Ende in Sicht: Paderborner Mammutprozess um Anlegerbetrug geht in den Schlussspurt

Paderborn. Die Signale sind unmissverständlich: Die 8. Große Strafkammer des Landgerichts Paderborn hält nach mehr als zwei Jahren den Fall des Unternehmers, der das Geld zahlreicher Anleger nicht sicher investiert, sondern in sein marodes Firmengeflecht gesteckt haben soll, für hinreichend aufgeklärt. Auch die letzten der 15 Beweisanträge, die Edgar K.s Verteidiger Matthias Cramer und Carina Tofall seit Anfang dieses Jahres gestellt haben, haben die Richter unter dem Vorsitz von Anne Zacharias abschlägig beschieden. So wollen sie keinen Gutachter damit beauftragen, der den Wert der Immobilie ermittelt, die Edgar K. als Unternehmenssitz an der Detmolder Straße errichten ließ. Da habe man doch genug eigene Sachkunde, so die Ansicht der Kammer. Schließlich gebe es ein Wertgutachten aus 2017 und Ende 2018 sei ja die Immobilie verkauft worden, fühlen sich die Richter damit ausreichend informiert. Sie wollen auch den Unternehmensberater nicht noch ein weiteres Mal hören, der Edgar K. mehrere Jahre lang geschäftlich begleitete und nach Ansicht von Cramer und Tofall bezeugen kann, dass das &bdquo;Wirtschaftsforum“ bei einem Verkauf einen Erlös von 10 Millionen Euro eingebracht hätte. Das sei bedeutungslos, sagen sie und verweisen unter anderem auf Gutachterin Sandra Comtesse, die eine Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens schon für Ende 2012 festgestellt hat. Richter wollen keine weiteren Gutachter und Experten hinzuziehen Dabei lässt die Kammer auch durchblicken, dass sie den Verträgen, mit denen Edgar K. seine diversen Unternehmungen verknüpft hatte, kritisch gegenüber steht. So habe er für seine &bdquo;Safeguard“ trotz bestehender Vereinbarung keinen Anspruch auf die Rückführung eines gewährten Darlehns im Verlauf des Insolvenzverfahrens geltend gemacht, nachdem das &bdquo;Wirtschaftsforum“ in die Knie gegangen war. &bdquo;Er wusste, dass keine Sicherheit zu erwarten war“, heißt es im Beschluss des Gerichts. &bdquo;Eine Rückführung der Gelder war nicht beabsichtigt.“ Passend dazu: Paderborner Gericht hört letzte Zeugen im Mammut-Prozess um Millionenbetrug Und auch für die Ermittlung der Schadenhöhe wollen die Richter keinen Experten einschalten. Die notwendigen Daten könnten sie den vorliegenden Unternehmensunterlagen selbst entnehmen. &bdquo;Das ist nicht sonderlich komplex“, so ihre Auffassung. Hatten sich noch bis vor einiger Zeit die Verteidiger der drei gleichfalls angeklagten ehemaligen Mitarbeiter des Edgar K. die Beweisanträge von Matthias Cramer und Carina Tofall stets zu eigen gemacht, so ist diese Front längst gebröckelt. Ohne Kommentar nehmen sie etwa zur Kenntnis, dass beide Kollegen weiterhin bemängeln, auf die von der Staatsanwaltschaft bereitgestellte Festplatte nicht zugreifen, folglich den umfangreichen E-Mailverkehr nicht auswerten zu können, und damit als Verteidiger deutlich benachteiligt zu sein. Im Fall Edgar K. könnten schon zeitnah die Plädoyers folgen In diesem Punkt zeigt sich die Kammer nämlich gleichfalls unnachgiebig. Cramer und Tofall hätten keinen Anspruch auf einen Kostenvorschuss in Höhe von 5.000 Euro, um damit einen Experten zu finanzieren, der den Datenträger für sie nutzbar macht, sagt die Vorsitzende Richterin Anne Zacharias. Dabei verwies sie auch auf die Demonstration von Staatsanwalt Ernestos Tschaschnig, der im Februar gezeigt hatte, dass ein Zugriff auf die Daten selbst mit einem &bdquo;handelsüblichen Laptop“ möglich ist. Zum Thema: Paderborner Prozess um Millionenbetrug – Verteidiger attackieren Staatsanwaltschaft Zu diesem Thema wollen die Richter am nächsten Verhandlungstag (Freitag, 2. Mai) noch einen Kammerbeschluss verkünden. Je nach Entscheidung sollten sich dann &bdquo;alle langsam auf die Plädoyers einstellen“, sagt Richterin Zacharias und weist darauf hin, dass mit entsprechend langen Verhandlungstagen zu rechnen sei.

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