Warum einige Bäume in Paderborn plötzlich weiß werden

Paderborn. Es ist ein Bild, wie aus einem Horrorfilm an der Münsterstraße und Fürstenallee in Paderborn. Von Weitem sehen einige Bäume dort gespenstisch aus. Weiß, bedeckt mit feinen Weben und an vielen Stellen kahl. Verursacher ist keine besondere Spinnenart oder eine Krankheit. Auch nicht der gefürchtete Eichenprozessionsspinner. Sondern die Gespinstmotte. &bdquo;Es handelt sich bei dem Befall um Raupen dieser Motte“, erklärt Joanna Becker, Pressesprecherin der Stadt Paderborn. Die Raupe werde häufig verwechselt mit dem Eichenprozessionsspinner. &bdquo;Dieser hat jedoch Brennhaare, ist anfangs braun, dann gelb-grau mit schwarzen Längsstreifen“, sagt Becker. Die Raupe der Gespinstmotte sei jedoch gelblich bis grün sowie schwarz gepunktet. Zudem sei sie ein bis zwei Zentimeter großer Nachtfalter, der jeweils eine Generation im Jahr durchläuft. Dabei entwickele er sich in vier Stadien. Vom Ei zur Raupe, dann zur Puppe und schließlich zum Falter. Im Herbst lege der Falter die Eier meistens in der Baumrinde ab, wo sie überwintern würden. Im Frühjahr entwickeln sich daraus die Raupen. Lesen Sie auch: Kreis Paderborn erlebt historische Trockenphase: Wie Sie jetzt Wasser sparen können Warum die Raupen Paderborner Bäume bewohnen Das bedeutet, dass die Motten im Frühjahr die auffälligen, seidenartigen Gespinste erzeugen, die im Stadtgebiet aber nur sporadisch auftauchen würden. Aber warum spinnen die Raupen überhaupt? &bdquo;Sie bedecken große Teile von Bäumen und Sträuchern und bilden eine schützende Schicht gegen natürliche Fressfeinde wie Meisen und Spatzen“, sagt Becker. So können sie ungestört fressen. Sie suche sich deshalb einen &bdquo;Wirtbaum“ oder &bdquo;Wirtstrauch“ und fressen deren Blätter. Auf dem Speiseplan sehen die Motten deshalb gerne Apfelbäume, Pfaffenhütchen und Traubenkirschen. Die gute Nachricht dabei: &bdquo;Vom einmaligen Fraß sterben diese Bäume aber nicht ab“, sagt Becker. Lesen Sie auch: Sechs Monate nach Ende der Paderborner Baumschutzsatzung: Für wen hat es sich gelohnt? Und wer sich vor den spinnenden Motten fürchtet, sollte ebenfalls keine Angst haben. Denn sie sind für den Menschen nicht gefährlich. Die Stadt unternehme gegen die Tiere deshalb aktuell nichts. &bdquo;Eine Bekämpfung mit Spritzmitteln wird seitens der Stadt Paderborn nicht praktiziert“, sagt Becker. Tipps gegen die Gespinstmotte Aber auch wenn die Stadt nichts unternimmt, hat sie dennoch für interessierte Gärtner Hinweise, wie sie mit der Gespinstmotte umgehen können. Zum Beispiel, indem man natürlich Feinde einsetzt. &bdquo;Das sind vorwiegend Meisen und Spatzen. Es macht daher Sinn, im eigenen Garten diesen Vögeln Nisthilfen anzubieten“, sagt Becker. Des Weiteren könne man auch Nematoden – eine Art von Fadenwürmern – zur natürlichen Bekämpfung der Raupen einsetzen. &bdquo;Dabei dringen die Nematoden über Körperöffnungen in die Raupen der Gespinstmotte ein und setzen eine tödliche Bakterie frei“, berichtet Becker. Dies führe zum Absterben der Raupen, von denen sich wiederum die Nematoden ernähren und vermehren. Dieser natürliche Prozess helfe, das Ökosystem gesund zu halten. Das empfehlen Umweltschützer Wer aber nichts tut und die Zeit mit den weißen Schleiern einfach aussitzt, kommt auch zu Erfolg. Denn auch wenn die Gespinstmotte für viele Gehölze unwillkommenen Stress bedeute, treibe Pflanzen sie im Normalfall später ein zweites Mal aus, sodass bis zum Sommer alles weitgehend normal aussehe, erklärt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Der Verband geht sogar so weit und sagt, dass eine Bekämpfung der Gespinstmotten völlig überflüssig sei. Und die Raupen hätten sogar einen Vorteil für die Umwelt: &bdquo;Die erhebliche Menge an anfallenden, leicht abbaubaren Raupenkot liefert dem Baum einen Großteil der durch den Blattfraß verlorenen gegangenen Mineral- und Nährstoffe zurück.“

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