Kreis Höxter. Die Probleme spricht die evangelische Kirche sehr deutlich an – ihre eigenen, aber auch mit Blick auf die politische Großwetterlage. Bei der Tagung des regionalen evangelischen Kirchenparlaments für die Kreise Höxter und Paderborn, der Synode des Evangelischen Kirchenkreises, grenzte sich Superintendent Volker Neuhoff in aller Deutlichkeit von der in Teilen als rechtsextremistisch eingestuften AfD ab.
Mit Blick auf das aktuell von Hass und Populismus bestimmte gesellschaftliche Klima wiederholte der Superintendent seine Aussage: „Ich bin der festen Überzeugung, dass für Christenmenschen die AfD schlichtweg nicht wählbar ist.“ Wer das Gedankengut der AfD vertrete oder in ihr mitarbeite, gehöre nicht in kirchliche Gremien und an kirchliche Arbeitsplätze, erklärte Neuhoff unter dem Eindruck einer Schweigeminute für den in Mannheim getöteten Polizisten Rouven Laur.
Die Ergebnisse der Europawahl, die auch in den Kreisen Höxter und Paderborn einen deutlichen Rechtsruck ausweisen, waren da noch gar nicht bekannt.
Mehrfache Krise
Das regionale Kirchenparlament kam zum ersten Mal seit der Kirchenwahl zu einer Sitzung zusammen. Dabei ging es auch um die eigene Krise. Wie es aktuell in den Kirchengemeinden aussieht, stellte Synodalassessor Gunnar Wirth vor: „Wir sind in einer mehrfachen Krise, Finanzen brechen weg, Gebäudefragen sind offen und die Personalsituation wird drängender“, fasste er die Gemeindeberichte zusammen.

Die Presbyterien hätten die Aufgabe angenommen, sich den unangenehmen Themen zu stellen. Es gebe an vielen Stellen erfolgreiche Aufbrüche, so würden zum Beispiel neue, zielgruppenorientierte Gottesdienste erprobt. „Es ist in vielen Bereichen etwas auf dem Weg“, unterstrich Wirth.
Neuhoff betont Potenzial
Die Frage ist nur, wohin dieser Weg führt. Sie wurde auch von Superintendent Volker Neuhoff zur Eröffnung gestellt: „Welche Gestalt wird unsere Kirche in vier Jahren haben?“ Zugleich machte er den evangelischen Christen Mut: Im abgeschlossenen Zukunftsprozess des Kirchenkreises sei die Gratwanderung zwischen Einsparen und Investieren gelungen.
Der Konsolidierungsweg werde weitergehen. „Die Transformation geht nur in der Verzahnung unserer drei Ebenen – Gemeinde, Kirchenkreis, Landeskirche – und darüber hinaus in ökumenischer Vernetzung.“ Darin stecke viel Potenzial, betonte Neuhoff.
Schutz vor sexueller Gewalt
Die Synode verabschiedete ein Konzept für den Kirchenkreis zum Schutz vor jeder Form von Gewalt, insbesondere sexualisierter Gewalt. Ein Schutzkonzept werde benötigt, um allen Menschen, besonders der verletzlichen Gruppe der Kinder und Jugendlichen, in der Kirche sichere Räume zu bieten, erläuterte Sonja Hillebrand, Multiplikatorin und Präventionsfachkraft in der Fachstelle Prävention und Schutz vor sexualisierter Gewalt des Kirchenkreises. Dazu gehört unter anderem ein Verhaltenskodex für alle im Kirchenkreis Tätigen. „Das Schutzkonzept unterstützt dabei, Strukturen und Haltungen zu verändern“, so Sonja Hillebrand.
Schuld der Kirche
„Wir haben Schuld auf uns geladen“, sagte Superintendent Volker Neuhoff mit Blick auf die Ergebnisse der Forum-Studie der Evangelischen Kirche und der Diakonie in Deutschland zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen. Die Kirche habe Gelegenheiten und Räume für sexualisierte Gewalt eröffnet, Opfern nicht geglaubt und den Institutionen- und Täterschutz vorangestellt.
Zukunftsfond
Für das Angebot „Coaching und Couch – Schulkooperative Arbeit“ wird im Jugendreferat eine neue 50 Prozent Stelle geschaffen. Damit soll die bestehende Kooperation von Jugend- und Schulreferat mit weiterführenden Schulen in der Stadt Paderborn ausgebaut und weiterentwickelt werden.
Unter dem Begriff „Kirche woanders“ wurde ein Zukunftsfonds für den Kirchenkreis in Höhe von 150.000 Euro auf den Weg gebracht. „Wir laden ein, Neues auszuprobieren, Angebote für ein neues Miteinander machen und neue Räume zu eröffnen“, erklärte Sigrid Beer. Um Fördermittel könnten sich kleine und größere Projekte aus dem ganzen Kirchenkreis unbürokratisch bewerben, sagte Burkhardt Nolte. K
leine Projekte können mit bis zu 5.000 Euro gefördert werden, größere mit bis zu 15.000 Euro. Insgesamt stehen 50.000 Euro Fördermittel bereit. Über die Vergabe entscheidet eine Jury. Eine 100 Prozent Stelle „Projekt Kirche“ begleitet und unterstützt die Projekte in den Bereichen Social Media, Marketing und Fundraising.
Drei Kreispfarrerstellen
Um zukünftig schnell und flexibel auf Entwicklungen beim theologischen Personal in den Kirchengemeinden reagieren zu können, errichtete die Synode drei Kreispfarrstellen mit dem Schwerpunkt Gemeindearbeit. Diese bleiben zunächst frei und können bei Bedarf besetzt werden. Ziel sei es, Pfarrerinnen und Pfarrern 100 Prozent Stellen anbieten und die pastorale Versorgung in den Kirchengemeinden und Regionen des gesamten Kirchenkreises sicherstellen zu können.

Für die neue Synodalperiode standen zudem Wahlen an: für den Kreissynodalvorstand, die Landessynode, Ausschüsse und Synodalbeauftragungen. Im Abendmahlsgottesdienst in der St. Stephanus-Kirche, mit dem die Synode endete, wurden bisherige und neue Mitglieder des Kreissynodalvorstands (KSV) verabschiedet und eingeführt. Die Predigt hielt Pfarrer Christoph Keienburg (Kirchengemeinde Paderborn), der im August in den Ruhestand geht.