Umstrittene Notunterkunft in Paderborn: Hier lebte der Attentäter von Solingen

Paderborn. Die Spur führt auch nach Paderborn: Der mutmaßliche Attentäter von Solingen war vorübergehend in der Notunterkunft für Geflüchtete im Ortsteil Schloß Neuhaus untergebracht. Dies bestätigte die zuständige Bezirksregierung Detmold am Dienstag. Bis Herbst 2023 war der 26-jährige Syrer laut &bdquo;NW“-Informationen in Paderborn gemeldet. Am 3. Juni des Vorjahres sollte er abgeschoben werden, die Behörden konnten ihn aber nicht antreffen. Und einen weiteren Versuch habe es wohl nicht gegeben. Der Mann hätte im Rahmen eines Dublin-Verfahrens nach Bulgarien abgeschoben werden sollen, über das er damals nach Deutschland einreiste. Lesen Sie auch: Mutmaßlicher Attentäter von Solingen hat Vergangenheit in Bielefeld und Paderborn Wo aktuell 637 Geflüchtete untergebracht sind, wird im Zuge der Konversion das Quartier Waldkamp für Gewerbe und rund 300 Wohneinheiten entstehen. Doch so rosig die Zukunft der ehemaligen Briten-Kaserne aus Sicht der Stadtentwicklung ist, so düster war es mitunter in der jüngeren Vergangenheit. .responsive23-gj02GMq22WvxsqGQ-map-karte-paderborn-solingen { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-gj02GMq22WvxsqGQ-map-karte-paderborn-solingen { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-gj02GMq22WvxsqGQ-map-karte-paderborn-solingen { padding-top: 142.86%; } } &bdquo;Ich möchte auch nicht in einem Land leben, in dem ich meine Meinung nicht äußern kann“, sagt Heidi Schiwora, die gegenüber der Unterkunft wohnt. &bdquo;Aber wenn mir schon geholfen wird, muss ich mich angemessen verhalten.“ Manche Bewohner seien laut und frech und sie erinnert sich an viele Schlägereien und Polizeieinsätze. Mittlerweile sei es besser geworden. &bdquo;Aber ich bin froh, dass es im Dezember vorbei ist.“ Zum Jahresende schließt die Unterkunft. Kristine Sandner lebt hier seit Kurzem, allerdings in dem Haus, wo auch ihre Eltern wohnen. Daher kennt sie die Umgebung. Zu wissen, dass ein Attentäter hier gelebt hat, sei ganz schlimm: &bdquo;Ich frage mich, ob ich den schon mal getroffen habe.“ Bei seiner geplanten Abschiebung sei etwas extrem schiefgelaufen. Dann hätte zumindest er das Attentat nicht begehen können. Was die Unterkunft betrifft, so sei es heute besser. An der Lautstärke habe sich aber auch mit ukrainischen Familien wenig geändert. Für einen anderen Anwohner ist die Lage momentan völlig okay. Ursprünglich wurde die Unterkunft der Bezirksregierung im Frühjahr 2022 für bis zu 1.000 Geflüchtete aus der Ukraine hergerichtet. Zunächst wurde die Einrichtung von den Johannitern, ab Mai 2023 dann vom Roten Kreuz übernommen. Später jedoch kamen immer mehr Menschen aus insgesamt knapp 40 anderen Ländern. Dies sorgte für Unruhe innerhalb und außerhalb der Notunterkunft, in der bis zu 800 Menschen lebten. Mehrere Einsätze in Paderborner Kaserne So gab es Ende August 2023 eine Auseinandersetzung mit gut 100 Beteiligten mit einem umfangreichen Polizeieinsatz. Und nach einem Streit zwischen drei Geflüchteten am 8. November wurden die Beteiligten jeweils in andere Einrichtungen verlegt. Anfang 2024 hatte die Notunterkunft unter anderem durch 13 Fehlalarmierungen innerhalb weniger Wochen für Schlagzeilen gesorgt. Die zwei bis drei vermutlich Schuldigen seien in andere Einrichtungen verlegt worden – was sich positiv bemerkbar gemacht habe. &bdquo;Wir wissen, dass wir mit unserer Einrichtung im Viertel für Unruhe sorgen“, sagte damals Jörg List, Leiter des Dezernats für Flüchtlingsangelegenheiten in Detmold, im zuständigen Ratsausschuss. Vor allem Frauen und Mädchen seien bezüglich ihrer Sicherheit besorgt. Geflüchtete würden von ihnen auch Fotos machen, weil ihnen offenbar nicht klar sei, dass man das nicht darf. Hinzu kämen über das normale Maß hinausgehende Diebstähle. Auf die unterschiedlichen Lebensgewohnheiten in Deutschland und den Herkunftsländern zielt seitdem der Einsatz eines Verhaltensknigges. Dazu zähle der Umgang mit Frauen und Mädchen, die auch nicht fotografiert werden dürfen, aber auch mit Abfall. Um die Lage zu entspannen, sollten aber vor allem wieder mehr Menschen aus der Ukraine und mehr Familien in die Einrichtung kommen. Im Februar waren dort 149 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht; aktuell sind es 508 Ukrainer und 129 Asylsuchende. Von dem Knigge hat der 30-jährige Nangyali Hamidi aus Afghanistan, der seit zehn Monaten in der Unterkunft lebt, bisher nichts mitbekommen. Die Unterstützung in der Einrichtung sei schlecht gemanagt. Das Attentat findet er schrecklich und schockierend: &bdquo;Wie kann eine Person, der hier geholfen wird, so etwas machen?“ Solinger Attentat beschäftigt Paderborner Das gesamte Thema um das Solinger Attentat, das Waffenrecht und dass der vermeintliche Attentäter in Schloß Neuhaus untergebracht war, bewegt die Menschen, sagt Paderborns CDU-Fraktionschef Markus Mertens, in dessen Wahlkreis die Notunterkunft liegt. &bdquo;Und die Frage: Hätte uns das zu Libori treffen können?“ Dadurch, dass jetzt mehr Menschen aus der Ukraine untergebracht seien, scheine die Lage etwas ruhiger zu werden. &bdquo;Dennoch ist es wichtig, dass die Bezirksregierung an ihrer Zusage festhält und die Unterkunft zum Jahresende räumt.“ Lesen Sie auch: Probleme in Unterkunft für Geflüchtete in Paderborn: Politiker wollen Veränderungen Denn viele Menschen seien unzufrieden mit der Einrichtung in ihrer Nachbarschaft. Einen Beweis dafür lieferten die jüngsten Ergebnisse der Europawahl. Im betreffenden Wahlkreis Paderborn 271 lag die CDU mit 32,04 Prozent der Stimmen nur knapp vor der AfD (29,26 Prozent). Mertens hofft, dass sich die Lage weiterhin beruhigt. Er unterstütze zudem Parteichef Friedrich Merz beim Thema Flüchtlinge darin, &bdquo;dass wir an unsere Grenzen angelangt sind“. Dies betreffe die Unterbringung, die schulische Situation oder auch die Jugendämter. &bdquo;Wir schaffen das nicht mehr“, verweist er auf Ex-Kanzlerin Angela Merkel. Paderborner Integrationsratsvorsitzender ist wütend Franz-Josef Henze ist Fraktionschef der Paderborner SPD, wohnt aber in Schloß Neuhaus. Er spricht von &bdquo;einem außerordentlich bedauernswerten Vorgang“, dass der 26-jährige Syrer untertauchen konnte. Doch Geflüchtete, die etwa Ladendiebstähle begingen, würden laufen gelassen, wenn sie einen festen Wohnsitz haben. Nur seien sie dann dort mitunter nicht mehr anzutreffen. Es sei unglücklich, &bdquo;dass in der ehemaligen Kaserne ganz viele junge Männer aus vielen Nationen ohne die notwendige soziale Begleitung zusammengekommen sind“. Lesen Sie auch: Nach Anschlag in Solingen: Sicherheitskonzepte für OWL-Feste werden geprüft Recep Alpan, Vorsitzender des Paderborner Integrationsrats, findet es wichtig, niemand unter Generalverdacht zu stellen. Das wäre das falsche Signal. &bdquo;Wir verurteilen Hass und Gewalt“, sagt er. Komme sie von Migranten und stehe im Zusammenhang mit dem Islam, dann schädigt das die Migranten und die Muslime insgesamt. &bdquo;Wir sind wütend darauf, weil jetzt wieder alle Migranten in einen Topf geworfen werden.“ Zugleich müsste bei solchen Straftaten von Geflüchteten das Strafmaß drastisch erhöht werden und abschrecken. &bdquo;Wer den Frieden in der Gesellschaft stört, hat hier keinen Platz. Da müssen wir uns als Migranten aufs Schärfste wehren.“ .responsive23-UZpsV4sijoxOTOlh-map-der-weg-des-mutmasslichen { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-UZpsV4sijoxOTOlh-map-der-weg-des-mutmasslichen { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-UZpsV4sijoxOTOlh-map-der-weg-des-mutmasslichen { padding-top: 142.86%; } }

Meistgelesen