schon zuvor bestehenden Aneurysmas. Die Verhandlung wird am Donnerstag, 14. November, fortgesetzt. .responsive23-JRLgnL9ft6sjQmai-map-0814-toedliche-gewalttat { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-JRLgnL9ft6sjQmai-map-0814-toedliche-gewalttat { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-JRLgnL9ft6sjQmai-map-0814-toedliche-gewalttat { padding-top: 142.86%; } }

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