Psychischer Stress: Vorwürfe gegen Leitung des Paderborner Jobcenters

Paderborn. Ein &bdquo;autoritärer Führungsstil“, eine &bdquo;Atmosphäre der Angst“ und permanenter Druck, Quoten und Kennzahlen zu erfüllen. Diese und weitere Vorwürfe erheben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters Paderborn in einem anonymen Brief an die &bdquo;NW“-Redaktion gegen Geschäftsführerin Barbara Schäfer. In dem Brief heißt es weiter, Ziel der Geschäftsführung sei es nicht, den regulären Aufgaben des Jobcenters nachzugehen und Arbeitssuchende zu beraten, zu qualifizieren und in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Stattdessen sollen Kennzahlen erfüllt werden, um im Ranking der Jobcenter in NRW nicht aufzufallen. Zu diesen und anderen Vorwürfen äußert sich Schäfer auf Nachfrage dieser Redaktion bisher nicht. Auch vonseiten der Träger des Jobcenters gab es keine Reaktion zu diesem Fall. Kreis und Arbeitsagentur sind Träger des Jobcenters Das Schreiben lässt zwar keine Rückschlüsse darauf zu, wer die Verfasser sind, ist jedoch nach Informationen der &bdquo;NW“ glaubhaft und echt. Ein weiterer Vorwurf lautet, dass Schäfer durch ihren Führungsstil für die hohe Mitarbeiterfluktuation und zahlreichen Arbeitsplatzwechsel im Jobcenter verantwortlich sei. Auch die Träger des Jobcenters werden in den Schreiben kritisiert. Die Mitarbeiter fühlen sich alleingelassen und sehen die Fürsorgepflicht der Dienstherren nicht eingehalten. Die Träger des Jobcenters sind zu jeweils 50 Prozent die Agentur für Arbeit und der Kreis Paderborn. Die achtköpfige Trägerversammlung unter dem Vorsitz des Kreisdezernenten Ingo Tiemann ist unter anderem für die Bestellung der Geschäftsführerin verantwortlich. Beschwerden, die die Mitarbeiter bei den beiden Trägern eingereicht haben, hätten bis auf eine Eingangsbestätigung bisher keine Reaktion erhalten. Schäfer äußert sich zu Vorwürfen nicht Von der Pressestelle des Kreises heißt es allgemein zu den Vorwürfen: &bdquo;Zu eventuellen personellen Vorgängen im Jobcenter, in der Agentur für Arbeit und in der Kreisverwaltung treffen wir generell keine Auskünfte.“ Und die Agentur für Arbeit äußert sich wie folgt: &bdquo;Zu eventuell laufenden Dienstaufsichtsbeschwerden gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, egal in welcher Dienststelle oder Organisationseinheit, können wir grundsätzlich keine Auskünfte geben.“ Lesen Sie dazu auch: Jobcenter des Kreises Paderborn hat jetzt einen gemeinsamen Standort Auch Schäfer verweist auf die Antwort der Pressestelle des Jobcenters, dass zu Interna keine Auskunft gegeben werden könnte. Die Situation der Mitarbeiter des Jobcenters sei grundsätzlich besonders, erklärt Thomas Trittin, Gewerkschaftssekretär bei Verdi in Ostwestfalen-Lippe. Die Mitarbeiter seien nicht direkt durch das Jobcenter angestellt, sondern werden von der Agentur für Arbeit sowie den Kommunen beziehungsweise dem Kreis für die Stellen im Jobcenter abgeordnet. Gewerkschaft nicht über Jobcenter-Missstände informiert In ihrem Brief geben die Mitarbeiter weiter an, dass es bereits mehrere Interventionen des Personalrats des Jobcenters gegeben habe, die zu keiner Veränderung geführt hätten. Nicht verwunderlich, sagt Trittin. &bdquo;Der Personalrat hat gar kein Zugriff auf die Geschäftsführung.“ Es bleibe der Geschäftsführerin überlassen, ob sie auf Hinweise des Personalrats eingeht oder nicht. Personalratsvorsitzende Agnes Kruse verwies auf &bdquo;NW“-Nachfrage auf ihre Verschwiegenheitspflicht. Sie rät den Mitarbeitern, sich mit ihren Beschwerden an die Träger zu wenden. Trittin ist verwundert, dass die Angestellten des Jobcenters sich noch nicht an die Gewerkschaft gewandt haben. In ähnlichen Fällen bei anderen Institutionen hätte Verdi die Zweifel und Fragen der Beschäftigten in den Aufsichtsgremien platzieren können. &bdquo;Wenn es an die entscheidenden Positionen herangetragen wird, sind wir schon weiter“, sagt er. Nur die Aufsichtsgremien, in diesem Fall die Trägerversammlung, hätten eine Handhabe gegenüber der Geschäftsführerin. Schäfer hat die Geschäftsführung des Jobcenters im Mai 2022 von Horst-Hermann Müller übernommen. Zuvor leitete sie die Agentur für Arbeit in Detmold für zwei Jahre, die im vergangenen Jahr mit der Agentur für Arbeit Paderborn fusionierten. Davor war sie 15 Jahre im Jobcenter in Soest angestellt. Die Mitarbeiter schreiben in ihrem Brief, dass es auch dort zu Konflikten und Beschwerden gekommen sein soll.

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