Muttermilch für Frühchen: Paderborner Klinik hilft beim Stillen

Paderborn. Als es für Sofie Rosenstein hieß &bdquo;Sie bleiben jetzt hier“, kam das überraschend. Sie war schwanger mit ihren Zwillingen Max Bärmann und Cuno Edmund – aber erst in der 29. Woche. Normalerweise dauert eine Schwangerschaft rund 40 Wochen. Rosenstein habe mit einem späteren Termin gerechnet. Ihr Mann Raphael und sie mussten sich nun darauf einstellen, deutlich früher ihren neuen Nachwuchs in Empfang zu nehmen. Ostermontag blieb Sofie Rosenstein daher in der Frauen- und Kinderklinik St. Louise in Paderborn. Am 30. April habe sie dann ihre zwei eineiigen Zwillinge zur Welt gebracht. Max um 14.37 Uhr und Cuno um 14.48 Uhr. Beide wogen gerade einmal circa 1.100 Gramm. &bdquo;Für uns war das alles schon sehr extrem“, erinnert sich Raphael Rosenstein. Für das medizinische Personal war es das nicht. Denn in der Frauen- und Kinderklinik an der Husenerstraße komme beinahe jede Woche ein Frühchen zur Welt. Genauer gesagt werden hier fast 50 Frühgeburten pro Jahr verzeichnet, erklärt Oberarzt Frank Dohle. Für Eltern bleiben in dem Moment einer Frühgeburt viele Fragen: Ist mein Kind gesund, kann es selbstständig atmen, kommt es per Kaiserschnitt und kann es gestillt werden? Denn gerade Letzteres klappt nicht immer. Um insbesondere Frühchen besser versorgen zu können, wurde deshalb eine Muttermilchbank eingerichtet. Davon profitierte nun auch Familie Rosenstein. Erste Muttermilchspenderin in Paderborn berichtet &bdquo;Vergleichbare Einrichtungen gebe es nur noch in Bielefeld und Detmold“, erklärt Dohle. Bereits 2024 habe das Projekt begonnen. Muttermilch sei ein echtes Wundermittel. &bdquo;Ihr Nährstoffgehalt ist um ein Vielfaches höher als bei industriell angereicherter Kuhmilch“, sagt Dohle. Spenden könnten aktuell nur Frauen, die selbst Frühchen auf der Station zur Welt gebracht haben. Die allererste Spenderin war Lisa Marie Neugebauer. Die 27-Jährige ist ebenfalls Mutter von Zwillingen. Ihre Kinder kamen in der 30. Woche. Sie habe keine Probleme mit dem Stillen gehabt. &bdquo;Als ich meine Kinder sehen durfte, hatte ich direkt den Milcheinschuss. So viel, wie ich hatte, konnten die gar nicht trinken“, erinnert sich die junge Mutter. Sie habe sich nie Gedanken darüber gemacht, ob sie stillen konnte. Umso wichtiger sei es ihr gewesen, andere Kinder mit ihrer Muttermilch zu versorgen. &bdquo;Nicht jede Mutter kann stillen, das tat mir sehr leid“, sagt Neugebauer. Wenn sie über die ersten Wochen nach der Geburt ihrer Kinder spricht, klingt sie zufrieden. Sie gibt aber auch zu: &bdquo;Das hat schon an den Nerven gezerrt.“ Um als Spenderin infrage zu kommen, musste sie einige Tests durchlaufen. Fragebögen, Blutuntersuchungen, Mutterpasskontrolle sowie diverse Checklisten gehörten dazu. Mehr zum Thema: Hilfe für Frühgeborene – In OWL entsteht die erste Muttermilchbank Zwillinge blieben acht Wochen in Paderborner Klinik Alle zwei Stunden – Tag und Nacht – entzog sie ihrer Brust mittels einer Pumpe die Muttermilch. In den ersten sieben Wochen nach der Geburt waren ihre Kinder noch in der Kinderklinik. Teilweise fuhr Neugebauer deshalb mitten in der Nacht ins Krankenhaus. Das kennen auch die Rosensteins. Auch sie standen häufig nachts vor dem Eingang der Frauen- und Kinderklinik St. Louise. Max und Cuno blieben ebenfalls acht Wochen in der Klinik, während ihre Eltern nach Hause mussten. Sie erinnern sich an das Stehen neben den Inkubatoren und wie sie ihre Jungs durch die Öffnungen zumindest ein wenig berühren konnten. Der Anblick der Kinder sei dabei gewöhnungsbedürftig und für, diejenigen, die nicht wissen, wie ein Frühchen aussehe, erschreckend. &bdquo;Ich habe deshalb erst einmal keine Fotos verschickt“, sagt Sofie Rosenstein. Die Kinder seien noch sehr klein und hängen an vielen Geräten. &bdquo;So groß wie ein Stück Butter. Das sieht total krass aus“, beschreibt es Rosenstein. Dem Personal der Klinik sei die Familie sehr dankbar für die Unterstützung in diesem Ausnahmezustand. Besonders Christine Schmücker, der leitenden Oberärztin der Geburtshilfe. &bdquo;Das ist meine persönliche Heldin“, sagt Sofie Rosenstein. Passend zum Thema: Muttermilchspenden für Frühchen - Bielefelder Arzt kämpft für bessere Versorgung Empfängerin wird in Paderborn zur Spenderin Ihre Kinder erhielten in den ersten Lebenswochen neben ihrer Muttermilch auch Gespendete. Rosenstein selbst konnte zu Beginn nur kleine Mengen aus ihrer Brust ausstreichen. Doch nach wenigen Wochen hat auch sie einen Muttermilchüberschuss. Die dreifache Mutter konnte dabei auf viele Erfahrungen mit ihrer erstgeborenen Tochter zurückgreifen. Ihre Spende steht nun im Kühlschrank der Frauenmilchbank – eingefroren ist sie nämlich sechs Monate haltbar. &bdquo;Vor der Geburt war meine größte Sorge, wie ich mit zwei Säuglingen klarkommen werde. Heute lache ich darüber“, sagt Rosenstein. Die Familie sei überglücklich. Max und Cuno nehmen regelmäßig zu und seien seit einigen Wochen bei ihren Eltern. Jetzt trenne sie kein Glaskasten mehr von aneinander. Und sie könnten ohne Sorge ihre Kinder berühren, tragen und umarmen. Wie sich das Zusammenleben momentan anfühle? &bdquo;Wunderschön, wild und chaotisch“, sagt Sofie Rosenstein strahlend.

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