Geschlecht im Pass ändern: Stadt Paderborn erhält bereits erste Anträge

Paderborn. Den eigenen Geschlechtseintrag und den Namen ändern: Für Transmenschen ist das bislang mit bürokratischen Hürden einhergegangen. Das bisherige Transsexuellengesetz aus dem Jahr 1980 hatte vorgesehen, dass Betroffene für eine Änderung des Geschlechts- oder Vornamenseintrags zwei psychologische Gutachten einreichen müssen. Das Selbstbestimmungsgesetz soll das ändern. Es reicht eine Erklärung beim Standesamt, wenn die Personen über 18 Jahre alt sind, die dort beurkundet wird. Das Gesetz tritt im November in Kraft, doch seit August können Anträge zur Änderung des Geschlechts und des Vornamens bei der Stadt eingereicht werden. Wie die Verwaltung auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ mitteilt, haben das schon 28 Menschen in Paderborn gemacht. Bereits jetzt übersteigen diese Anträge die Anzahl der Änderungen nach dem Transsexuellengesetz (TSG) in Paderborn deutlich. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, haben in diesem Jahr bis Mitte August drei Menschen ihren Geschlechtseintrag und Namen nach dem TSG geändert. Im vergangenen Jahr waren es zwei, 2022 waren es sieben, 2021 fünf. Städtisches Beratungsangebot per Telefon und Mail Gibt es für das neue Gesetz auch ein städtisches Beratungsangebot? Es gebe bislang eine telefonische Beratung, per E-Mail oder auch im persönlichen Gespräch. &bdquo;Nach den bisherigen Feststellungen sind viele Betroffene bereits gut informiert“, heißt es von der Stadtverwaltung. Lesen Sie auch: Transmann: &bdquo;Ich habe mit 13 Jahren aufgehört, ins Freibad zu gehen“ &bdquo;Es ist großartig, dass es schon 28 Anträge in Paderborn gibt“, sagt Jana Hansjürgen, Leiterin der Landesfachstelle Blick* für LSBTIQ*-Strukturen im ländlichen Raum. &bdquo;Das zeigt den hohen Bedarf in Paderborn und wie wichtig das Selbstbestimmungsgesetz ist.“ Blick* startete zum 1. Mai 2022 als Pilotprojekt, das Impulse zu den Themen sexuelle und geschlechtliche Identität gibt, Austausch auf diversen Ebenen ermöglichen und Sichtbarkeit schaffen will. Auf diesen Wegen sollen mögliche Berührungsängste abgebaut werden. Zudem sollen LSBTIQ*-Strukturen (die Abkürzung steht für lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter und queer) gestärkt oder geschaffen werden. Der Radius des Pilotprojekts erstreckte sich zwischen Hamm und Paderborn. Im Mai wurde das Projekt schließlich zur Landesfachstelle. Lange Fahrtwege für psychologische Gutachten In Gesprächen mit Betroffenen war der lange Weg zur Änderung des Geschlechtseintrags immer wieder ein Thema, berichtet Jana Hansjürgen. Für die psychologischen Gutachten wurden oft lange Fahrtwege in Kauf genommen. Denn die Gutachten mussten von Sachverständigen kommen, die ausreichend berufliche Erfahrung auf dem Gebiet haben. &bdquo;Der Bedarf für solche Gutachten war in Paderborn höher als das Angebot von Arztpraxen sowie Therapeutinnen und Therapeuten“, weiß Hansjürgen. So wurde die Änderung des Geschlechtseintrags und Vornamen auch schnell zu einem Kostenfaktor. &bdquo;Daher waren viele Betroffene total erleichtert, dass das Selbstbestimmungsgesetz beschlossen wurde. Endlich ist es da, haben sich viele gedacht.“ Lesen Sie auch: &bdquo;Das ist meine Mission“: Transmann aus Paderborn startet auch weiterhin als Sprinterin Jana Hansjürgen sieht dennoch weiter einen Bedarf an Sensibilisierung für LSBTIQ*-Themen: &bdquo;Leider baut das Gesetz nicht die Diskriminierungen ab. Oft wird gesagt, trans*sein sei ein Trend. Leider ist aber trans*Feindlichkeit der Trend.“ Mit dem neuen Gesetz werde schließlich niemandem etwas weggenommen, sondern lediglich Menschen das Recht auf Selbstbestimmung gegeben. &bdquo;Wir hoffen, dass auch in ländlichen Räumen Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten ihre Angebote für trans*, inter* und nichtbinäre Personen öffnen beziehungsweise sie als Zielgruppe einladen und kompetente Begleitung anbieten“, so Jana Hansjürgen.

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