Besonderes Projekt

Kunst trifft Garten: 16 Orte in Paderborn zeigen Kreativität in der Natur

Insgesamt 47 einheimische Kunstschaffende gibt es in Paderborn zu entdecken. Außer in Gärten geht es auch hinter Klostermauern oder auf eine Dachterrasse.

Die Dachterrasse der Paderborner Stadtwerke bietet nur dem Bildhauer Thomas Vossebürger eine Stellfläche, während unter anderem Anja Reineke (l.) ins Treppenhaus verbannt ist. | © Ann-Britta Dohle

07.09.2025 | 07.09.2025, 13:17

Paderborn. „Kunst trifft Gärten“ am strahlenden Spätsommer-Wochenende: 16 Paderborner Gärten mit insgesamt 47 einheimischen Kunstschaffenden gab es zu entdecken. Zahlreiche Besucher nutzten die Chance, sich Einblicke zu verschaffen in Klosteranlagen und Privatgärten.

Gartenbesitzerin Ursula Beckmann hatte vor zwei Jahren bereits ihren Garten zur Verfügung gestellt. Bekannte der Familie waren diesmal schon früh angereist, um das Event mitzufeiern. Künstlerin Sabine Jaekel ist in diesem Garten „Wiederholungstäterin“.

Wie schon 2023 schmücken ihre farblich knalligen Arbeiten - prächtige Blütendolden in Rosa auf Blaugrün, Meeresimpressionen, Steine in schwerem Ocker vor schwarzem Hintergrund - die Mauern und Büsche des großzügigen Gartens in der Südstadt.

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Arbeiten fügen sich die Umgebung des Paderborner Gartens ein

Diesmal mit dabei: Klaus Chabowski. Er setzt mal mit Fineliner-Zeichnungen, mit Schwarz-Weiß-Schraffuren, dann wieder mit Pastellstiften eine feine detaillierte Blütenpracht in Szene. Während es bei Jaekel gilt: „Das darf bei mir bunt sein“, ist es die Motivgenauigkeit, mit der sich Chabowskis Arbeiten in die natürliche Umgebung einfügen.

Der Garten Kloster Maria Himmelfahrt ist ein Kleinod mitten im Riemeke. Besucherin Lisa Bollmann: „Ich bin Paderbornerin, lebe aber in Rheda-Wiedenbrück. Da wird leider gar keine Werbung für diese Attraktion in Paderborn gemacht. Sie will mit ihrer Freundin das ganze Wochenende nutzen. Vor allem reizt es sie, die Klostergärten zu betreten, die hinter Mauern liegen.

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„Maria Himmelfahrt“ diente bis 2014 den Klarissen als Heimat, bevor es von der Gemeinschaft der Selig Preisung übernommen wurde. Hausherr Pater Franz schätzt das Garten-Kunstprojekt schon zum zweiten Mal: „Die Kunst passt hier her“, erläutert er strahlend. „Sie ist Ausdruck von Kreativität, so wie unser Glauben.“

Die Bilder zaubern ein Lächeln auf die Gesichter der Paderborner Besucher

Fred B. Kanena (v. l.), Jörn Neumann, Ulla Mersch, Dagmar Körkemeier und Michael Lönne sind mit ihren künstlerischen Arbeiten hinter den Paderborner Klostermauern gerne gesehene Gäste. - © Ann-Britta Dohle
Fred B. Kanena (v. l.), Jörn Neumann, Ulla Mersch, Dagmar Körkemeier und Michael Lönne sind mit ihren künstlerischen Arbeiten hinter den Paderborner Klostermauern gerne gesehene Gäste. | © Ann-Britta Dohle

Im riesigen Vorgarten ist Ulla Mersch unter anderem mit ihren Stadtansichten anzutreffen, mit „Gute-Laune-Bildern“, einer großen Palette an farbkräftigen Motiven, 3-D-mäßige Bildgestaltung ihrer Tierwelten. Sie beobachtet, dass ihre Bilder den Menschen oft ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Der durch eine hohe Gartenmauer abgeschottete Innengarten eröffnet den Besuchern einen weitläufigen Kunstgang. Da ist die Glasmalerin Sigrid Vischedyk, die mit ihren Farbwirbeln und Lichtdurchbrüchen wahre Himmelfahrten arrangiert. Da ist die Ateliergemeinschaft Karlswerke, Dagmar Körkemeier und Fred B. Kanena, die mit der alten Steinmauer in betörende Korrespondenz treten.

Kanenas gestische, abstrakte Malerei lässt mal schwebende, stürzende, zu Fall kommende Farbkörper, dann wieder Figuren auf weißer Holzrückwand hinter Glas erahnen, die er mit schwarzem Asphaltlack in ein leuchtendes Rund des Lebens manövriert. Körkemeiers handgeschöpften Papierarbeiten schwingen entlang der Mauer. Hinter oder vor einem Theatervorhang zeichnen sich mit feinem Ölstift lineare Konturen ab, die schwingend miteinander korrespondieren. „Begegnungen“, nennt die Künstlerin sie.

Die Paderborner Stadtwerke sind mit ihrer Dachterrasse dabei

Sich selbst begegnen kann man in den raffinierten Spiegelarbeiten der Glasmaler Michael Löhne und Jörn Neumann. Mit dem Bodenspiegel „SE LIG“ greifen sie den Ort auf, zwischen Himmel und Erde, denn in umgekehrter Leseart ergeben sie ein pragmatisches Zahlenkonstrukt.

Farbenprächtig: Die Kunstschaffenden Sabine Jaekel und Klaus Chabowski stellen im Garten Beckmann in Paderborn aus. - © Ann-Britta Dohle
Farbenprächtig: Die Kunstschaffenden Sabine Jaekel und Klaus Chabowski stellen im Garten Beckmann in Paderborn aus. | © Ann-Britta Dohle

Dem Himmel etwas näher kam man auf der überraschend kleinen Dachterrasse der Paderborner Stadtwerke. Während Bildhauer Thomas Vossebürger seine Marmor- und Betonskulpturen und eine prächtige Sonnenuhr über den Dächern Paderborns präsentieren konnte, mussten die Malerinnen Anja Reineke und Tanja Raeisi, auf das Treppenhaus ausweichen.

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Besucher Michael Spiegel und Leonie Jolmes (10 Jahre) hielt das nicht davon ab, bei den farbkräftigen Papageien und der Scherben-Collage mit Vögeln von Raeisi länger zu verweilen. Obgleich sie nur zufällig in die Ausstellung geraten waren, zeigen sie sich begeistert von den Ölgemälden.

Ein Paderborner Garten wird zur Ruheoase

Als verwunschene Ruheoase erwies sich der private, tiefe Garten Wellen in der Arminiusstraße. Birgit Brade und Laila Giordano, Mutter und Tochter, stellten dort unter anderem ihre abstrakte, freie Malerei aus. Aus den Naturräumen auf Holz erwächst bei Brade immer wieder Figürliches; aus Giordanos dynamischen Raumwelten (gearbeitet mit Händen, Spachtel, Papier) scheinen bisweilen urbane Strukturen durch.

Tüftler Bastian Schnitzers hat sich dem konkreten Thema „PaderWelle“ zugewandt. Seine Glasröhre aus destilliertem, gefärbten Wasser und Paraffinen ist ebenso ein Hingucker wie seine Wasserstrukturen aus Krepppapier in Bilderrahmen.

Dem Kulturverein Paderborn und der Werbegemeinschaft ist mit dieser vergnüglichen Entdeckungstour durch die Gärten ein ganz besonderes Paderborner Highlight zu verdanken.

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