Oscar-nominierter Produzent aus Paderborn dreht Videos für die Museumsnacht

Paderborn. Der 2019 für den Oscar nominierte Filmproduzent, Künstler und Mischtonmeister Ansgar Frerich (47) hat zwölf besondere Videos für die Museumsnacht am 31. August in Paderborn gedreht. Sie sind Teil der Installation &bdquo;Fluchtpunkt Heimat“. Aus unterschiedlicher Perspektive erzählen die zwölf Paderborner, warum sie ihre Heimat verlassen haben, um ein neues Zuhause zu finden. In Schloß Neuhaus aufgewachsen, schließt sich auch für den vielfach ausgezeichneten Frerich dort ein Kreis. In diesem Stadtteil hat der mittlerweile in Berlin lebende Künstler die Interviews aufgezeichnet, mit Unterstützung der Familie Oberliesen. Die zwölf Gesprächspartner kamen beispielsweise 2015 nach Deutschland beziehungsweise nach Paderborn und stammen aus Ländern wie Syrien, Myanmar und Bangladesch. Oder sie stammen aus Ostpreußen und der früheren DDR und kamen 1946 und 1947. Die Altersspanne der Männer, Frauen und Jugendlichen reicht von 14 bis 89 Jahre. Videos laufen im Neuhäuser Schloß Die zwölf Videos sind Teil der audiovisuellen Installation &bdquo;Fluchtpunkt“ während der Museumsnacht. Als Videostelen werden sie ab 18 Uhr im Forum der Begegnung im Schlosshof zu sehen sein. Dort möchte Frerich als Experte für das künstlerische Sehen und Hören mit der gezielten Anordnung der Videostelen einen sogenannten kakofonischen Effekt erzeugen: den Eindruck eines nicht identifizierbaren Stimmengewirrs von unterschiedlichen Personen. &bdquo;Ich will einen Raum mit Tausenden Stimmen schaffen, der wie eine Wolke wirkt, in die man hineintritt“, sagt Frerich. Die Videos sind übrigens auf alten Röhren-Fernsehgeräten zu sehen. Ansgar Frerich lädt zum Hinhören ein Und aus scheinbar Tausenden von Stimmen, Tausenden von Erzählungen oder Tausenden Lebensgeschichten sollen schließlich jene Stimmen zu den Betrachtern der Videostelen sprechen, zu der sie gerade getreten sind. Das künstlerische Ziel ist, dass sich die Betrachter &bdquo;der Person nähern, sich emphatisch darauf einlassen, ihnen begegnen“, sagt Frerich. In einer Dauerschleife werden die zwölf Videos gleichzeitig laufen. Dabei schauen die Protagonisten die Zuschauer an. Denn schon bei der Aufzeichnung der zwölf Videos hat Frerich die Gesprächspartner direkt in die Kamera blicken und reden lassen. &bdquo;So kann ein Gesamtbild von sehr persönlichen Erfahrungen aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Generationen entstehen“, sagt Frerich. Mehrere Partner für Ausstellung im Schloß Neuhaus Die Installation ist eine Zusammenarbeit mit der Gruppe &bdquo;Runder Tisch Flüchtlingshilfe“, dem Residenzmuseum Paderborn sowie der Basis Berlin Postproduktion GmbH, deren Mitgründer und Partner Frerich ist. Verantwortliche Initiatoren sind Rolf und Ulrike Oberliesen. Sich als Künstler dem Thema Migration zu widmen, dabei besonders der Flucht, ist Frerich ein Anliegen. &bdquo;Als kreativer Mensch geht es auch darum, gesellschaftliche Aspekte zu reflektieren und den Finger auch in die eigene Wunde zu legen“, sagt er. Lesen Sie auch: Paderborner Heinz-Nixdorf-Museumsforum: Das erwartet die Besucher im Jahr 2024 Zudem &bdquo;spalte“ seiner Beobachtung nach das Thema Migration &bdquo;die Gesellschaft in zwei Lager“. Frerich: &bdquo;Es wird immer extremer.“ Und groß wirkende Zahlen zur Migration nach Deutschland würden zu einer &bdquo;emphatischen Entkoppelung“ unter vielen Deutschen beitragen. Skinheads bestellen Döner Dazu nennt Frerich ein Beispiel. Als er vor einigen Jahren in Magdeburg war und es dort eine Demo gegen Ausländer gegeben habe, hätten Skinheads aus dem rechten Lager in einem Dönerladen Bestellungen aufgegeben. &bdquo;Und ich habe Sie gefragt: Sie kommen von der Demo und essen jetzt Döner, wie passt das zusammen? Die Antwort lautete: Mustafa macht den besten Döner der Stadt“, erzählt Frerich. Unter den von Frerich befragten Interviewpartnern sind Menschen mit unterschiedlichen Geschichten. So wird Suat zu sehen und zu hören sein, der wegen der Liebe aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist. Vor fast 80 Jahren: Vertreibung aus Ostpreußen Oder Irmgard. Sie ist etwa 90 Jahre alt und hat vor fast 80 Jahren die Vertreibung aus Ostpreußen miterlebt. Andere aus dem Kreis der zwölf Protagonisten stammen aus der EU und sind wegen besserer Arbeitsbedingungen in Deutschland. Mit Frerich ist ein renommierter, vielfach preisgekrönter Kulturschaffender sowie ein gebürtiger Paderborner am Gemeinschaftsprojekt der Museumsnacht beteiligt. Nach den ersten sechs Jahren in Paderborn-Elsen wuchs Frerich in Schloß Neuhaus auf. Dort machte er am gleichnamigen Gymnasium 1997 sein Abitur. Nominierung für den Oscar Frerich gewann als Filmproduzent und Mischtonmeister viermal den deutschen und einmal den europäischen Filmpreis. Neben der Auszeichnung &bdquo;Bester internationaler Dokumentarfilm“ beim &bdquo;Sundance Film Festival“ für den Film &bdquo;Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats“ sticht zudem eine der Nominierungen besonders heraus: jene aus dem Jahr 2019 in der Kategorie &bdquo;Bester Dokumentarfilm“ für einen Academy Award, kurz &bdquo;Oscar“, für den Film &bdquo;Of Fathers and Sons“. Lesen Sie auch: &bdquo;Die Adern der Welt“: Filmproduzenten zu Besuch in Paderborn Bei der Verleihung gingen Frerich, seine Mitproduzenten Eva Kemme und Tobias N. Siebert sowie Regisseur Talal Derki leer aus. Allerdings gilt alleine die Nominierung für einen Preis bereits als große Ehre. Besonders, wenn es sich um den bedeutendensten Filmpreis der Welt handelt. Aktuell arbeiten Frerich und die Basis Berlin Postproduktion GmbH mit Regisseuren wie dem Autorenfilmer Wim Wenders zusammen. Die Firma sorgt zudem bei Netflix-Serien wie &bdquo;Kleo“, &bdquo;1899“ oder &bdquo;Dark“ für den guten Ton.

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