Kein D-Ticket sozial für Bürger in den Kreisen Höxter und Paderborn – die Hintergründe

Borgentreich/Kreis Höxter. Mit dem Deutschlandticket sollen Menschen günstiger im Nah- und Fernverkehr reisen können. Für Menschen mit weniger Geld ist aber auch das zu teuer. Um den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver zu gestalten, sei das Deutschlandticket eingeführt worden. &bdquo;Innovativ“, merkt wie so viele auch ein Bürger aus dem Borgentreicher Stadtgebiet an. Doch übt er als Bürgergeldempfänger auch heftige Kritik. 58 Euro kostet für gewöhnlich das Deutschlandticket pro Monat. Seit gut eineinhalb Jahren gibt es in Teilen von NRW zusätzlich eine zehn Euro günstigere Variante, die die Ergänzung &bdquo;sozial“ im Namen trägt. Kaufberechtigt für dieses &bdquo;Deutschlandticket sozial“ sind beispielsweise Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld, Wohngeld, Grundsicherung im Alter sowie Menschen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen. Mobilität sei ein wichtiger Faktor im Alltag. Auch die Menschen mit schmalem Geldbeutel sollten den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Das Deutschlandticket sei &bdquo;eine gravierende Vereinfachung für die Nutzer, da man so bundesweit mobil sein kann, ohne sich Gedanken um die verschiedensten Tarife und Fahrkarten machen zu müssen“, sagt der Borgentreicher und schildert seine Erfahrung, die er aktuell habe machen müssen. Und die ihn arg verärgert zurückließen. Das vergünstigte Sozialticket in den Kreisen Höxter und Paderborn Als Bezieher von Leistungen nach SGB habe er Anspruch auf das Deutschlandticket sozial, schickt er voraus. Und diesen Anspruch habe er geltend machen wollen und das Sozialticket beantragt, habe aber vom Jobcenter wohl das falsche Formular erhalten. Er hakte nach. In den Kreisen Höxter und Paderborn gebe es kein Deutschlandticket sozial, stattdessen sei das &bdquo;Fair-Ticket Hochstift“ das vergünstigte Sozialticket für Berechtigte, erfuhr er. &bdquo;Überall in Deutschland gibt es das D-Ticket sozial. Nur im Hochstift nicht“, schildert er seine Verwunderung. In NRW gibt es bereits seit Dezember 2023 in vielen Städten und Kreisen das D-Ticket sozial. Wie in den Kreisen Minden-Lübbecke, Herford, Gütersloh und Lippe und der Stadt Bielefeld. Dort wird es als Abo angeboten, hat keine Mindestvertragslaufzeit, ist monatlich kündbar, an eine bestimmte Person gebunden und kann nicht an andere weitergegeben werden. &bdquo;Aktuell ist es für das Hochstift nicht erhältlich“, erklärt der Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter (NPH) lapidar auf seiner Webseite im Internet. Da das Deutschlandticket sozial durch die Kommunen finanziert werde, &bdquo;entscheiden die Kreise selber, ob sie das Ticket anbieten. Die Kreise Paderborn und Höxter tun dies leider aktuell nicht“, heißt es seitens der Verbundgesellschaft Paderborn-Höxter, die sich im Hochstift unter dem Label &bdquo;Fahr mit“ um den Ticketverkauf kümmert. Lesen Sie auch: Deutschlandticket Sozial startet in ersten NRW-Regionen Die unsoziale Seite des Deutschlandtickets? Er fühle sich eindeutig benachteiligt. Denn mit dem Fair-Ticket stehe ihm im Gegensatz zum Deutschlandticket, das bundesweit Fahrten mit Bus und Bahn erlaube, in der Warburger Börde nur ein begrenzter &bdquo;und damit unbrauchbarer Aktionsradius zur Verfügung“. Nur in den Kreisen Höxter und Paderborn gültig, seien für ihn benachbarte Gemeinden in Hessen, wie beispielsweise Diemelstadt, Bad Arolsen, Wolfhagen, Hofgeismar, Bad Karlshafen oder Kassel damit nicht erreichbar. Ebenso wenig wie niedersächsische Gemeinden wie Holzminden, Boffzen oder Lauenförde auf dem gegenüberliegenden Ufer der Weser. &bdquo;Wir haben im Hochstift Paderborn das Deutschlandticket sozial nicht aufgelegt, weil wir ein günstigeres Ticket im Angebot haben“, merkt Matthias Hack, Pressesprecher des NPH an. Während das D-Ticket sozial den Kunden 48 Euro koste, sei das Fair-Ticket &bdquo;in und für unsere Region für 42,70 Euro erhältlich“. Hack führt als weiteres Argument an: &bdquo;Nach unseren Erfahrungen und überregionalen Erkenntnissen findet der absolut überwiegende Teil der Fahrten mit dem Deutschlandticket sozial in der jeweiligen Region statt“, sagt er. &bdquo;Insofern sehen wir uns im Hochstift Paderborn im Sinne der Kundenbedürfnisse hier sehr gut aufgestellt.“ Die Kommunen im Hochstift entscheiden mit Für den Borgentreicher kaum verständlich. &bdquo;Unfair“, sagt er. Die Zuständigkeit für Sozialtickets liegt beim Kreis des Wohnortes des Anspruchsberechtigten. Personen, die ein Deutschlandticket sozial oder ein anderes Sozialticket für den ÖPNV kaufen möchten, müssen dort einen Berechtigungsnachweis, beantragen. Meist beim Sozialamt, Jobcenter oder Bürgerbüro. &bdquo;Dieser Nachweis berechtigt dann zum Kauf des Sozialtickets beziehungsweise dem D-Ticket sozial bei einem lokalen Verkehrsunternehmen“, weiß Maike Czieschowitz, Pressesprecherin der Westfalen-Tarif GmbH. Die Kommunen seien es auch, &bdquo;die entscheiden, ob sie ein Deutschlandticket Sozial anbieten möchten oder lieber andere vergünstigte Tickets für diesen Personenkreis“. Diese Entscheidung werde nach komplexen politischen Abstimmungsprozessen getroffen, auch die Haushaltslage spiele dabei eine Rolle. Dabei gewährt das Land den Kreisen Zuwendungen zur Förderung von Sozialtickets im ÖPNV. Lesen Sie auch: Grüne hoffen auf vergünstigtes Deutschlandticket sozial in Paderborn Einmal an die Mobilität mit dem D-Ticket gewöhnt Dabei könne es doch so einfach sein, sagt der Borgenreicher Bürgergeldempfänger und spricht beispielsweise die Kosten an, die bei der Stadt aufschlagen, obwohl sie durch Versprechen von Bund und Land verursacht sind. Man könne sich größeren Aufwand ersparen, &bdquo;wenn Fahrten gleich übers D-Ticket abgerechnet werden“, sagt er. Dieses Einsparpotenzial werde nicht erkannt. Grundsätzlich sei es günstiger, &bdquo;dass Empfänger von Sozialleistungen einheitlich auf das D-Ticket sozial umgestellt werden“. Als Leistungsbezieher stünden ihm monatlich 50 Euro für Mobilität und Ticket zur Verfügung. Da liege das D-Ticket sozial innerhalb des Budgets. Wenn man sich einmal an die Mobilität mit dem D-Ticket gewöhnt habe, bleibe vielleicht so manche Fahrt mit dem Auto aus, sagt der Borgentreicher. &bdquo;Und die Auslastung der Busse und Bahnen würde sich verbessern.“ Doch wie es mit dem Deutschlandticket weitergeht, ist noch nicht ausgemacht. Es soll über 2025 hinaus fortgesetzt werden. Darauf hat sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag geeinigt. Über die Finanzierung des Tickets werde derzeit beraten, heißt es aus Berlin.

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