Unwetter im Kreis Paderborn: Gab es sogar zwei Tornados? DWD prüft

Paderborn. Von den Schäden des Tornados vor drei Jahren ist das Unwetter vom Samstagabend weit entfernt. Dennoch hat das Gewitter mit ergiebigem Regen für etliche Schäden gesorgt, deren Beseitigung zum Teil noch läuft. Der Deutsche Wetterdienst prüft zudem, ob es möglicherweise sogar zwei Tornados gab. Dies sagte Adrian Leysersturm vom Deutschen Wetterdienst (DWD) auf &bdquo;NW“-Anfrage. Zunächst habe man um 19.30 Uhr Fotos von Trichterwolken aus Bad Lippspringe bekommen, eine knappe Stunde später dann aus dem Raum Altenbeken. Jetzt werde aufgrund von Schadensanalysen geprüft, ob das zwei getrennte Ereignisse waren oder doch eins. Im Radar zeigten sich unterschiedliche Strukturen. In kurzer Zeit habe es dabei nahezu die Niederschlagsmenge eines ganzen Sommermonats – 60 bis 80 Millimeter – gegeben. In der Wetterstation Bad Lippspringe wurden 63, in Bad Wünnenberg-Eilern 60 Millimeter gemessen. &bdquo;Das war schon eine extreme Niederschlagsmenge“, sagt Leysersturm. &bdquo;Ab 40 Millimetern spricht man von einem extremen Unwetter.“ .responsive23-fqwq1xqwcUUJoU4k-map-15062025 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-fqwq1xqwcUUJoU4k-map-15062025 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-fqwq1xqwcUUJoU4k-map-15062025 { padding-top: 142.86%; } } Kapazität der Paderborner Kanäle wird teilweise überschritten Besonders in der Kernstadt sowie in den Ortsteilen Dahl, Benhausen und Neuenbeken kam es zu äußerst intensiven Niederschlägen, teilt der Stadtentwässerungsbetrieb (Steb) mit. Die Regenschreiber im Stadtgebiet registrierten Regenmengen von bis zu 47,1 Millimeter pro Quadratmeter innerhalb von etwa 30 Minuten. Nach den Tabellen des Deutschen Wetterdienstes entspricht dies einer Wiederkehrzeit von mehr als 100 Jahren, also einem äußerst seltenen Ereignis. Die Kanalnetze seien gemäß den gesetzlichen Vorgaben für Ereignisse mit einer Wiederkehrhäufigkeit von fünf Jahren ausgelegt. Über diese Anforderungen hinaus seien in einigen Bereichen des Stadtgebiets die Kanäle sogar größer dimensioniert. Zudem leisteten die 23 Regenrückhaltebecken des Steb einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Entwässerungssystems: Sie speichern das Regenwasser zwischen und geben es verzögert und kontrolliert ins Kanalnetz ab, um Überflutungen zu vermeiden. Schweres Unwetter: 400 Einsätze im Kreis Paderborn und ein Millionenschaden Aufgrund der Niederschlagsmengen hätten die Kanalisation, Straßenabläufe, Dach- und Regenrinnen ihre Kapazitätsgrenzen erreicht und teilweise überschritten. Die Folge war Wasser, das sich unter anderem in Senken sammelte und zu Überflutungen führte – wie an der Borchener Straße und Warburger Straße. Ein extremer Starkregen ist auf Paderborn gefallen In der Kläranlage sei es zeitlich verzögert zwischen 22.30 und 23 Uhr zu Spitzenzuläufen von rund 8.700 Kubikmetern in der Stunde gekommen – dicht an der maximalen Aufnahmefähigkeit ohne Baumaßnahmen (9.200). Aufgrund des laufenden Umbaus der biologischen Reinigungsstufe hätten die Abwassermengen laut Steb durch einen gezielten Rückstau innerhalb der Kläranlage ohne Beeinträchtigung des Klärprozesses gereinigt werden können. Etwa zehn Steb-Mitarbeitende waren rund um die Uhr im Einsatz, unterstützt durch externe Dienstleister zur Reinigung von Sinkkästen. Derzeit würden die Bauwerke im Abwassernetz weiterhin überprüft, gereinigt und kleinere Schäden repariert. Laut Steb laufe aktuell alles störungsfrei. Mit der Einrichtung des Auskunfts- und Informationssystems Starkregen (AIS) stelle der Steb verschiedenen Fachstellen sowie vor allem der Bevölkerung eine digitale Simulation bereit, die die Gefahren bei einem Starkregenindex (SRI) von 7 (Wiederkehrzeit 100 Jahre) und 10 (extremer Starkregen) veranschaulicht. Bei dem jüngsten Starkregen sei nach bisheriger Auswertung teilweise ein SRI von 9 erreicht worden. Tornados, Starkregen und Gewitter in OWL: Wie gefährdet ist die Region? In Paderborn sind ganze Wege weggespült worden Die Mitarbeitenden des Amtes für Umweltschutz und Grünflächen hätten bislang noch nicht alle Flächen im Stadtgebiet begutachten können. Schäden auf den Friedhöfen – etwa Astbrüche im Kronenbereich zahlreicher Linden (Westfriedhof) – würden durch eine Fachfirma aufgearbeitet. Schäden auf dem Ost- und dem Waldfriedhof wurden bereits beseitigt. Im Paderquellgebiet wird bis zum Baubeginn zur Neugestaltung eine Fußgängerbrücke gesperrt bleiben. Auch der Philosophenweg ist gesperrt, da dort große Teile des Fußweges weggespült wurden. Im Haxtergrund wurde ein Weg komplett fortgespült. Insgesamt kam es bei Bäumen zu sehr vielen Ast- und Kronenausbrüchen. Davon betroffen waren insbesondere die Innenstadt, die Südstadt sowie das westliche Stadtgebiet. Der Starkregen verursachte außerdem überschwemmte Wegedecken, verstopfte Rechen und Abläufe, ausgespülte Kinderspiel-Sandkästen sowie unterspülte Grünflächen und Pflasterflächen. Wissenswert: Was bei Gewitter passiert – und was daran besonders ist Eine Straße ist in Paderborn noch unpassierbar Auch dem Straßen- und Brückenbauamt liegt noch keine vollständige Übersicht vor. Derzeit besichtigen die Mitarbeitenden vom Starkregen betroffene Brücken in der Borchener Straße sowie in weiteren Bereichen. Der Bauhof kümmere sich schnellstmöglich um die Aufräumarbeiten und darum, ausgespülte Bereiche instandzusetzen. Aktuell ist zum Beispiel noch die Luise-Hensel-Straße aufgrund von Schlamm unpassierbar. Vermutlich aufgrund von Wassereintritt ist im Bereich der Straßenzüge Eisteich, Schulstraße und Friedrich-Ebert-Straße am Wochenende die Beleuchtung ausgefallen. Unwetter in Paderborn: Druckerei bekommt nach Millionenschaden Hilfe von anderen Firmen Beim Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb Paderborn (ASP) zeigt sich das Unwetter vor allem durch verschmutzte Straßen. Es werde einige Tage dauern, bis alles wieder gereinigt sei, sagt ASP-Leiter Dietmar Regener. Besonders verdreckt seien etwa der Bereich Luise-Hensel-Straße/Philosophenweg neben der Driburger Straße oder Unterführungen wie an der Borchener Straße. Allerdings gebe es auch verstärkt Anfragen nach &bdquo;Sperrmüllabfuhr“, so Regener. Entsorgungszentrum des Kreises Paderborn verlängert Öffnungszeiten Weitgehend verschont geblieben sind die Parkhäuser und anderen Gebäude des ASP. Auch die Auslösung der Brandmeldeanlage in der Tiefgarage Königsplatz habe nichts mit dem Unwetter zu tun. Es gab hier jedoch einen geringen Wassereintritt aus dem Bereich der Baustelle am ehemaligen Kaufhofgebäude. Einschränkungen aufgrund des Regens habe es nicht gegeben, so Regener. Auch beim Abfallverwertungs- und Entsorgungsbetrieb Kreis Paderborn (AVE) gebe es &bdquo;Anrufe, die über das normale Maß hinausgehen“, sagte Enrico Franke. Und zwar Anrufe aus Hövelhof. Diese beträfen &bdquo;gemischte Siedlungsabfälle“. Der AVE verlängert infolge des Unwetters am Entsorgungszentrum Alte Schanze für vom Unwetter betroffene Bürger zudem die Öffnungszeiten am Dienstag und Mittwoch, 17. und 18. Juni von 8 bis 18 Uhr. Bibliotheken bleiben wegen Wasserschäden geschlossen Die Kinderbibliothek in der Rathauspassage bleibt laut Auskunft des städtischen Gebäudemanagements (GMP) bis einschließlich Samstag, 21. Juni, geschlossen. Hier ist das Erdgeschoss mit Wasser vollgelaufen und ein Feuchtigkeitsschaden entstanden. Teilweise fielen auch Strom sowie die Netzwerktechnik aus. Blitzschlag und Starkregen: Feuerwehr Paderborn in Hunderten Unwettereinsätzen Auch in die Open Library im Adam-und-Eva-Haus ist Wasser eingedrungen und hat teilweise den Lehmputz aus dem Fachwerk gelöst. Der Standort bleibt bis Dienstag, 17. Juni, geschlossen, danach könne es unter Umständen teilweise geöffnet werden. Mehr Infos unter www.bibliothek.live. Zwei Paderborner Sporthallen bleiben für Nutzung vorerst gesperrt Wie das GMP erklärt, sind an verschiedenen Stellen Schäden an städtischen Gebäuden entstanden. So bleiben die Sporthalle Pelizaeus und das Sportzentrum Maspernplatz zunächst für die Nutzung gesperrt. Während sich in der Pelizaeus-Halle der Sportboden vollgesogen hat, stand der Boden in mindestens einer Hallenhälfte des Sportzentrums Maspernplatz unter Wasser. Nun muss dort der reversible Parkettboden entfernt und der Boden getrocknet werden. In das Erdgeschoss im B-Gebäude des Gymnasiums Pelizaeus war ebenfalls Wasser eingedrungen – Auswirkungen auf den Schulbetrieb hatte dies allerdings nicht. Kleinere Schäden entstanden außerdem in der Mensa der Grundschule Karl, in der Kita Karl sowie im WC am Westerntor. Bürgermeister Michael Dreier bedankte sich in einer Presseinformation der Stadt Paderborn für die große Hilfsbereitschaft der Mitarbeitenden von Ämtern, Behörden und Institutionen sowie der gesamten Bevölkerung. &bdquo;Wenn es eng wird, zieht Paderborn an einem Strang – davon bin ich immer wieder tief beeindruckt.“ Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

Meistgelesen