Tötungsdelikt in Paderborner Marienstraße: Zeugen brechen Lanze für junge Angeklagte

Paderborn. Mit Amir B. (Namen geändert) und Omar E. müssen sich zurzeit zwei sehr junge Angeklagte vor der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn verantworten. Gerade einmal 18 und 17 Jahre alt sind die beiden, die gestanden haben, Lukas L. in der Nacht auf den 1. Mai misshandelt zu haben. Auf einem Video ist zu sehen, dass Amir B. drei Mal mit der Faust zuschlug, dass Omar E. einen sogenannten &bdquo;Sprungtritt“ ausführte. Aber inwieweit sie deshalb für den Tod des 30-Jährigen verantwortlich zu machen sind, der wenige Tage später infolge eines Hirnblutens starb, ausgelöst durch eine Aneurysma-Ruptur, darum kreist die Beweisaufnahme bereits seit acht Verhandlungstagen. Zu den Zeugen, die die Richter unter dem Vorsitz von Nicole Klein befragen, gehören nicht nur die Frauen und Männer, die in der letzten Aprilnacht das Geschehen in der Marienstraße möglicherweise gesehen haben, nicht nur die Ermittler, die Aussagen notierten und Spuren sicherten, sondern auch Menschen, die die beiden Angeklagten in den vergangenen Jahren kennengelernt und begleitet haben. Denn im Jugendstrafrecht geht es weniger ums Bestrafen als vielmehr darum, Maßnahmen zu ergreifen, die jungen Menschen dabei helfen, künftig straffrei durchs Leben zu gehen. Da ist es wichtig, dass die Richter ein möglichst vollständiges Bild von den Angeklagten gewinnen. Lesen Sie auch: Tötungsdelikt in Paderborner Marienstraße: &bdquo;Wissen nicht, woher die Erinnerung kommt“ Sozialarbeiterin beschreibt Umgang mit Angeklagtem als &bdquo;völlig in Ordnung“ Und so macht am achten Verhandlungstag die Sozialarbeiterin den Anfang, die Amir B. betreute, nachdem er mit 16 Jahren aus Tunesien ganz allein nach Deutschland kam. Sehr selbstständig sei Amir B. gewesen und habe auch rasch gute Fortschritte beim Erlernen der deutschen Sprache gemacht, sagt sie. Große Schwierigkeiten habe es in der Wohngruppe, in der er bis zum Erreichen der Volljährigkeit im Herbst vergangenen Jahres lebte, nicht gegeben. &bdquo;Der Umgang mit ihm war völlig in Ordnung“, betont diese Zeugin. Als sie Anfang Mai mitbekam, dass und weshalb nach Amir B. gefahndet wurde, &bdquo;war ich schockiert, erschrocken und traurig. Ich habe mich gefragt, wie das sein kann.“ Fast genau so beschreibt wenige Minuten später eine 65-Jährige ihre Reaktion auf die Vorwürfe. Sie leitet als Sozialarbeiterin die Einrichtung, in der Omar E. seit November 2022 lebte. Auch er war ohne Familie nach Deutschland gekommen. Lesen Sie auch: Tötungsdelikt in der Paderborner Marienstraße: Beamte liefern Einblicke in Ermittlungen Positive Worte von Wohngruppen-Leiterin des zweiten Angeklagten &bdquo;Hilfsbereit, nett und sehr motiviert“ sei der 17-Jährige, der nach der Flucht vor dem gewalttätigen Vater schon als Kind in Marokko auf der Straße gelebt hatte. &bdquo;Ihm ist es wichtig, etwas aus seinem Leben zu machen“, sagt diese Zeugin. Niemals sei Omar E. als Konsument von Drogen, Alkohol oder Zigaretten aufgefallen. Der 17-Jährige habe für sich eine Ausbildung fest in den Blick genommen und seinen Fokus auf das Lernen gerichtet. Allerdings, sagt die Sozialarbeiterin, habe Omar E. darunter gelitten, dass er bei den Eltern seiner Freundin als Flüchtling nicht gut angesehen war. Dann erzählt die Zeugin von ihrem Entsetzen, als sie von den Vorwürfen hörte, kannte sie ihren Schützling doch nur als &bdquo;sehr positiv, nicht aggressiv“. Kontakt hält sie zu Omar E. auch jetzt noch während seiner Inhaftierung. &bdquo;Es gibt die Tat, aber es gibt auch den Menschen. Und der ist mir wichtig.“ Vormund sah 17-Jährigen als &bdquo;fokussiert auf den Bildungsweg“ Eine weitere Lanze für diesen jungen Angeklagten bricht wenig später der Sozialarbeiter, der die Vormundschaft für den 17-Jährigen hat. &bdquo;Absolut fokussiert auf den Bildungsweg“ sei Omar E., dieser habe - abgesehen von nun laufenden Strafverfahren - &bdquo;eine Entwicklung genommen, wie wir sie uns alle wünschen“, sagt der 67-Jährige. &bdquo;Ich glaube, dass er hier richtig ist. Er wäre ein guter Steuerzahler.“ Die Verhandlung wird am Donnerstag, 5. Dezember, fortgesetzt. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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