Paderborns neuer Oberst: „Sicherheit beim Schützenfest bereitet mir Sorgen“

Herr Zengerling, Sie sind zum Oberst des mit 4.600 Mitgliedern größten Schützenvereins der Region gewählt geworden. Angesichts der vielen personellen Wechsel im Verein ist das eine große Aufgabe. Wie kam es dazu? Bernd Zengerling: Mein Lebensplan war in der Tat ein anderer. Doch dann wurde ich gefragt und habe nach vielen Gesprächen Verantwortung für den PBSV übernommen. Und ich halte es auch für richtig, in dieser Wahlperiode mit so vielen neuen Gesichtern, ein wenig Konstanz und Erfahrung einbringen zu können. So ein Ehrenamt kann durchaus zum Full-Time-Job werden, oder? Jeder, der so ein Amt übernimmt, ob in der Stadt oder auf dem Dorf, wird in irgendeiner Hinsicht im Privatleben Abstriche machen müssen. Denn es geht ja nicht nur um die klassischen Schützentermine, sondern auch um viele administrative Aufgaben und Auflagen, die man heute im Ehrenamt zu beachten hat. Meine Frau hat damals aber den schönen Satz gesagt: &bdquo;Hast du Zweifel, dann lass es. Hast du keine Zweifel, dann mach es.“ Für mich hieß das: Ich übernehme die Verantwortung. Dann habe ich aber auch Wert darauf gelegt, mir ein Team zu suchen, das die Verantwortung mitträgt. &bdquo;Zange“ macht’s: Paderborner Schützen haben einen neuen Oberst Verantwortung haben Sie dann auch für das Schützenfest im Juli. In diesem Jahr spielt das Thema Sicherheit bestimmt eine noch größere Rolle. In der Tat haben wir eine Situation, die mir Sorge bereitet: Wie sichern wir unsere Marschwege? Was den Schützenplatz angeht, ist das Thema nicht ganz so groß, weil wir einen geschlossenen Platz und die Eingangskontrollen schon länger hochgefahren haben. Wir investieren hier schon jetzt knapp 30.000 Euro für die Sicherheit unserer Gäste. Das andere sind die Aufmärsche - über 40 Lastwagen für Sperrungen aufstellen, so wie es beim Paderborner Karnevalsumzug vorgeschrieben war, wäre allein aus finanziellen Gründen gar nicht machbar und wahrscheinlich gäbe es selbst dann immer noch Lücken. Wie geht es in dieser Frage jetzt weiter? Ich habe deshalb mit den Obristen der anderen Stadtvereine eine Initiative gegründet, um uns mit der Stadt und der Polizei zu besprechen. Bislang waren die Gespräche sehr konstruktiv und wir wurden auch unterstützt. Der Wille ist also da. Für mich ist aber eins ganz klar: Wenn wir unsere Märsche durch die Stadt nicht machen können, wird das ein ganz anderes Schützenfest. Was hat für Sie jetzt noch Priorität im Verein? Sowohl die Sanierung des Schützenhofs, vor allem die Betriebswohnung und das Dachgeschoss, als auch des Schießstandes sind dringlich. Dafür haben wir schon eine Planung. Die Lage beim Schützenhof ist allerdings kompliziert aufgrund der verschiedenen Eigentümer. Für uns ist besonders der Hansesaal wichtig, da haben wir zwei große Events mit Königsabend und Lichtmessball. Mit 200 Mitgliedern ist die Schießabteilung auch eine wichtige Säule des PBSV. Deshalb wollen wir versuchen, durch einen Teilneubau mit elektronischen Schießständen auch neue Mitglieder zu gewinnen. Und natürlich denken wir schon an das 200-jährige Vereinsjubiläum im Jahr 2031. &bdquo;Eine Ehre“: Bernd Zengerling wird Nachfolger von Thomas Spieker Ebenfalls auf Ihrer Agenda steht die Revision der Satzung. Was verbirgt sich dahinter? Wir werden eine Satzungskommission bilden, die alle Aspekte durchleuchten soll. Es soll herausgearbeitet werden, was der Zeit geschuldet ist, was wir brauchen und was vielleicht nicht mehr. Dabei lassen wir uns aber weder von außen noch von innen unter Druck setzen. Geht es dabei also auch um die Rolle der Frauen im PBSV? Die werden zwar aufgenommen, sind aber nicht wahlberechtigt. Da haben wir schon viel drüber gesprochen und es gibt durchaus mehrere Lager. Wir schließen das auch nicht aus und stellen uns der Diskussion. Aber es muss dann auch Mehrheiten geben. In vielen Vereinen im Kreis Paderborn dürfen mittlerweile Frauen auf die Königswürde schießen. Ist das beim PBSV auch denkbar? Das dürfte in Paderborn etwas schwieriger werden. Es ist bei uns nunmal Tradition, dass die Königin bereits vorher von den Kompanien auserwählt wird. Wie sollen wir das hinbekommen, wenn dann eine Frau unterm Schießturm steht und gewinnt? Da müssten wir das gesamte Wesen des Paderborner-Bürger-Schützenvereins komplett auf den Kopf stellen. Zum Thema: Generationswechsel bei den Paderborner Schützen” All diese Themen bearbeiten Sie mit der sogenannten &bdquo;Achterbande“. Wie haben Sie ihr Team zusammengestellt? Für die Bataillonsspitze konnte ich ein Team aus absoluten Fachleuten zusammenstellen. Das war zugegeben auch nicht einfach, da diese Herren auch im Beruf und Alltag schon stark eingebunden sind, aber auch hier war mir ein gutes Zusammenspiel sehr wichtig und die &bdquo;Jungs“ passen gut zusammen. Da will ich auch nicht &bdquo;großväterlich“ drüber stehen, sondern sehe mich eher als Koordinator und Teil des Teams. Sechs Jahre lang waren Sie Stellvertreter von Thomas Spieker. Werden Sie seine Arbeit fortsetzen oder wollen Sie anders leiten? Thomas Spieker hat den Verein neun Jahre lang sehr gut geleitet, manche Klippe gekonnt umschifft und den PBSV auf den richtigen Kurs geführt. Diese Aufgabe gilt es nun fortzusetzen. Ich möchte aber dennoch kein Thomas Spieker 2.0 werden. Bei mir wird sicher auch nicht alles perfekt laufen, aber bei mir wird jeder wissen, was er zu tun hat. Und wir wollen auch die Hauptleute und Kompanien noch stärker einbinden. Meine Aufgabe ist es, das alles zusammenzuführen zum Wohle des Vereins. Mit vielen Fotos: Abschiede und eine Premiere prägen das Paderborner Schützenfrühstück Unter Thomas Spieker kam es beim Schützenfrühstück am Montag des Festes oft zu legendären Frotzeleien mit den Hauptleuten. Dürfen die Besucher das mit neuer Besetzung erwarten? Die Fußstapfen sind nach Andreas Jolmes, Walter Schäfers, Thomas Spieker oder Jürgen Lutter natürlich sehr groß, aber die Hauptleute und ich haben schon ein paar Sachen in petto. Wenn wir uns gegenseitig aufs Korn nehmen, müssen wir nur darauf aufpassen, dass &bdquo;die Gürtellinie“ noch zu erkennen ist.

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