Prozess um Paderborner Millionenbetrug: Verteidiger wollen Anklage erschüttern

Paderborn. Es ist kein Geheimnis, dass die 8. Große Strafkammer des Landgerichts Paderborn nach mehr als zwei Jahren der Ansicht ist, die Vorwürfe erschöpfend aufgearbeitet zu haben, für die sich der ehemalige Vorzeigeunternehmer Edgar K. zusammen mit mittlerweile nur noch drei ehemaligen Mitarbeitern verantworten muss. Im Januar hat die Vorsitzende Richterin Anne Zacharias mitgeteilt, dass die Beweisaufnahme beendet werden soll - und den Verteidigern eine letzte Frist gesetzt, Beweisanträge zu stellen. Eine Chance, die nur Matthias Cramer und Carina Tofall nutzen, die dem Hauptangeklagten zur Seite stehen. Nachdem sie Ende Januar, wie berichtet, einen ganzen Vormittag mit der Verlesung von zehn Anträgen bestritten haben, belassen sie es an diesem Verhandlungstag bei fünf Beweisanträgen, die die letzten dieses Verfahrens sein sollen. Auch deren Zielrichtung ist klar: Cramer und Tofall wollen die Anklage der Bielefelder Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität schon im Grundsatz erschüttern. Denn es sei keineswegs so, dass die Unternehmungen ihres Mandanten marode gewesen sein, als seiner Mitarbeiter immer noch fleißig teils hohe Summen von willigen Anlegern einsammelten, lautet ihre Sicht der Dinge. Und so wollen sie nochmals gleich mehrere Zeugen erneut vorladen, die genau dieses bekunden können sollen. Prozess um Paderborner Millionenbetrug: &bdquo;Ein Schaden ist gar nicht eingetreten“ Immobilie an Detmolder Straße in Paderborn gerät in den Fokus Da geht es etwa um die Immobilie an der Detmolder Straße, die nicht nur mindestens 650.000 Euro wert gewesen sei, sondern ein interessierter Käufer habe ja schließlich auch parat gestanden, argumentieren Tofall und Cramer. Sie erinnern an einen ehemaligen Mitarbeiter des Edgar K., der Mitte 2024 den Richtern berichtet hatte, sich 2017 für die Immobilie interessiert zu haben. Eine möglicherweise drohende Zahlungsunfähigkeit hätte also durch einen Verkauf abgewandt werden können, folgern die Verteidiger aus der Aussage dieses Zeugen, der allerdings seine Pläne damals mit Blick auf die eigenen Finanzen rasch wieder ad acta gelegt hatte. Auch einen Professor wollen sie als Zeugen hören, damit dieser bekunde, dass im Tatzeitraum Lebensversicherungen allgemein als unrentabel galten und folglich zum Verkauf selbiger geraten wurde. Nachdem die Richter diese Anliegen der beiden Verteidiger gewohnt gelassen entgegengenommen haben, nutzt Ankläger Ernestos Tschaschnig von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität die Gelegenheit, sich zu äußern. Die Beweisanträge seien samt und sonders abzulehnen, sagt er. Schließlich hätten die Verteidiger genügend Zeit gehabt, sich mit dem Beweismaterial zu beschäftigen, so sein Kommentar zur erneuten Forderung, die Verhandlung auszusetzen. Auch interessant: Reise in die Vergangenheit des Edgar K. Staatsanwalt will Argumente der Verteidigung nicht gelten lassen Das Argument der Verteidiger, auf einen großen Teil der lediglich elektronisch vorliegenden Beweismittel könne nur mithilfe von IT-Experten zugegriffen werden, mag Tschaschnig nicht gelten lassen und führt mithilfe der nagelneuen großen Bildschirme, die seit ein paar Wochen in den großen Sälen des Landgerichts installiert sind, vor, wie ein Zugriff auf die Daten auch auf einem &bdquo;handelsüblichen Laptop“ und ohne IT-Experten gelingen kann. Was die Richter von den Beweisanträgen der Verteidigung halten, wird sich am nächsten Verhandlungstag (Freitag, 21. Februar) zeigen. Dann wollen sie mit der Verkündung ihrer Entscheidungen beginnen. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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