Krise bei der Pflege der Mutter: Schnelle Hilfe für Nicole gibt es vom Caritasverband Paderborn

Paderborn. Als Nicole erzählt, ist ihre Emotion zu spüren. Die 30-Jährige spricht über ihre demente Mutter. Mit um die 70 Jahre ist sie aus einer stationären Einrichtung zurück nach Hause gekommen. Und sie braucht Pflege. Tochter Nicole muss diese Aufgabe zunächst alleine bewältigen, alles organisieren. Hilfe bekommt sie von André Frisch vom Caritasverband Paderborn. Dem 52-Jährigen ist Nicole auch Monate nach der Krise in der häuslichen Umgebung sehr dankbar. Das hat das mit zwei Preisen ausgezeichnete Projekt &bdquo;Integrierte Pflegebegleitung“ des Caritasverbands Paderborn und der Alten- und Krankenhilfe der Caritas in Olpe möglich gemacht. Nicole heißt eigentlich anders. Ihren Namen möchte sie nicht öffentlich machen. Mit ihrer Geschichte will die junge Frau aus dem Kreis Paderborn andere motivieren, sich Hilfe zu holen. Jene Tage im Juni, als ihre Mutter im Rollstuhl und mit einem kurzen Übergabeprotokoll der stationären Einrichtung wieder zu Hause ankommt, beschreibt sie so: &bdquo;Ich war nervlich noch nie so am Ende, wie in dieser Woche. Und ich war froh, dass André da war und er sagte: Wir machen das jetzt zusammen.“ Zwar hat Nicole schon vor der Rückkehr der Mutter beim Caritasverband angerufen, beim Sozialdienst angefragt. Aber welche Anträge sie stellen muss, welche Leistungen der Familie zustehen und wie sie vor allem einen Lifter zum Umheben der Mutter aus dem Bett in den Rollstuhl und umgekehrt bekommt, &bdquo;das wusste ich alles nicht.“ Steigende Pflegekosten: Paderborner Caritasverband kämpft mit vielen Herausforderungen Paderbornerin beschreibt Druck von außen wie &bdquo;ein Mentos in der Cola“ Bis dahin hat Nicole schon Wochen der Anspannung erlebt. Als jüngste Tochter kümmert sie sich um die Mutter. Der Vater ist seit mehr als zehn Jahren tot. Nicole übernimmt die Verantwortung für die Mutter, räumt mit ihrem Freund das elterliche Zuhause auf, baut das Bad barrierefrei um. Sie muss für die Mutter stark sein. Für zusätzlichen Druck sorgen manche Kommentare von außen. Die seien oft &bdquo;wie ein Mentos in der Cola“. &bdquo;Sich um alte und kranke Menschen zu Hause zu kümmern, das ist schon eine Hausnummer. Damit umzugehen und ruhig zu bleiben, kostet Nerven und Kraft. Weil es auch etwas anderes ist, wenn es die eigene Mutter ist. Das ist mir schwergefallen, weil ich immer noch weiß, wie sie vorher war. Wie selbstständig“, sagt Nicole. Deshalb hat sich Nicole zunächst aus Eigenschutz zurückgezogen. Dennoch muss sie handeln, weiß nur nicht wie. &bdquo;Sie hatte ein Bett und einen Rollator. Ich wusste aber da noch nicht, wie ich sie überhaupt aus dem Bett bekomme.“ Hilfe kommt von der Caritas-Sozialstation St. Julian in Delbrück Der ambulante Pflegedienst kommt und dann auch André Frisch von der Caritas-Sozialstation St. Julian in Delbrück. Er ist ausgebildeter Rettungssanitäter und examinierte Pflegefachkraft. Als geschulte Fachkraft ist er neben Sandy Ziel Teil des Projekts des Caritasverbands Paderborn. Was das Projekt ausmacht, beschreibt dessen Leiterin Alexandra Amedick, stellvertretende Einrichtungsleitung in der ambulanten Pflege im Caritasverband Paderborn. &bdquo;Wir versuchen, durch Beratung, Unterstützung und Begleitung eine Versorgung in der häuslichen Pflege zu gewährleisten.“ Und so ist Frisch auch bei Nicole vorgegangen. Mit mehr Zeit als in der ambulanten Pflege und mit einer Weiterbildung in systemischer Beratung hat sich Frisch die Lage angeschaut und hat mit Nicole alle weiteren Schritte durchgesprochen. Schnell ist klar: Die Mutter braucht einen Stehlifter, einen Duschhocker, Pflegemittel, Inkontinenzmaterial. Dann hat er nach dem Medikamentenplan gefragt. Es geht auch um den Pflegegrad oder die Frage der gesetzlichen Betreuung. Die lehnt Nicole ab. Mehr zu Pflegekosten: Eigenanteil für Pflegebedürftige in NRW steigt erneut deutlich an Folgendes ist für Frisch wichtig. &bdquo;Unsere Arbeit lebt von Empathie. Das systemische Denken muss man lernen. Wichtige Faktoren sind auch, zuzuhören und sich Zeit zu nehmen“, sagt Frisch. Sein Vorteil ist: Er kennt die Vorgaben und Angebote, verfügt über ein Netzwerk. Frisch macht aber auch klar: &bdquo;Es geht gar nicht darum, die beste Möglichkeit zu finden und umzusetzen. Auch die zweite, dritte oder vierte Lösung kann helfen. Und das versuchen wir zu erreichen“, sagt Frisch. Paderborner Projekt hilft, dass zu pflegende Menschen zu Hause bleiben können Vor allem wollen die Kräfte im Projekt erreichen, einfache und praktikable Lösungen umzusetzen. In einem anderen Fall einer Paderbornerin, die mit mehr als 90 Jahren aus der stationären in die häusliche Pflege zurückgehen will, geht es um die Organisation des Alltags. Hier kann die Frau vieles selbst machen, ist aber körperlich eingeschränkt. Sie kann mit dem Haus- und Facharzt alles besprechen, aber nicht einkaufen. Deswegen haben sich die Projekthelfer auch im Umfeld umgesehen. &bdquo;Und dann kann es vielleicht sein, dass Freunde aus dem Schützenverein einspringen und mitmachen“, sagt Amedick. Jede noch so kleine Unterstützung kann dabei helfen, dass die zu pflegende Person im häuslichen Umfeld bleiben kann. Im Projekt &bdquo;Integrierte Pflegebegleitung“ hat der Caritasverband laut Amedick bisher 31 Fälle begleitet und abgeschlossen, zwei sind es aktuell. Im Caritasverband Olpe ist es in etwa dieselbe Zahl. Das Projekt ist mit dem &bdquo;Häuslichen Pflege Innovationspreis 2024“ der Fachzeitschrift &bdquo;Häusliche Pflege“ sowie 2025 mit dem &bdquo;Innovationspreis für die Langzeitpflege“ vom Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland ausgezeichnet worden. Das Projekt läuft seit 2022 und ist zunächst auf drei Jahre begrenzt. Die Förderung durch die Stiftung St. Kilian für karitative Aktivitäten des Erzbistums Paderborn endet laut Amedick am Dienstag, 30. September. &bdquo;Wir hoffen auf eine Weiterfinanzierung“, sagt sie. Diesen Wunsch unterstützt Nicole. Weil das Projekt ihr geholfen hat. &bdquo;Ich bin froh, dass ich wieder ein bisschen Alltag habe, dass ich arbeiten kann. Ohne André hätte ich das nicht geschafft“, sagt sie.

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