Sorge um den Job: An der Uni Paderborn geht es um Chancen und Risiken der Digitalisierung

Paderborn. Die Digitalisierung verändert die Welt. Stark betroffen ist auch das Berufsleben. Der technologische Wandel der Arbeit beinhaltet allerdings auch Risiken für die Demokratie. Dies sagte Bettina Kohlrausch, Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, beim Neujahrsempfang der Universität Paderborn. &bdquo;Die digitale Transformation von Arbeit als Herausforderung für die Demokratie“ hatte Kohlrausch, die auch Professorin für Soziologie in Paderborn ist, ihren Vortrag überschrieben. Erwerbsarbeit ist ein ganz zentraler Mechanismus für soziale Integration. Kohlrausch unterteilt in materielle Teilhabe (Lohn, auch Elternzeit und Rente), demokratische Teilhabe (Mitgestaltung etwa in Betriebsräten) und soziale Anerkennung im Job. Überall in Europa sorgten sich die Menschen, dass ihr Arbeitsplatz der Digitalisierung und Automatisierung zum Opfer falle, so Kohlrausch. Je niedriger das Einkommen und unabhängig von der Branche, desto größer seien die Ängste. Ein hoher Teil der Menschen fürchte eine stärkere Kontrolle der Arbeitsleistung, sehe aber zugleich auch mehr Freiheiten und Inspiration, sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Für ein Drittel der Menschen spielt Digitalisierung am Arbeitsplatz keine Rolle Interessant ist das Bild einer Clusteruntersuchung: 32 Prozent der Befragten sagten, dass Digitalisierung an ihrem Arbeitsplatz keine Rolle spiele, 18 Prozent sehen sie positiv. Über wenig Ressourcen verfügende Menschen hätten keine oder kaum Digitalisierungserfahrung, so Kohlrausch. Eine negative Einstellung zur Digitalisierung gehe verstärkt mit einer anti-demokratischen Einstellung einher: Diese sei am stärksten bei Menschen mit negativer oder keiner Digitalisierungserfahrung am Arbeitsplatz. Lesen Sie auch: Nach rassistischer Aussage äußert sich Paderborner Professor in rechter Zeitung Kohlrausch blickte am Schluss auf Daten zu Europa und was die Menschen mit Job-Sorge in Verbindung bringen. Bei Kategorien wie &bdquo;wenig Zufriedenheit mit Demokratie“ oder &bdquo;geringes Vertrauen in Institutionen“ trifft dies auf mehrere Länder zu. Eine &bdquo;hohe Wahlpräferenz für Parteien der extremen Rechten“ gebe es nur in Deutschland, Niederlande und Schweden. &bdquo;Kontrollverlust bringt Menschen dazu, Demokratie und Institutionen kritisch gegenüberzustehen, betont Kohlrausch. Ihr Fazit: Erwerbsarbeit birgt das Potenzial zur Integration. Gesellschaftliche Integration sei jedoch kein Automatismus. Und wichtig sei, die Arbeit zu würdigen. Talk statt Rückblick in der Universität Paderborn Beim Neujahrsempfang wurde mit der Tradition gebrochen, zurück und nach vorn zu blicken. Denn die scheidende Uni-Präsidentin Birgitt Riegraf hatte ihre Abschiedsrede eigentlich schon vor einem Jahr gehalten. Wie berichtet hatte Jörg Wallaschek, der ihr folgen sollte, einen Rückzieher gemacht. Und Riegraf hängte ein Jahr dran. Jetzt sei sie aber auch froh, dass ihre Zeit an der Spitze vorbei ist, wenn Matthias Bauer ab April übernimmt. Hintergrund: &bdquo;Die jungen Leute sind am richtigen Ort“: Interview mit Paderborns künftigen Uni-Präsidenten Stattdessen gab es eine Talkrunde mit Moderator Uli Lettermann zur Entwicklung und Perspektive der Uni und wie es trotz der Herausforderungen von Digitalisierung und KI möglich sei, optimistisch zu bleiben. Man müsse jeden Tag neu überlegen, ob man auf dem richtigen Weg sei, sagte Gudrun Oevel (Leiterin Zentrum für Informations- und Medientechnische Dienste). Im Studium ermögliche Digitalisierung eine etwas andere Organisation, sagte Thorsten Heß (Vorsitzender Allgemeiner Studierendenausschuss). Dabei dürfe der Campus nicht aus den Augen verloren werden. Professor des Jahres aus Paderborn macht Forschung, die jeder verstehen kann Sven Lindberg, Leiter der &bdquo;Klinischen Entwicklungspsychologie“ an der Uni und kürzlich bundesweit zu einem Professor des Jahres gewählt, sprach von einer sich ändernden Lebenswirklichkeit der Studierenden. Sie googelten nicht mehr, sondern nutzten Instagram oder Youtube als Quellen. Er selbst setze auch auf Podcasts oder Videos, um Wissen zu vermitteln und um &bdquo;aus der Forschung etwas zu machen, das jeder verstehen kann“. Wichtig sei &bdquo;Selbstwirksamkeit, damit wir die Kontrolle nicht verlieren“. Künstliche Intelligenz sorge für eine Transformation, die alle Bereiche des Lebens verändere – mit Möglichkeiten und Gefahren, meinte Riegraf. Es gehe um die Frage: &bdquo;Welche Potenziale wollen wir nutzen und welche nicht.“ Etwa in der Medizin dürfe man diese Chance nicht verschenken.

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