Naturschutz in Paderborn: Kampf um heimische Pflanze im Paderquellgebiet

Paderborn. Ist es ein schützenswertes Biotop im Paderquellgebiet oder nicht? Eine Diskussion um eine bis zu 400 Quadratmeter große Fläche hat die Kreisgruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) angestoßen. Dort wächst vor allem die Pestwurz. Die Pflanze mit auffallend großen Blättern möchte der BUND erhalten. Die Stadt möchte stattdessen auf derselben Fläche an der Bachstraße Rasen kultivieren. Und das hat mehrere Gründe. Die Empörung beim BUND ist in einer Mitteilung von Kreissprecher Markus Müller herauszulesen. Zuvor habe eine Bürgerin die Umwelt- und Naturschützer &bdquo;auf einen Vorgang aufmerksam gemacht, der uns ziemlich fassungslos macht“, so Müller. Dazu verweist er auf Vorlagen der Verwaltung. Unter der Überschrift &bdquo;Gartendenkmal Westliches Paderquellgebiet“ haben politische Gremien vor einigen Monaten über eine Entwurfsplanung beraten. So Ende August im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Konversion mit einstimmigem Beschluss für eine Umsetzung der Pläne sowie Mitte September im Kulturausschuss. Mit den Arbeiten sollen letztlich die Schäden nach dem Tornado Emmelinde im Mai 2022 beseitigt werden. Der Tornado hatte sich quer durch die Kernstadt bewegt und starke Schäden auch in Grünanlagen wie im Paderquellgebiet, im Geißelschen Garten sowie im Riemekepark verursacht. Tornadoschäden: Bauarbeiten im Paderquellgebiet Paderquellgebiet: Pläne orientieren sich an historischen Vorbildern Nach einem Beschluss zur Beseitigung der Tornadoschäden hatte das Kölner Büro Grow Anfang 2024 mit einer Planung begonnen. Auch in Abstimmung mit den Denkmalbehörden. Unter anderem sollen Pflanzen wieder dazukommen, soll es Baumaßnahmen geben. Geplant sei eine Aufwertung der Anlage unter Aspekten des Denkmalschutzes, der Ökologie sowie der Klimafolgenanpassung, so die Verwaltung. Dabei orientiere sich die Planung auch an historischen Vorbildern, vor allem aus dem Jahr 1955. Und unter dem Stichwort Klimaschutz äußert der BUND nun Kritik. Denn die im Paderquellgebiet zu sehende Art der Pestwurzen, eine Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler, stelle einen Teil eines wertvollen Feuchtgebietes dar. Damit sei die Pestwurz letztlich wichtig fürs Klima. Zudem biete das Feuchtbiotop &bdquo;vielen Vögeln, zum Beispiel der Wasseramsel, und auch Insekten einen nötigen Schutz vor heißen Sommertagen, wie in den vergangenen Wochen“. .responsive23-PdqTKsAGfNKhNhBR-map-paderquellgebiet-biotop { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-PdqTKsAGfNKhNhBR-map-paderquellgebiet-biotop { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-PdqTKsAGfNKhNhBR-map-paderquellgebiet-biotop { padding-top: 142.86%; } } Dabei ist für den BUND bedeutsam, dass im Feuchtbiotop überwiegend eine Pestwurzart wachse. &bdquo;Diese Pflanze findet man normalerweise direkt an Fließgewässern. Im Paderquellgebiet hat sie sich scheinbar über die letzten Jahrzehnte in einem Bereich etabliert, welcher nicht direkt am Wasser liegt“, so der BUND. Die Umwelt- und Naturschützer fordern nun &bdquo;einen Kompromiss“, bei dem das Feuchtbiotop erhalten bleibt. Zusammenfassend teilt Müller mit: &bdquo;Was für ein Nonsens ist das, etliche Millionen Euro für Klimaschutzanpassung oder Maßnahmen auszugeben und an dieser Stelle ein erhaltenswürdiges Feuchtbiotop mitten im Paderquellgebiet plattzumachen?“ Dafür habe der BUND &bdquo;kein Verständnis“ und fordert einen &bdquo;Stopp“. Bilder im Vergleich: Die Spuren des Sturms im Paderborner Stadtbild Stadt Paderborn: Fläche ist kein wertvolles Biotop Für die Stadt gibt es allerdings keinen Grund für eine Umplanung. Denn bei der Fläche handele es sich &bdquo;nicht um ein ökologisch wertvolles und geschütztes Biotop, sondern um eine als Monokultur eingestufte Pestwurzfläche“, teilt Stadtsprecher Jens Reinhardt mit. Und die soll bei der Sanierung des Gartendenkmals in eine Rasenfläche umgestaltet werden. &bdquo;Ursprünglich war die besagte Fläche eine Rasenfläche und hat sich mit zunehmender Vernässung über die Jahrzehnte zu einer Pestwurzfläche entwickelt“, so Reinhardt. Jüngsten Beobachtungen zufolge hätten dort aber Nässe und Feuchtigkeit nachgelassen, &bdquo;sodass eine Rasenfläche mit überschaubaren Drainagemaßnahmen gute Chancen hätte“. Wichtig sei auch, dass das westliche Paderquellgebiet unter Denkmalschutz stehe. Reinhardt: &bdquo;Die auf diesen denkmalpflegerischen Anforderungen beruhenden Vorgaben müssen bei den Umgestaltungen beachtet werden.“ Dagegen habe der Kreis Paderborn als Aufsichtsbehörde keine Einwände. 3D-Modell: So hat das Paderquellgebiet vor 100 Jahren ausgesehen Arbeiten im Paderquellgebiet sollen bald beginnen Laut Stadtsprecher Reinhardt werde die Ausschreibung für die Arbeiten zur Umgestaltung des Paderquellgebietes in den nächsten Tagen veröffentlicht. Die Stadt hoffe, dass die Arbeiten dann im August beginnen. In diesem Zusammenhang soll die Pestwurzfläche voraussichtlich im Herbst oder Winter abgeräumt werden. Laut der Verwaltungsvorlage von Ende August 2024 wurden die gesamten Baukosten damals auf etwa 3,4 Millionen Euro geschätzt. Darin sind Planungskosten in Höhe von etwa 400.000 Euro enthalten. Über die Landesförderung &bdquo;Sturmtief Emmelinde“ soll die Maßnahme im Paderquellgebiet zu 90 Prozent gefördert werden. Nach dem Tornado hatte das Land NRW den Städten Paderborn, Höxter und Lippstadt über eine entsprechende Förderrichtlinie bis zu 45,5 Millionen Euro bereitgestellt. Dem jüngsten Stand zufolge sollten die Arbeiten bis voraussichtlich Anfang 2026 andauern. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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