Düsseldorf (dpa/lnw). Die jüngste bundesweite Serie von Bombendrohungen im Bildungsbereich hat allein in Nordrhein-Westfalen 285 Schulen betroffen. Sechs von ihnen seien am vergangenen Freitag oder am Montag vorsorglich geschlossen worden, sagte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) im Schulausschuss des Landtags.
Zwar sei die Polizei überall zu dem Ergebnis gekommen, dass keine konkrete Gefahr bestehe. Die Stimmung in der Schulgemeinschaft sei an einigen Orten aber so aufgebracht gewesen, dass die Schulleiter entschieden hätten, die Kinder trotzdem nach Hause zu schicken. Teilweise hätten auch Eltern massiven Druck ausgeübt, hieß es aus dem Ministerium.
Die Schulen hatten eine gleichlautende Mail mit dem Absender „Islamischer Staat“ erhalten, in der mit einer Bombenexplosion gedroht wurde. „An die Schule“, begann das Schreiben, das so oder in ähnlicher Form vergangene Woche Dutzende Einrichtungen bundesweit erreicht hat. Der Inhalt handelte davon, dass die Schule das nächste Ziel wäre. Dass eine Bombe explodieren und „Soldaten“ auf Schüler schießen würden. Unterschrieben war die Nachricht mit dem arabischen Namen des IS im Irak. Passiert ist aber: nichts. Unter anderem wegen der Masse der versendeten Mails war die Polizei schnell zu der Einschätzung gekommen, dass keine tatsächliche Gefahr bestehe.
Auch Schulen in OWL betroffen
Auch Schulen in OWL erhielten derartige Drohungen, mehrere davon in Paderborn und Bielefeld. Die Schülerinnen und Schüler der St.-Michael-Schule in der Paderborner Innenstadt durften das Gebäude am Montagmorgen zunächst nicht betreten. Die Schule wurde durch Einsatzkräfte durchsucht, so Polizeisprecherin Corinna Koptik. Es seien jedoch keine verdächtigen Funde gemacht worden.
Lesen Sie auch: Mehrere Paderborner Schulen durchsucht: Polizei reagiert auf Drohmails
Gerade in Zeiten (zentraler) Prüfungen registriere man jedes Jahr ein höheres Aufkommen solcher Schreiben, die an Schulen adressiert sind, heißt es aus gut unterrichteten Kreisen. So womöglich auch in diesem Fall. Denn am Dienstag sollten die zentralen Prüfungen der Klasse 10 starten.
„Gefährdungsbeurteilung der Polizei ist maßgeblich“
Für die Schulen gebe es in solchen Situationen einen vorgeschriebenen Ablauf – vor allem sei die Polizei einzubinden, sagte Feller. „Diese Gefährdungsbeurteilung der Polizei ist für die Schulen maßgeblich.“ Trotzdem seien die Schulen immer in einem Spannungsfeld: Einerseits sollten unnötige Schulschließungen verhindert werden. Gleichzeitig müsse eine Gefährdung der Schülerinnen und Schüler bei solchen Drohungen ausgeschlossen werden.
„Man darf nie fahrlässig sein und sagen: Die letzte war ja auch nur Fake“, betonte die Ministerin. In einer solchen Situation eine Entscheidung zu treffen, sei für alle Beteiligten eine Herausforderung. „Das ist eine belastende Situation.“
Lesen Sie auch: Immer öfter Drohmails an Schulen: Täter geben sich als Terroristen aus
SPD fordert mehr Unterstützung für Schulen
Die SPD-Landtagsopposition hatte das Thema auf die Tagesordnung des Schulausschusses gebracht. Die Sozialdemokraten warfen Feller vor, das Krisenmanagement ihres Ministeriums funktioniere in solchen Situationen nicht. Die Ministerin wies die Vorwürfe zurück und betonte, in fast allen betroffenen Schulen habe der Präsenzunterricht trotz der Drohschreiben nach Stundenplan stattfinden können.