Bahnhofsmission in Paderborn: Warum die Zahl der Bedürftigen steigt

Paderborn. Die Menschen, um die sich die Helferinnen und Helfer der Bahnhofsmission Paderborn täglich kümmern, werden mehr. Das berichtet Felicitas Kniesburges. Die 67-Jährige ist seit dem 1. Januar hauptamtliche Leiterin. An diesem Samstag will sich das Team den Bürgerinnen und Bürgern vorstellen. Der Termin ist kein Zufall. Denn in diesem Jahr fällt der Tag der Bahnhofsmission auf den 19. April. Von 9.30 bis 13 Uhr sind Besucherinnen und Besucher am Haus der Bahnhofsmission am Ende von Gleis 1 willkommen. Mit folgender Zahl verdeutlicht Kniesburges, dass auch die überwiegend ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfer eine Zunahme der Bedürftigkeit in Paderborn beobachten. &bdquo;Wir hatten 2024 mehr als 37.000 Gäste“, sagt Kniesburges. Bahnhofsmission in Paderborn: Steigender Bedarf an Unterstützung Bahnhofsmission in Paderborn lebt von Spenden Träger der Bahnhofsmission in Paderborn sind die Diakonie Paderborn-Höxter und In Via Paderborn. Das Ziel und die Aufgabe der Organisation ist es, Menschen ohne Wenn und Aber und &bdquo;egal welcher Herkunft und welchen Alters“ zu helfen. In zunehmendem Maß sind die Bahnhofsmissionen auf Spenden angewiesen. &bdquo;Die Zahl unserer Gäste, die von Armut und Ausgrenzung betroffen sind, ist ungebrochen steigend hoch“, so Kniesburges. An manchen Tagen kommen zwischen 160 bis 200 Menschen, viermal so viele wie in der Zeit vor der Coronapandemie. Am vergangenen Dienstagvormittag waren es 120, berichtet Kniesburges. Die Bahnhofsmission sei &bdquo;in den Krisen dieser Zeit oftmals die erste Anlaufstelle für sie“, fügt sie hinzu. Vor allem sei die Zahl der älteren Besucher gestiegen. &bdquo;Wir stellen fest, dass es mehr Altersarmut gibt, dass mehr Frauen und Familien betroffen sind“, sagt Kniesburges. Oftmals hätten Frauen, die ihr Leben lang in Teilzeit gearbeitet haben, keine entsprechende Rente. Bahnhofsmission Paderborn: kostenloses warmes Mittagessen für Gäste Es ist sehr viel, was die Helferinnen und Helfer der Bahnhofsmission den Gästen bieten. Das ermöglichen die Spender, ohne die die Bahnhofsmission auch in Paderborn nicht tätig sein könnte. Zweimal in der Woche, montags und mittwochs, gibt es ein kostenloses Mittagessen. Aber auch an den anderen Tagen bekommen Gäste beispielsweise belegte Brötchen, Tee und Kaffee. Altenbekener Bahnhofsmission: Finanzspritze steht auf wackligen Beinen Das ist möglich, weil beispielsweise die Bäckerei Lange im Bahnhof Brötchen vom Vortag weitergibt. Und weil das Ehepaar Beatrix und Michael Mauermann seit etwa drei Jahren dienstags frische Wurst und Käse auf eigene Kosten mitbringt und gespendete Lebensmittel von Edeka Windmann in Paderborn-Elsen abholt. Es gibt aber auch Kleidung und Körperpflegemittel. Bürgerinnen und Bürger bringen oft beispielsweise Kaffee, Obst oder Geld. Kleidung nimmt die Bahnhofsmission derzeit aber nicht an. Helfer der Bahnhofsmission haben ein offenes Ohr Zudem hilft die Bahnhofsmission aufgrund der Lage Reisenden, etwa bei Problemen während des Umsteigens. Die Helferinnen und Helfer haben aber auch ein offenes Ohr für persönliche Probleme ihrer Gäste oder vermitteln, wenn diese kurzfristig einen Ort zum Übernachten suchen. Und – in manchen Fällen – können die Helferinnen und Helfer beim Austausch mit Behörden unterstützen. In diesem Jahr lautet das Motto der Bahnhofsmission übrigens: &bdquo;Zeit spenden, Hoffnung stiften. Engagieren für die Bahnhofsmission“. Seit 130 Jahren gibt es die Bahnhofsmission, aktuell an etwa 100 Orten in Deutschland. Ohne Ehrenamtliche wäre die Arbeit aber auch in Paderborn nicht möglich, wie Leiterin Kniesburges betont. &bdquo;Wir haben 28 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, davon sind 15 bis 18 derzeit aktiv dabei“, sagt sie. Zudem gibt es drei hauptamtlich Beschäftigte. Wie viel die Ehrenamtlichen in Paderborn leisten, verdeutlicht eine weitere Zahl: Etwa 7.200 Stunden sind sie im Jahr im Einsatz. Bundesweit engagieren sich etwa 2.300 haupt- und ehrenamtliche Kräfte in der Bahnhofsmission. Zu den Ehrenamtlichen in Paderborn gehört beispielsweise Ulrike Jeremias. Sie freut sich, helfen zu können. &bdquo;Ich gehe entspannter raus als rein. Helfen zu können, gibt mir ein gutes Gefühl“, teilt sie mit. Seit mittlerweile acht Jahren ist sie mit ihrem Mann bei der Bahnhofsmission. &bdquo;Ich freue mich darüber, dass wir alle, so verschieden wir auch sind, zusammen an einem gemeinsamen Ziel arbeiten“. Erste Straßensozialarbeiterin in Paderborn Für ihre Aufgabe als Leiterin bringt Kniesburges viel Erfahrung im Umgang mit Menschen mit. Offiziell ist sie seit Jahresbeginn 2025 die Nachfolgerin von Sabine Bergmaier, die nach mehr als 20 Jahren in den Ruhestand gegangen ist. Bereits im November hat Kniesburges die Leitung übernommen und arbeitet in Teilzeit. Die Sozialarbeiterin stammt aus Paderborn und lebt in Delbrück. Sie ist 1987 die erste Straßensozialarbeiterin in Paderborn gewesen. Für den Verein Kim – Soziale Arbeit ist Kniesburges im Team mit Bodo Merck vier Jahre unterwegs gewesen. Das Büro sei damals am Liboriberg gewesen, wo heute das Gebäude mit der CDU-Kreisgeschäftsstelle steht. &bdquo;Später bin ich ausgewandert“, erzählt Kniesburges mit einem Augenzwinkern. 16 Jahre hat sie mit ihrem Mann an der Ostsee verbracht und in der Berufsbildung gearbeitet. Nach der Rückkehr in die Region ist Kniesburges seit 2008 im Jobcenter Detmold tätig gewesen. Nach ihrem offiziellen Eintritt in den Ruhestand im April 2024 arbeitet sie nun in Teilzeit bei der Bahnhofsmission. &bdquo;Diese Erfahrungen im Umgang mit Menschen sind sehr hilfreich“, sagt Kniesburges, die sich über ihre neue Aufgabe freut.

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