Nachruf

Trauer in Paderborn um Historiker und Lehrer

Friedrich Gerhard Hohmann ist mit 97 Jahren verstorben. Er hat sich zeitlebens für die Geschichtsforschung eingesetzt. An sein Wirken erinnern der Altertumsverein und das Gymnasium Theodorianum.

Friedrich Gerhard Hohmann wurde 97 Jahre alt. | © Altertumsverein

01.06.2025 | 01.06.2025, 12:13

Paderborn. Der Altertumsverein Paderborn nimmt Abschied von Friedrich Gerhard Hohmann, der im Alter von 97 Jahren verstorben ist. Der Historiker und Lehrer sei ein leidenschaftlicher Förderer der westfälischen Geschichtsforschung und ein unermüdlicher Akteur des Altertumsvereins Paderborn gewesen, dessen Geschicke er über mehr als fünf Jahrzehnte maßgeblich mitgestaltete, heißt es in einem Nachruf.

Geboren 1928 in Münster, kam Hohmann nach Studium und Promotion im Jahr 1956 ans Gymnasium Theodorianum nach Paderborn. Seitdem habe er in seinem „außergewöhnlichen Leben“ die akademische und kulturelle Landschaft in Westfalen durch sein Engagement und seine Expertise geprägt. Seine unerschöpfliche Neugier und sein Drang nach Wissen hätten dazu geführt, dass er sich in abwechslungsreiche Themen und historische Projekte vertiefte.

Besonders hervorzuheben sei Hohmanns Rolle als Herausgeber der renommierten Reihe „Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte“, die er zu einem bedeutenden Forum für Historiker und eine unverzichtbare Informationsquelle für die Region entwickelte. Unter seiner Leitung erschienen zahlreiche Bände, die die westfälische Geschichte nicht nur bewahrten, sondern auch lebendig machten.

Hohmann unterrichtete Generationen von Schülern

„Friedrich Gerhard Hohmann war ein Mentor und Lehrer in jeder Hinsicht, dessen Unterricht viele Generationen von Schülern inspirierte“, schreibt der Altertumsverein in seinem Nachruf: „Sein unermüdliches Engagement förderte nicht nur den wissenschaftlichen Nachwuchs, sondern schuf auch Verbindungen zwischen Wissenschaft und breiter Öffentlichkeit.“ Mit der Gründung des Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preises, der bis heute jährlich vom Altertumsverein verliehen wird, unterstützte er junge Historiker auf Ihrem beruflichen Weg.

Auch im hohen Alter sei Hohmann dem Verein und der westfälischen Geschichtsforschung treu geblieben, was seine Entschlossenheit und Leidenschaft für die Geschichte unterstreiche.

Abschließend würdigt der Verein den Verstorbenen mit folgenden Worten. „Sein Lebenswerk ist eine bleibende Quelle der Inspiration. Wir verlieren nicht nur einen geschätzten Kollegen, sondern auch einen zuverlässigen Wegbegleiter.“

Gymnasium Theodorianum erinnert an „enthusiastischen Lehrer und Freigeist“

Auch das Gymnasium Theodorianum trauert um seinen ehemaligen Lehrer Friedrich Gerhard Hohmann. Wie die Schule mitteilt, könne er ohne Einschränkung als Honoratior des Gymnasium Theodorianum bezeichnet werden. Sein Wirken und sein Denken hätten viele Schülergenerationen, aber auch die Schule in ihrer Entwicklung und Bedeutung selbst beeinflusst. Es herrsche Trauer um seinen ehemaligen Kollegen und geschätzten Lehrer.Geboren 1928 in der Weimarer Republik, aufgewachsen in der Diktatur des Nationalsozialisten und mit 17 Jahren auf dem Weg in die deutsche Demokratie der Bundesrepublik trat er nach seinem Studium 1956 ins Kollegium ein. Als Lehrer für Deutsch und Geschichte engagierte er sich Zeit seines Lebens im Altertumsverein. Sein Ansehen zeigte sich im Schuljahr 1975/76 in der Berufung der Stadt Paderborn, mit der Hälfte seiner Lehrerstelle die Stadtgeschichte für das 1200-jährige Jubiläum aufzuschreiben.

Auch seine freien Entscheidungen, mit denen er sich auch gegen Widerstände durchsetzen musste, seien unvergessen. In einer Zeit, in der „Die Blechtrommel“ von Günter Grass als Provokation gegen das Establishment galt, setzte Hohmann sie auf den Lehrplan für seine Schülerinnen und Schüler. Die Aufforderung, sich mit der eigenen Gegenwart auseinanderzusetzen, indem sich die jungen Menschen ein Bewusstsein ihrer Vergangenheit erarbeiten, um so mündige Bürger zu werden, begleitete sein Wirken in jedem Moment.

Er nahm die Schülerinnen und Schüler in ihrer Entwicklung ernst und entwickelte das Gymnasium im engsten Sinn des Begriffes Humanismus weiter, da er die Selbstverantwortung in den Mittelpunkt stellte. Gerade sein Einsatz im Bereich Germanistik, die Auswahl der Literatur und die Behandlung der Inhalte habe die Schule deutlich weiterentwickelt.

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