Ringen um Standort für moderne Claas-Fabrik im Kreis Paderborn

Paderborn. Zwei Aspekte beschäftigen derzeit die Mitarbeiter des Landmaschinenherstellers Claas am Paderborner Standort der Claas Industrietechnik. Wie ist der Stand bei den Verhandlungen zu einem Ergänzungsvertrag für die etwa 200 Tarifbeschäftigten? Und wie verlaufen die Gespräche für den möglichen Neubau einer Fabrik südlich von Alfen? Wie berichtet, gibt es aktuell Gespräche zwischen dem Unternehmen mit Sitz in Harselwinkel im Kreis Gütersloh sowie der Gemeinde Borchen und der Stadt Paderborn. Hierbei geht es um den möglichen Verkauf einer Fläche in einem neuen interkommunalen Gewerbegebiet bei Alfen. Subventionen in Millionenhöhe? Nach Informationen dieser Zeitung soll es seitens der Kommunen Subventionen in Höhe von etwa 30 Millionen Euro geben. Die Gesamtinvestition soll bei 80 bis 100 Millionen Euro liegen. Lesen Sie auch: Werben um neuen Claas-Standort: Paderborn konkurriert mit Partnerstadt Bei dem Vorhaben soll es sich um ein modernes Fabrikgebäude mit nachhaltiger Ausrichtung handeln. Demnach könnte auch beispielsweise eine Dachbegrünung Teil des Gebäudes sein. Großes Interesse hat Claas offenbar zudem an verlässlicher und nachhaltiger Stromproduktion, die per Windenergie aus Borchen gesichert werden könnte. Auf Fragen zum aktuellen Stand der Gespräche mit den Kommunen und auch zu möglichen Fördermitteln äußert sich Marc Suchy aus der Claas-Pressestelle nicht konkret. Demnach habe sich an dem letzten Stand &bdquo;nichts geändert“. Claas: Noch keine Entscheidung Claas wachse &bdquo;mit antriebstechnischen Komponenten“. Nun gehe es um die Frage, wo dieses Wachstum stattfinden werde. Weiterhin würden drei mögliche Standorte geprüft: in Alfen, im französischen Le Mans sowie im ungarischen Törökszentmikols. Suchy: &bdquo;Es gibt keine Vorentscheidung, alle drei Standorte stehen im Wettbewerb.“ Claas habe zudem &bdquo;die Sozialpartner eingebunden“, das sei &bdquo;natürlich auch unseren Mitarbeitenden bekannt“. So habe es hierzu Betriebsversammlungen und andere Informationsveranstaltungen gegeben. Suchy: &bdquo;Es gibt verschiedene Optionen und dazu Sondierungsgespräche“. Stadt Paderborn ist im Gespräch mit Claas Auf Anfrage an die Stadt Paderborn äußerte sich zudem deren Sprecher Jens Reinhardt. Demnach seien die Stadt und die Gemeinde Borchen &bdquo;im Gespräch mit der Firma Claas“. Hierbei gehe es um die Erweiterung der Firma im geplanten interkommunalen Gewerbegebiet in Alfen. &bdquo;Zu Einzelheiten und dem Stand der Gespräche werden sowohl die Stadt Paderborn als auch die Gemeinde Borchen mit Blick auf die vereinbarte Vertraulichkeit keine weiteren Angaben machen“, teilte Reinhardt mit. Aus Borchen heißt es auf &bdquo;NW“-Anfrage von Bürgermeister Uwe Gockel (parteilos): &bdquo;Die Stadt Paderborn und die Gemeinde Borchen sind derzeit in sehr gutem Austausch, um das Industriegebiet &bdquo;Im Klee“ interkommunal zu entwickeln und im Anschluss die erschlossenen Flächen für eine Ansiedlung auch großer Industriebetriebe anzubieten. Zunächst steht dazu die Bauleitplanung einschließlich der Erstellung diverser Gutachten an.“ IG Metall: Tarifverhandlung läuft noch Unterdessen laufen derzeit noch die Gespräche zwischen der Arbeitgeberseite und der IG Metall über Inhalte eines Ergänzungvertrags für die etwa 200 Claas-Tarifbeschäftigten. Nach Sondierungsgesprächen hatten etwa 200 Mitglieder der Gewerkschaft im Juni für Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite gestimmt. Auf Nachfrage der &bdquo;NW“ verwies Felix Wagner, Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Paderborn, auf &bdquo;gute Gespräche“ mit der Arbeitgeberseite. &bdquo;Die Gespräche sind sehr fortgeschritten“, sagte Wagner. Auf Fragen der &bdquo;NW“ zu mehreren Punkten der Verhandlungen ging er mit Verweis auf ein vereinbartes Stillschweigen beider Seiten nicht ein. Derzeit stehe aber fest, dass vonseiten der IG Metall noch keine Entscheidung gefallen sei. Ohnehin müsste zunächst die Belegschaft über den aktuellen Stand informiert und dann befragt werden. Bald sei mit weiteren Informationen zu rechnen, so Wagner weiter. Claas äußert sich zu den aktuellen Verhandlungen nicht. Die Gesprächspartner würden &bdquo;weiter wie angekündigt“ arbeiten, so Suchy am Freitag. Deshalb werde Claas aus &bdquo;laufenden Verhandlungen“ zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen. Mehrarbeit ist ein Thema Fast zwei Monate dauern die Verhandlungen mittlerweile an. Am 19. Juni hatten die Gewerkschaftsmitglieder dazu grünes Licht gegeben. Zuvor hatte sich der Betriebsrat der Claas Industrietechnik mit Vertrauensleuten der IG Metall mehrfach in Vorgesprächen mit dem zuständigen Arbeitgeberverband ausgetauscht. Dabei habe es &bdquo;horrende Forderungen“ der Arbeitgeberseite gegeben, hieß es noch im Juni von der IG Metall. Nach dem Votum der IG-Metall-Mitglieder hatte die Gewerkschaft angekündigt, über Punkte wie &bdquo;zusätzliche Arbeitsstunden ohne zusätzliche Vergütung“ sowie über &bdquo;bezahlte Pausen im Dreischichtbetrieb“ und das &bdquo;Prämiensystem“ zu verhandeln. Dem Vernehmen ist derzeit beispielsweise das Thema Mehrabeit Teil der Verhandlungen. Nach jetzigem Stand könnte die Mehrarbeit auf einen Zeitraum von fünf Jahren befristet werden. Vorwurf: Ausspielen der Claas-Standorte Vor dem Beginn der aktuellen Verhandlungen stand auch der Vorwurf im Raum, Claas wolle eine Standortentscheidung zwischen Paderborn und Borchen sowie jenen in Frankreich und Ungarn herbeiführen. Nach &bdquo;NW“-Informationen steht dem Claas-Traktorenwerk in Le Mans eine weitere Fläche des Herstellers Renault zur Verfügung, um dort automatisierte Getriebe zu produzieren. Insgesamt sollen etwa 700 Beschäftigte bei Claas Industrietechnik tätig sein, etwa 400 in der Produktion und weitere 300 in anderen Bereichen.

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