Wohnheime in Paderborn: Für Auszubildende gibt es zu wenig Plätze

Paderborn. Die Wirtschaft braucht engagierte Auszubildende. Für junge Menschen bedeutet der Ausbildungsbeginn auch den ersten Schritt in Richtung selbstständiges Leben. Eine eigene Wohnung können sich viele aber nicht leisten. Ein &bdquo;Azubicampus“ in Paderborn könnte zusätzliche Plätze bieten. Wie groß der theoretische Bedarf ist, zeigen zwei Zahlen: 1.623 Plätze müsste es nach aktuellem Stand in Paderborn geben, um die Nachfrage zu decken. Im Kreis sind es 4.124 Plätze. Das berichtete Niels Lichtenthäler im Haupt- und Finanzausschuss. Lichtenthäler ist Mitglied der Geschäftsleitung des Düsseldorfer Unternehmens Matrix. Im Auftrag der Wirtschaftsförderung Paderborn (WFG) hatte Matrix eine Machbarkeitsstudie mit dem Titel &bdquo;Azubicampus – innovativer Wohn- und Lernort in Paderborn“ erstellt. Der Studienzeitraum lag zwischen Dezember 2023 und April 2024. Die Kosten für die Untersuchung belaufen sich auf einen niedrigen fünfstelligen Betrag. Die Idee eines &bdquo;Azubicampus“ ist, dass auch Auszubildende gemeinsam wohnen, lernen, essen und die Freizeit verbringen – wie es ohnehin viele Studentinnen und Studenten in entsprechenden Wohnheimen machen. 75 Prozent der Azubis pendeln nach Paderborn Der Blick auf weitere Zahlen zeigt, dass der Bedarf an solchen Plätzen vermutlich größer ist. So habe es 2022 im Kreis Paderborn 5.649 Auszubildende gegeben, in der Stadt 2.223. Vor allem aber verdeutlichte Lichtenthäler: &bdquo;Etwa 75 Prozent der Auszubildenden wohnen nicht in Paderborn, sie pendeln rein“. Und das seien alleine 1.680 Auszubildende vor zwei Jahren gewesen. Zudem hätten 160 Auszubildende einen Betreuungsbedarf gehabt, seien also besonders auf solche Plätze angewiesen. Darüber hinaus gebe es auch Studentinnen und Studenten, die ihr Studium abbrechen und lieber eine Ausbildung machen würden. Jeder dritte Student breche sein Studium ab, so Lichtenthäler. In Paderborn liege dieses Potenzial bei etwa 6.600 Studentinnen und Studenten. Eine weitere Zielgruppe seien Auszubildende unter 18 Jahren. Ihr Anteil mache in NRW 16 Prozent unter allen Auszubildenden aus. Und 48 Prozent von ihnen hätten den Wunsch, aus dem Elternhaus auszuziehen. Bisher gibt es in Paderborn über 480 Wohnheimplätze Für die Machbarkeitsstudie haben die Matrix-Mitarbeiter auch auf die vorhandenen Kapazitäten in Paderborn geschaut. So gebe es bereits folgende 483 Wohnheimplätze: 72 im Haus Paderborn (Mischbelegung), 150 der Kreishandwerkerschaft (aktuell nur Studierende), 231 im Alexander-Haindorf-Haus (ausgebucht, bisher vor allem Studierende) sowie 30 im &bdquo;Hotel Mama bei SRTI“. Diese Plätze sind aber vorrangig für Studentinnen und Studenten. Zum Vergleich: Das Studierendenwerk Paderborn bietet 1.602 Wohnheimplätze für Studierende im Stadtgebiet an. Weitere Plätze auch für Azubis sollen nun hinzukommen. Geplant seien bisher 240 Wohnheimplätze im Alanbrooke-Quartier. Aber zunächst würden lediglich 90 als Teil des Abschnitts &bdquo;Alanbrooke I“ bezugsfertig im Zeitraum bis Mitte/Ende 2025. Insgesamt soll es laut der Analyse – nach bisherigem Stand – in Zukunft 723 Wohnheimplätze geben, aber nur 240, die ausschließlich für Auszubildende gedacht sind. Vier Modelle für Paderborn Laut der Studie gebe es deshalb Potenzial für einen &bdquo;Azubicampus“, der beispielsweise auch Beratungsangebote für Auszubildende beinhalten könnte. Und nach dem Modell der hessischen Stadt Fulda mit dem Sozialverband Kolpingwerk, könnte ein externer Träger hinzugenommen werden. Folgende Modelle stellte Lichtenthäler für eine Umsetzung vor: &bdquo;AzubiCityPB“, das alle vorhandenen Wohnheime bekannt macht und vernetzt; &bdquo;Dezentraler Azubicampus PB“, der Dienstleister für die vorhandenen Wohnheime wäre unter Beteiligung der WFG; &bdquo;Nationaler U18 Azubicampus PB“, der befristet mit den bestehenden Angeboten den Bedarf ermittelt (&bdquo;Reallabor“) und gegebenenfalls eigene U18-Wohnheim-Plätze erstellt, beispielsweise mit der Stadt als Investorin; sowie den &bdquo;Integrierten Azubicampus PB“, bei dem eigene Wohneinheiten mit zentralen Dienstleistungsangeboten für alle Wohnheime erstellt werden. Für ihre Fraktionen beziehungsweise als Einzelvertreter befürworteten Beate Röttger-Liepmann (SPD), Reinhard Borgmeier (Die Linke), Catharina Scherhans (Bündnis 90/Die Grünen), Markus Mertens (CDU) und Verani Kartum grundsätzlich die Idee eines &bdquo;Azubicampus“ in Paderborn. Dabei lenkte Borgmeier den Blick auf das Alanbrooke-Quartier und &bdquo;Synergieeffekte“, die gerade dort erzielt werden könnten. Dem pflichtete Mertens bei, der durchaus &bdquo;Platz für mehr“ sah – also über eine Realisierung der 90 Wohnheimplätze im Abschnitt &bdquo;Alanbrooke I“ hinaus. &bdquo;Hunderte Plätze wären denkbar“, sagte auch WFG-Geschäftsführer Marco Trienes. Nun sei es &bdquo;wichtig, dafür zu werben“. In den nächsten Monaten soll das Thema laut der WFG mit Vertretern der Politik, der Verwaltung und der Wirtschaft besprochen werden. Zu einer politischen Entscheidung käme es vor allem dann, wenn ein Bau auf kommunaler Fläche überlegt wird. Lesen Sie hier: Erhalten Sie die aktuellen News der NW Paderborn jetzt per WhatsApp!

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