Paderborner Polizist erlebte Kriminalfälle hautnah – nun geht er in den Ruhestand

Paderborn. Unzählige Einsätze hat Michael Biermann in mehr als 45 Jahren bei der Polizei erlebt. Viele sind längst vergessen. Und dann gibt es die, an die er sich noch detailliert erinnern kann. Etwa als er mithalf, den Papst bei dessen Besuch in Paderborn zu beschützen. Oder als er als Erster einen blutigen Tatort betrat. Oder als er die Öffentlichkeit über Verbrechen informierte, die bundesweit Schlagzeilen machten. Sein halbes Berufsleben schon ist Biermann Pressesprecher der Paderborner Kreispolizeibehörde. Ende Februar geht der Polizeihauptkommissar in den Ruhestand. &bdquo;Wenn ich über die vergangenen Jahrzehnte nachdenke, fallen mir einige Sachen ein, die mich belastet haben“, sagt Biermann an einem seiner letzten Arbeitstage. Als Vater und Großvater gingen ihm natürlich Fälle nahe, bei denen Kinder betroffen waren, sagt er. Der wohl größte Fall in seiner Zeit als Polizeisprecher liegt 16 Jahre zurück. Damals, im Januar 2009, verschwindet in der Paderborner Südstadt die achtjährige Kardelen. Wenige Tage später wird ihre Leiche am Möhnesee gefunden. Der Mord entsetzt die Menschen in Paderborn und weit darüber hinaus, der Fall findet bundesweit Beachtung und Biermann ist als Pressesprecher mittendrin. &bdquo;Überall auf dem Polizei-Parkplatz standen Übertragungswagen“, erinnert er sich. &bdquo;Es war ein fürchterlicher Fall für die Eltern und die Angehörigen. Und auch für uns als Polizei war das emotional anstrengend.“ Er begleitet die Eltern der getöteten Kardelen, als sie sich an die Öffentlichkeit wenden. &bdquo;Da ist auch bei uns im Team die ein oder andere Träne geflossen“, sagt Biermann heute. Kardelens Mörder, ein Nachbar, wird ein knappes Jahr nach der Tat zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Mehr zum Mordfall Kardelen: Wie die Tat damals Paderborn bewegte Fast wäre Michael Biermann kein Polizist geworden Bis heute ungeklärt bleiben zwei andere Fälle, die Biermann und seine Kollegen &bdquo;richtig gefordert“ hätten: der Doppelmord in Delbrück-Bentfeld im Jahr 2005 und der Mord von Frauke Liebs im Jahr darauf. In der ersten Reihe war Biermann an den Ermittlungen beteiligt. Gerade deswegen will er diese schweren Verbrechen nicht zu nah an sich heranlassen. &bdquo;Ich muss da generell ein dickes Fell haben. Und ich konnte immer mit dem Team darüber sprechen“, sagt der 62-Jährige. Rückblick auf die Delbrücker Tat: Brutaler Doppelmord an Ehepaar gibt Rätsel auf Dass er es mal mit Mord und Totschlag, mit Demonstrationen, Hausbesetzern, tagtäglichen Verkehrsunfällen und vielen anderen Einsätzen zu tun hat, danach sah es zunächst nicht aus. Biermann ist ein Ur-Paderborner: Die ersten Lebensjahre verbrachte er in Benhausen, dann zog seine Familie wenige Kilometer weiter nach Neuenbeken. &bdquo;Mit 14, 15 Jahren stellte sich die Frage: Was mache ich?“, so Biermann. &bdquo;Ich habe mich dann bei den Pesag und bei Nixdorf beworben.“ Bei einem dieser beiden – wer genau, weiß er nicht mehr – hatte er bereits einen Arbeitsvertrag unterschrieben, als ein Kumpel ihn auf den Einstellungstest bei der Polizei aufmerksam machte. Nach der Ausbildung bei der Polizei wurde er zunächst in Bielefeld eingesetzt, kam aber bereits Anfang der 1980er-Jahre in den Kreis Paderborn. Zunächst in die Bad Lippspringer Wache, dann nach Paderborn. &bdquo;Das Schönste am Beruf ist das Teamgefühl“, sagt Biermann. &bdquo;Das Team bringt einem selbst Sicherheit und macht einen stark. Der Job kann ja gefährlich werden.“ In den vergangenen Jahrzehnten hat sich seine Arbeit verändert Als Pressesprecher, der er seit 2002 ist, begegnen ihm persönlich gefährliche Situationen seltener. In den nunmehr 23 Jahren in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hat er gravierende Veränderungen bei der Mediennutzung mitbekommen. Er nennt als Beispiel die sozialen Medien, wo die Paderborner Kreispolizeibehörde heutzutage auf verschiedenen Plattformen aktiv ist. Die weitere Entwicklung wird Michael Biermann als Außenstehender verfolgen. &bdquo;Ich freue mich darauf, dass die vom Job vorgegebene Struktur wegfällt und ich über meine Zeit frei entscheiden kann“, sagt der 62-Jährige zum baldigen Ruhestand. Pläne hat er genug: Zeit mit seiner Familie verbringen, er musiziert und engagiert sich in Neuenbeken, wo er bis heute lebt. Aber, bei allen Plänen: &bdquo;Nach 45 Berufsjahren ist der Ruhestand schon ein Sprung ins Ungewisse.“

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