Von Paderborner Liebespaar in Sex-Falle gelockt: Opfer schildern ihre Erlebnisse

Paderborn/Bad Lippspringe Dass sie im vergangenen Winter ein paar Wochen lang in Bonnie-und-Clyde-Manier ihr bürgerliches hinter sich gelassen haben, um wie das berühmte Liebespaar ziellos durch die Gegend zu fahren, haben Denis U. (Namen geändert) und seine damalige Geliebte Ines U. bereits am ersten Prozesstag vor dem Landgericht Paderborn zugegeben. Ebenso machen die beiden, die in Schlangen und Bad Lippspringe zu Hause sind, kein Geheimnis daraus, dass sie eine zwar nicht körperlich brutale, aber reichlich perfide kriminelle Masche durchzogen mit dem Ziel, Mittel für ihren Lebensunterhalt zu kommen. Sie schufen für Männer, die sich mit Ines U. zu &bdquo;Erotiktreffen ohne sexuelle Interaktion“ verabredet hatten, eine bedrohliche Situation, um von ihnen Geld zu erpressen. Lesen Sie auch: In Sex-Falle gelockt? Paderborner Liebespaar auf den Spuren von Bonnie und Clyde Erfolg hatte das Liebespaar damit allerdings nicht, denn die Männer, die zu der 22-Jährigen über eine Internetseite Kontakt geknüpft hatten, konnten sich dem kriminellen Ansinnen entziehen. So wie ein 57-Jähriger aus Borchen. Er kannte Ines U. schon eine längere Zeit und hatte sich mit ihr wiederholt für spezielle erotische Gespräche verabredet. Stets habe man sich in der Nähe von Bad Lippspringe getroffen, erinnert sich der Zeuge vor der 8. Großen Strafkammer. Doch an diesem Tag im November vergangenen Jahres habe die junge Frau eine kleine Straße im Außenbereich von Schlangen als Treffpunkt genannt. Mann aus Borchen wird beschimpft und bedroht Misstrauisch machte ihn das nicht und so tappte er in die Falle. Denn kaum hatte das Gespräch begonnen, tauchte Denis U. auf, beschimpfte seine Komplizin aufs Übelste und nötigte sie auszusteigen. Dem Borchener erzählte der 36-Jährige, &bdquo;Mitglied eines mächtigen arabischen Clans“ zu sein, er ließ durchblicken, dass Geld fließen müsse, wenn der jungen Frau nichts zustoßen solle. Denis U. verwies auch darauf, dass er zuvor ein Foto angefertigt habe und dieses samt Standortinformationen an die Clan-Mitglieder übermitteln werde. Diese würden dann sofort anrücken. &bdquo;Ich wollte nur aus dieser Situation raus“, erinnert sich der Borchener, der schließlich erreichte, dass das Gespräch außerhalb seines Autos stattfinden konnte. Er habe auch überlegt, dem Gegenüber einen Schlag zu verpassen, aber &bdquo;ich wollte &bdquo;deeskalierend wirken und möglicherweise hätte ich ihm danach auch noch helfen müssen“. Stattdessen gelang es dem Zeugen, in den Wagen zu steigen und davonzufahren. Der 57-Jährige erstattete sofort auf der nächsten Polizeiwache Anzeige. Dessen größte Sorge hätte der jungen Frau gegolten, erinnert sich der Beamte, der damals Dienst gehabt hatte. Dass Ines T. in Sicherheit war, konnte die Polizei dem besorgten Borchener nach entsprechenden Ermittlungen mitteilen. Opfer findet den Angeklagten eigentlich &bdquo;ganz vernünftig“ Dieser nimmt mehr als ein halbes Jahr später Denis T.s Bitte um Entschuldigung übrigens an - wenn diese ehrlich gemeint sei, wie der 57-Jährige betont. Eigentlich mache der Angeklagte doch einen ganz vernünftigen Eindruck, so seine persönliche Bilanz. So gut hat ein 25-Jähriger, der bis Jahresbeginn in Schwaney gewohnt hat, sein persönliches Erlebnis mit Denis U. nicht verkraftet. Der tauchte nämlich bei ihm zu Hause auf, um ihm Geld abzupressen. Angeblich habe der junge Mann eine junge Frau &bdquo;vergiftet“ und sei damit für ihren schlechten Gesundheitszustand verantwortlich. Just mit dieser Geschichte war der Schwaneyer schon 2022 von anderen Tätern ausgenommen worden - 10.000 Euro übergab er im Verlauf von zehn Monaten an Männer, die ihm völlig unbekannt waren. Aus Angst um seine betagte Großmutter habe er bezahlt, sagt dieser Zeuge vor Gericht. Dann sei ein Jahr Ruhe gewesen - bis im November 2023 Denis U. vor seiner Tür stand und behauptete, in gleicher Sache Geld abholen zu wollen. Erst nach erneuter Erpressung folgt der Gang zur Polizei Paderborn Tatsächlich fuhr der Schwaneyer mit dem 36-Jährigen zur Sparkasse und überwies 4.100 Euro auf dessen Konto. Als Denis U. dann zwei Wochen später erneut auftauchte, zusammen mit einem Begleiter Druck machte und 10.000 Euro verlangte, ging der junge Mann zur Polizei, die den Erpresser schnappte, als er das Geld abholen wollte. Auch diese Vorkommnisse nimmt der Angeklagte auf seine Kappe. Er habe in Münster einen &bdquo;Gangster“ kennengelernt, der ihn um einen &bdquo;Freundschaftsdienst“ gebeten habe: Als Schlänger wohne er doch nicht weit von Schwaney entfernt und könne von daher angeblich bestehende Schulden eintreiben, so seine Erklärung der Geschehnisse. Ob die Richter unter dem Vorsitz von Anne Zacharias diese Darstellung glauben, wird sich an den nächsten Prozesstagen zeigen. Die Verhandlung wird am Montag, 16. September, fortgesetzt.

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