Amok- und Bombendrohung an Schulen: Wie Paderborn sich auf Krisenfälle vorbereitet

Paderborn. Die Zahl der Bedrohungen gegen Schulen in NRW ist deutlich gestiegen. Zuletzt sind auch in Paderborn mehrere solcher E-Mails in Postfächern gelandet. Im jüngsten Fall haben Unbekannte sogar gedroht, Bomben zu zünden. An den betroffenen St.-Michael-Schulen hat ein Krisenteam mit festgelegtem Plan dabei geholfen, die Situation zu bewältigen. Welche Bedrohungen auf Schulen hat es zuletzt in Paderborn gegeben? Drei Bedrohungslagen haben zuletzt Schüler, Lehrer und Eltern in Paderborn beunruhigt oder für Angst gesorgt. Am 9. April sind am Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg, am Ludwig-Erhard-Berufskolleg sowie am Helene-Weber-Berufskolleg E-Mails mit identischem und bedrohlichem Inhalt eingegangen. Auch am 23. Mai sind an mehreren Schulen in NRW, ebenfalls in Paderborn, Drohmails angekommen. Eine direkte Gefahr habe es laut der Polizei nicht gegeben. Dennoch ist der Unterricht teilweise ausgefallen. Und schließlich sind am 26. Mai E-Mails an Paderborner Schulen gesendet worden, auch mit Bombendrohungen. Daraufhin sind unter anderem die St.-Michael-Schulen durchsucht worden. Nach dem Polizeieinsatz ist der Unterricht weitergegangen. Immer öfter Drohmails an Schulen: Täter geben sich als Terroristen aus Wie schätzt die Polizei die aktuelle Bedrohungslage ein? Zur aktuellen Lage hat Corinna Koptik, Sprecherin der Polizei im Kreis Paderborn, Auskunft gegeben. Demnach gehe das Landeskriminalamt NRW derzeit &bdquo;nicht von einer Ernsthaftigkeit der Androhungen aus“. Darüber hinaus sei &bdquo;bis dato kein schädigendes Ereignis zum angekündigten Zeitpunkt der Drohungen eingetreten“. Unterdessen weist die Landespolizeistatistik einen starken Anstieg von Bedrohungslagen an Schulen in NRW aus. Demnach sei die Zahl angedrohter Straftaten allein von 2023 auf 2024 um etwa 58 Prozent auf 375 angestiegen. Das geht aus einer Antwort von Schulministerin Dorothee Feller (CDU) auf eine AfD-Anfrage hervor. In der Statistik sind allgemeine Drohungen an Schulen, Bombendrohungen, Androhungen für Amokläufe, mündliche oder schriftliche Drohungen von Schülern gegenüber anderen Schülern, Posts in sozialen Medien und Foren sowie anonyme Schreiben erfasst worden. Unterricht eingestellt: Drei Paderborner Berufskollegs erhalten Droh-Mails Generell sind besonders jene Fälle alarmierend, in denen Verfasser beispielsweise die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) erwähnen und konkret eine Schule ins Visier nehmen. Alle in solchen Krisenfällen beteiligten Institutionen, darunter die Polizei, nehmen solche Nachrichten besonders ernst. Aber auch Trittbrettfahrer, also Mailverfasser, die sich beispielsweise vor zentralen Prüfungen melden, gibt es. Welche Institutionen sind in Paderborner Krisenfällen beteiligt? Die Schulen in Paderborn sind in unterschiedlicher Trägerschaft. Alleine die Stadt ist nach eigenen Angaben für 37 Schulen und Verbünde zuständig. Dort sind insgesamt etwa 18.000 Schüler sowie 1.500 Lehrer. Zudem sind beispielsweise das Erzbistum Paderborn, der Kreis Paderborn und Initiativen aus dem nicht-öffentlichen Bereich Träger. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn. In Krisenfällen an Schulen arbeiten laut dem Kreis Paderborn folgende Institutionen zusammen: die Kreispolizeibehörde, der Krisenbeauftragte der Bezirksregierung, das Schulamt für den Kreis Paderborn, die Regionale Schulberatungsstelle und bei Bedarf weitere Fachstellen/Beratungsstellen. Zudem gebe es laut der stellvertretenden Kreissprecherin Diana Ramme regelmäßig Online-Besprechungen mit den Krisenbeauftragten des Landes NRW und den direkt zuständigen Krisendezernenten in der Bezirksregierung Detmold. Außerdem hat das Land NRW für solche Fälle den sogenannten &bdquo;Notfallordner - Hinsehen und Handeln“ entwickelt. So bereiten sich die St.-Michael-Schulen in Paderborn auf Krisenfälle vor Bezüglich der jüngsten Bedrohung gegen das Gymnasium St. Michael blickt Thomas Throenle, Pressereferent im Erzbistum, zunächst auf diese Schule. Dort gebe es ein fest installiertes Krisenteam. Verbindliche Regelungen und Abläufe seien aber generell in den einzelnen Notfallordnern für alle Schulen des Erzbistums hinterlegt. Also auch für die Grundschule, die Realschule und das Edith-Stein-Berufskolleg. &bdquo;Die Vorgaben des Landes werden damit vollumfänglich umgesetzt“, so Throenle. Drohmails an viele Schulen in NRW: Auch Paderborner Schulen sind betroffen Beispielsweise gehören dem Krisenteam am Gymnasium St. Michael die Schulleitung, der Seelsorger, der Sozialarbeiter, eine Sekretärin und ein Hausmeister an. Hinzu kommen Verbindungspersonen zum Kollegium, zu den Schülern sowie deren Eltern. Auch der Sicherheitsbeauftragte, der Beauftragte für die Erste Hilfe, der Beauftragte für den Brandschutz sowie eine weitere Schulsekretärin und ein weiterer Hausmeister seien involviert. Throenle: &bdquo;Im akuten Fall einer Krise wird natürlich unmittelbar beraten und entschieden. Zugleich wird durch die involvierten Personen und Institutionen sichergestellt, dass eine Krise nicht nur bearbeitet, sondern auch aufgearbeitet wird. Unter Beteiligung aller ist im Idealfall auch die Handlungssicherheit gegeben.“ Zum Schuljahresbeginn gebe es zudem eine Unterweisung bezüglich des richtigen Verhaltens in Krisensituationen. Darüber hinaus finden regelmäßige Informationen und Vorbereitungen statt. Auch die Eltern seien eingebunden. Stadtschulpflegschaft Paderborn wünscht sich mehr Informationen Unterdessen wünschen sich Vertreter der Stadtschulpflegschaft Paderborn mehr Informationen zum Thema der Krisenprävention und -bewältigung. Das teilt Vorstandssprecher Walter Wirch auf Nachfrage mit. &bdquo;Wir haben Vertrauen in die Maßnahmen des Landes“, sagt er. Das Vertrauen reiche auch in die Schulen hinein. Der Eindruck der Stadtschulpflegschaft sei indes, dass nicht alle Eltern in Paderborn darüber informiert sind, wie die jeweiligen Schulen in Krisenfällen vorgehen. Kreis Paderborn: Signale bei Jugendlichen früh erkennen Wichtig ist allen Beteiligten, auch auf die Prävention, also die Früherkennung zu setzen. Hierbei geht es darum, Jugendlichen und junge Erwachsenen zu helfen, die andernfalls solche Drohmails schreiben könnten. &bdquo;Drohungen und auch Fehlalarme können als Hilferufe junger Menschen gewertet werden. Sie signalisieren damit: Mir geht es nicht gut“, teilt Diana Ramme für den Kreis mit. Mehrere Paderborner Schulen durchsucht: Polizei reagiert auf Drohmails Erkennbar sei nach den vergangenen Jahren, dass die Coronapandemie Spuren hinterlassen habe. Junge Menschen würden sich verstärkt mit ihren Emotionen und Gefühlen auseinandersetzen, Stress und Belastungen würden zunehmen. Und Reaktionen seien unterschiedlich: Manche Jugendliche äußern sich, andere ziehen sich zurück, einige seien gewaltbereiter. Zudem gibt es den Rat des Kreises Paderborn an die Eltern, Kinder nicht sich selbst und den sozialen Netzwerken zu überlassen. Wichtig bleibe auch hier, Gesprächsbereitschaft zu signalisieren.

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