Misshandelt in der Hövelhofer JVA: Angeklagte gestehen und zahlen

Hövelhof. Den Februar 2023 wird Nils T. (Namen geändert) sicherlich niemals in seinem Leben vergessen. Damals lebte er im offenen Vollzug der Jugendstrafanstalt (JVA) Hövelhof, um gut vorbereitet im Frühsommer wieder in die Freiheit entlassen zu werden. Doch hier geriet der heute 21 Jahre alte Logistiker in den Fokus von mehreren Mitgefangenen, die ihm einige Wochen lang die Hölle bereiteten. Nach dreitägiger Beweisaufnahme sprachen jetzt die Richter der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn ihr Urteil gegen Said D. und Murat P. Wie berichtet, hatten vor allem die beiden mittlerweile 23 und 22 Jahre alten Männer Nils T. aufs Korn genommen, nachdem Said D. nach mehrwöchiger Abwesenheit in die Justizvollzugsanstalt zurückgekehrt war. Was zunächst damit begann, dass der 21-Jährige für das Duo kleinere Arbeiten verrichten musste, wuchs sich im Laufe der Zeit zu schlimmen Drangsalen aus. Die beiden, die oft noch einen anderen Mitgefangenen im Schlepp hatten, ließen keine Gelegenheit aus, Nils T. zu demütigen und zu misshandeln. Said D. baute sogar eine Drohkulisse auf, sodass der 21-Jährige um das Wohlergehen von Mutter und Freundin außerhalb des Gefängnisses fürchtete. Mit Blick auf die nur wenigen Monate, die er noch in der JVA zu verbringen hatte, behielt Nils T. seine Erlebnisse für sich - selbst als er von seinen Peinigern nackt unter der Dusche mit einem Schrubber traktiert wurde, schwieg er. Erst als er wenige Tage später seinen Kopf in eine WC-Schüssel stecken musste und gedroht wurde, dass bei nächster Gelegenheit die Toilettenspülung betätigt werde, vertraute sich Nils T. einem Gefängnismitarbeiter an. Umfangreiche Geständnisse abgelegt All das hat der 21-Jährige offen vor der 5. Großen Strafkammer beschrieben - in &bdquo;einer starken Zeugenaussage“, wie die Vorsitzende Richterin Nicole Klein in ihrer Urteilsbegründung feststellt. Nils T. habe konstant und ohne Belastungstendenz seine Erlebnisse geschildert und das &bdquo;Klima der Angst“ beschrieben, das er damals zu ertragen hatte. Dass die Angeklagten nach Gesprächen ihrer Verteidiger mit dem Gericht und dem Vertreter der Staatsanwaltschaft entsprechend umfangreiche Geständnisse abgelegt und Nils T. ein Schmerzensgeld in Höhe von insgesamt 10.000 Euro gezahlt haben, kommt ihnen schließlich zu Gute. Wie zugesichert, verhängen die Richter gegen Murat P. und Said D. eine 28-monatige Gefängnisstrafe - wegen mehrfacher schwerer, weil gemeinschaftlicher, Körperverletzung, aber auch wegen eines sexuellen Übergriffs. Lesen Sie auch: Quälereien unter Insassen der Jugendstrafanstalt Hövelhof Diese Sichtweise hat zuvor Staatsanwalt Matthias Brune klar formuliert. Als die Angeklagten den nackten Nils T. unter der Dusche abschrubbten und dabei auch seinen Penis nicht ausließen, sei es ihnen darum gegangen, ihr Opfer zu erniedrigen und durch den gezielten Angriff auf das Geschlechtsteil ihre Macht und Überlegenheit zu demonstrieren - so wie es bei sexuellen Übergriffen bis hin zur Vergewaltigung immer der Fall sei, so der Ankläger. Handschlag wird im Gerichtssaal ausgetauscht Für seinen Mandanten habe der Fall &bdquo;ein gutes Ende genommen“, bilanziert Nebenklagevertreter Mathias Bradler und spielt damit nicht nur auf das Schmerzensgeld an, das die Angeklagten noch vor Ende des Prozesses absprachegemäß gezahlt haben. &bdquo;Die Entschuldigung ist sehr wichtig für ihn“, sagt Bradler. Damit sei für Nils T. &bdquo;die Angelegenheit erledigt“. Ein Aspekt, den auch die Vorsitzende Richterin Nicole Klein am Ende ihrer Urteilsbegründung aufgreift. Vor allem dank des &bdquo;Handschlags“, den der Angeklagte Murat P. und sein Opfer Nils T. im Gerichtssaal austauschten, könne Letzterer jetzt &bdquo;mit freier Seele durchs Leben gehen“.

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