Muslime in Paderborn sind besorgt, ob sie in Deutschland noch Zukunft haben

Paderborn. Der Neujahrsempfang der Paderborner Muslime, zu dem stets im Februar Vertreter der Stadtgesellschaft in eine Moschee eingeladen werden, ist ein herzliches und fröhliches Fest. Betroffenes Schweigen herrscht in diesem Jahr allerdings bei der Rede des Schura-Vorsitzenden Emin Özel. Er berichtet von Menschen mit Migrationshintergrund, die angesichts der aktuellen politischen Lage überlegten, Deutschland zu verlassen. &bdquo;In meinem Bekanntenkreis gibt es Menschen, die sich derzeit einen Plan B überlegen“, sagt Özel. Sie seien hier zur Schule gegangen, hätte eine Ausbildung gemacht, seien voll integriert. &bdquo;Doch sie sind besorgt, ob sie in Deutschland noch eine Zukunft haben.“ Kein Einzelfall: Im Gespräch mit der &bdquo;NW“ sagt ein aus Afghanistan stammender Vater, dass seine Tochter, die in Deutschland geboren sei und derzeit ihren Studienabschluss absolviere, ebenfalls überlege, das Land zu verlassen. Wie ihr ginge es auch weiteren Mitgliedern in der Gemeinde. Emin Özel: Ohne Zuwanderung wäre Wohlstand in Deutschland gefährdet Wozu solch ein Exodus - von einer Partei gewünscht, die am gesamten Abend nicht namentlich erwähnt wurde - führen würde, führt Emin Özel den versammelten Zuhörerinnen und Zuhörern vor Augen. Ohne Zuwanderung sähe es in der deutschen Wirtschaft schlecht aus, der Wohlstand wäre gefährdet, sagt er. Und weiter: &bdquo;Wenn alle syrischen und arabischen Ärzte gehen würden, dann hätten wir hier einen Notstand.“ Hierzu passend: Diese Standpunkte vertreten die Direktkandidaten aus Paderborn zur Migrationsdebatte Der Schura-Vorsitzende appelliert, eine Willkommenskultur für Migranten zu schaffen. Und er verweist auf den gemeinsamen Wahlaufruf der beiden christlichen Kirchen sowie des Rats der Muslime in Paderborn: &bdquo;Bitte wählen Sie eine demokratische Partei.“ Muslime loben &bdquo;harmonisches Miteinander“ in Paderborn Gleichzeitig lobt Özel aber die Situation in Stadt und Kreis. Nicht überall sei &bdquo;so ein harmonisches Miteinander“ möglich wie in Paderborn, sagte er. Zuvor hatte er den scheidenden Bürgermeister Michael Dreier (CDU) für dessen Verdienste gewürdigt: &bdquo;Diese Atmosphäre aus Empathie, Toleranz und Miteinander ist mit dir entstanden.“ Dies habe auch das Forum der Religionen stark gemacht. Es sei etwas Besonderes, dass die Konfessionen und Religionen in Paderborn gemeinsam und in Frieden agierten, so Özel. Dreier wiederum, der zum letzten Mal als amtierendes Stadtoberhaupt beim Neujahrsempfang zu Gast war, überbrachte Grüße des Rates und der Verwaltung und sprach von &bdquo;enger Verbundenheit“ mit den Muslimen. Er betont, dass Paderborn mit seinen rund 24.000 Menschen aus 140 Herkunftsnationen eine &bdquo;bunte und weltoffene“ Stadt sei. Auch er äußert seine Dankbarkeit für das Forum der Religionen, das immer dabei sei, &bdquo;wenn wir gegen rechts und für die Demokratie aufstehen“. Dreier fordert die Anwesenden auf, alles dafür zu tun, &bdquo;dass das wunderbare Miteinander in Paderborn nicht in ein Ungleichgewicht kommt“. Lesen Sie dazu auch: Paderborner Politiker: &bdquo;Muslime bereichern unser Zusammenleben“ Stadt Paderborn lädt zum Fastenbrechen ins Rathaus ein Ein wichtiger Beitrag sei das gemeinsame Fastenbrechen im Ramadan, der in diesem Jahr Ende Februar beginnt. Dazu laden Schura, Stadt und Integrationsrat am 14. März zum zweiten Mal ins historische Rathaus ein, kündigt Dreier an. Unter den insgesamt 135 Gästen in der Afghanisch-Islamischen Gemeinde war auch der stellvertretende Landrat des Kreises Paderborn, Hans-Bernd Janzen (CDU). Gegenüber der &bdquo;NW“ sagte er: &bdquo;In einer Zeit, in der der gesellschaftliche Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis wichtiger denn je sind, ist der interreligiöse und interkulturelle Dialog von unschätzbarem Wert.“ Die Schura und die muslimischen Gemeinden würden durch ihr Engagement dazu beitragen, &bdquo;dass unsere Gemeinschaft lebendig und solidarisch bleibt“. Zum Thema: Paderborner Muslime wünschen sich mehr multi-religiöse Schulfeiern

Meistgelesen