Das Singen im Chor wirkt bei Paderborner Schlaganfall-Patienten Wunder

Paderborn. Wenn Ursula Müter singt, kommen die Worte ganz leicht heraus. Sonst fällt ihr das Sprechen schwer. Müter hatte einen Schlaganfall infolge eines Aneurysmas im Gehirn. &bdquo;Meine Frau konnte danach erst mal gar nichts mehr“, sagt ihr Mann Frank. Über die Logopädie sei man dann zum Aphasie-Chor gekommen, der sich alle zwei Wochen in der St.-Kilianskirche trifft. Gewirkt habe das Singen Wunder. Bei einer Aphasie handelt es sich um eine Sprachstörung, zum Beispiel nach einem Schlaganfall. Die Idee, einen Chor für Betroffene ins Leben zu rufen, hatten Logopädin Andrea Schladebach und Chorleiter Heiko Isermann erstmals im vergangenen Dezember. Daraufhin folgte einiges an Organisation, bis die Gruppe im Mai begann, sich regelmäßig zu treffen. &bdquo;Eigentlich sind wir mehr ein Singkreis, zwischendurch hatten wir mal sechs Mitglieder, aktuell sind es vier – zwei von ihnen sind Schlaganfall-Betroffene, die beiden anderen sind Angehörige“, sagt Schladebach. &bdquo;Aber wir wollen natürlich unbedingt noch ein richtiger Chor werden.“ Singen hilft im Alltag enorm Sowohl Schladebach als auch Isermann und die Mitglieder des Chors können sich vorstellen, warum die Gruppe bislang noch so klein ist. &bdquo;Viele trauen sich nicht, oft ist die Hemmschwelle groß“, sagt Isermann. Oftmals laufe die erste Kontaktaufnahme mit einer Selbsthilfegruppe dann über die Angehörigen. Frank Müter kann das bestätigen, umso wichtiger ist ihm: &bdquo;Die Leute sollen den Mut haben, hier hinzukommen.“ Die Gemeinschaft sei es, die den kleinen Chor so besonders mache. Rosemarie und Ulrich Meyer kommen ebenfalls regelmäßig zur Chorprobe. Ulrich Meyer hatte vor vier Jahren einen Schlaganfall, das Sprechen fällt ihm nach wie vor schwer. Aber das Singen helfe sehr, sagt seine Frau. &bdquo;Mein Mann wollte nach dem Schlaganfall gar nichts mehr. Aber hier kommt er so gerne hin und es ist toll zu sehen, dass da so eine große Hilfe hinter steckt“, sagt Rosemarie Meyer. Lesen Sie auch: Schlaganfall mit 42 Jahren – So hat sich das Leben eines Bielefelders verändert Im Alltag mache sich das regelmäßige Singen bemerkbar, sagt Rosemarie Meyer. &bdquo;Es wird wirklich einfacher. Unsere Söhne sagen auch, dass mein Mann viel besser spricht inzwischen“, sagt Meyer. Chorleiter Isermann erklärt, was das Singen bei einer Aphasie so hilfreich macht: &bdquo;Es werden Unmengen an Serotoninen ausgeschüttet, das ist ähnlich wie beim Sport zum Beispiel. Außerdem macht es natürlich viel aus, dass man in der Gruppe ist und gemeinsam singt.“ Aphasiechor sucht weiterhin neue Mitglieder Logopädin Schladebach ergänzt: &bdquo;Sprache ist im Gehirn eher linksseitig lokalisiert, während beim Singen die rechte Gehirnhälfte aktiviert wird. Durch die Verbindung von Sprache und Musik schafft man wieder eine Brücke zwischen beiden Gehirnhälften.“ Lesen Sie auch: So handeln Sie richtig beim Verdacht auf einen Schlaganfall Isermann und Schladebach wählen vor allem Lieder aus, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits kennen oder die nicht übermäßig viel Text enthalten. &bdquo;Wir besprechen den Text vorher gemeinsam oder singen auf Laute, damit es für alle gut möglich ist“, sagt Schladebach. Unterstützt wird das Angebot von der Deutschen Hirnstiftung. Der Aphasie-Chor trifft sich in der Regel alle 14 Tage in der St.-Kilianskirche und sucht weiterhin neue Mitglieder. Wer genauer informieren möchte, kann das auf der Internetseite der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe tun oder über aphasie-wortklang@web.de Kontakt aufnehmen.

Meistgelesen