Vor der Kommunalwahl: Paderborn am Scheideweg

Bei der Kommunalwahl am kommenden Sonntag geht es für Paderborn um eine wichtige Richtung: Kann die begonnene Entwicklung zu einer moderneren Stadt, in der unter anderem Nachhaltigkeitsziele und Klimawandelanpassungen ernst genommen werden, weitergehen? Oder gibt es den Rückwärtssalto? Die Stadt steht am Scheideweg. Die Paderborner CDU im Stadtrat von morgen wird nicht die von heute sein. Die Hälfte der aktuellen Ratsmitglieder ist nicht erneut angetreten. Damit gehen aller Voraussicht nach deutlich konservativere Vorstellungen und eine mitunter klare Politik im Rückwärtsgang einher. Die Christdemokraten nennen dies CDU pur, es ist aber auch eine eindeutige Reaktion auf die jüngsten Gewinne bei der AfD. Und Spitzenkandidat Stefan-Oliver Strate fügt sich offenbar gut ein in das gewünschte Zukunftsbild. Zugleich geht vermutlich niemand davon aus, dass es für ihn im ersten Wahlgang reichen wird. Die Stichwahl am 28. September ist schon fest eingeplant. Dabei scheint bei der CDU nichts mehr sicher zu sein. Denn womöglich könnte Markus Mertens, der bisherige Chef der 24-köpfigen Ratsfraktion nach der Wahl seinen Posten verlieren. Neue Kräfte haben eben mitunter auch neue Präferenzen. Ohnehin wird sich schon am Wahlabend die Frage stellen, mit wem die CDU koalieren muss. Dass sie dies nur begrenzt gut kann, hat sich vor allem im Sommer 2024 gezeigt, als sie das Rathausbündnis mit den Grünen mit einem Knall beendete. Zum Hintergrund: Kommunalpolitisches Erdbeben in Paderborn: CDU lässt Koalition platzen Optionen für Rathaus-Koalitionen in Paderborn Doch ohne mindestens einen Partner wird es nicht gehen. Schwarz-Grün dürfte fürs Erste keine erneute Variante sein. Ein Team mit der SPD wie im Bund? Dafür müssten beide erst einmal auf eine Mehrheit kommen - was an den Sozialdemokraten scheitern könnte, die womöglich noch schlechter abschneiden als vor fünf Jahren. Die Linken sind ohnehin ausgeschlossen. Also blieben die aktuellen Minifraktionen FDP und Für Paderborn. Denn eine Koalition mit der keine Lösungen bietenden AfD hatte Fraktionschef Mertens ausdrücklich ausgeschlossen. Und dann sind da noch Volt mit Windkraftpionier Johannes Lackmann als Teil des Spitzenduos und FBI Freie Wähler mit seinem Sohn Jan als Vorsitzenden. Und eine Minderheits-CDU, die sich Mehrheiten suchen muss? Das künftige Rathausbündnis könnte dabei für Unruhe in Teilen der Paderborner Stadtverwaltung sorgen. Nicht nur die jüngste Podiumsdiskussion machte deutlich, dass etliche Fraktionen mit der Richtung nicht immer zufrieden sind. Besonders das Technische Rathaus mit Claudia Warnecke an der Spitze ist mit ihren Großkonzepten in der Kritik. Dabei wird einerseits nur ein klarer Rahmen gesetzt (Einzelhandels- und Zentrenkonzept) oder der Versuch unternommen, Paderborn für die Zukunft verkehrsfit zu machen (Integriertes Mobilitätskonzept). Lesen Sie auch: Wahlkampfendspurt: Bürgermeisterkandidaten diskutieren über den Standort Paderborn Die Suche nach dem besten Kompromiss für Paderborn? Also: Wohin führt der Weg? Alle Parteien und Kandidaten versprechen viel. Was sich davon einlösen lässt, muss nicht immer das Beste für Paderborn sein. Bestenfalls ist es aber der beste Kompromiss. Und es wäre schön, Paderborns Entwicklung zu einer attraktiveren und weltoffenen Stadt nicht zu bremsen. Vielleicht passt es da ins Bild, dass der Paderborner Wirtschaftsförderer Marco Trienes vor ein paar Tagen mitteilte, zum März nächsten Jahres nach Münster zu wechseln. Er hatte den Posten erst vor zwei Jahren übernommen. Sicher ist es ein Karrieresprung ins größere Münster, das ein erheblich positiveres Image hat als Paderborn. Aber es ist zumindest nicht auszuschließen, dass es auch andere Gründe gibt. Am Sonntagabend wird Gewissheit herrschen über die künftige Ratszusammensetzung. Aber zuvor hat Paderborn die Wahl. 📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Paderborn

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