Jedermann in Paderborn: Der Lebemann und der Tod kehren spektakulär zurück

Paderborn. Lange hat Paderborn warten müssen. Jetzt kehrt der Jedermann zurück - und der Tod trägt wieder Sombrero. Als Schlussstück der Spielzeit 2015/16 hatte das von Ingmar Otto als fetziges Spektakel inszenierte Stück erstmals das Publikum begeistert. Fast genau acht Jahre später und erneut zeitgleich zur Fußball-Europameisterschaft wird der Platz vor der Stadtbibliothek wieder zur Arena des Klassikers von Hugo von Hofmannsthal. Von einer umlaufenden Rundbühne kann verfolgt werden, wie Gott am Jedermann ein Exempel statuieren will, weil er mit dem Treiben der Menschen auf der Erde nicht einverstanden ist. Deshalb schickt er den Tod zum egozentrischen Lebemann, der die Vorzüge des Lebens genießt und sich nicht um andere schert: Ein Stündchen bleibt dem Verehrer von Wein, Weib und Mammon, um zu zeigen, dass auch er ein besserer Mensch sein und glauben kann. Regie führt auch diesmal Otto, der mittlerweile Intendant des Grenzlandtheaters Aachen ist. Aus diesem Grund gastiert er für das Freilichtstück mit seinem Ensemble in einer Koproduktion mit dem Theater Paderborn. Otto macht es sichtlich Spaß, den Jedermann ein zweites Mal in Paderborn zu inszenieren. Es sei wie mit einem Wein: &bdquo;Mit einigen Jahren Abstand wird er vielleicht noch besser“, sagt er im Pressegespräch. Ursprünglich war die Wiederaufnahme schon früher geplant, doch Corona durchkreuzte diesen Plan. Der Ton in der Paderborner Inszenierung wird rauer In Aachen läuft das Stück - als Halb-Open-Air-Stück in einem Zelt - letztmals am Samstag, 8. Juni. Dann geht es für das Team an die Pader. Für den Tod-Darsteller Stephan Weigelin ist es eine Rückkehr. Er stand schon vor acht Jahren - damals noch als Ensemblemitglied in Paderborn - mexikanisch gekleidet auf der Bühne. Die Bezüge zu mexikanischen Totenbildnissen und den Dia de Muertos (Tag der Toten) werden diesmal noch stärker als bei der Erstauflage, meint Otto. Änderungen gibt es auch bei den Besetzungen. So wird es deutlich mehr Schauspielerinnen geben, weshalb Gott und Teufel weiblich sind. Auch ein gleichgeschlechtliches Paar hat Otto in seine neue Textfassung geschrieben. Aber Dinge, die schon einmal gut funktioniert haben, behält er bei: wie die dreifache Verkörperung des Glaubens als Christentum, Judentum und Islam. Lesen Sie auch: Premiere im Theater Paderborn: Bühne wird zum Youtube-Kanal Überhaupt reagiert der Regisseur im Stück auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen: &bdquo;Es ist ruppiger geworden. Der Umgang der Figuren spiegelt deutlich wider, dass der untereinander gepflegte Ton rauer wird“, sagt er. Eigene Interessen würden radikaler vertreten, die Figuren seien weniger achtsam und zynischer. Und aus Ottos Sicht steckt Jedermann in seiner Midlife-Crisis und verschiebt alles Gute auf die zweite Lebenshälfte. Regisseur verspricht Paderborn einen spektakulären Theatersommerabend Dem Publikum wird in einer möglichst spektakulär gefüllten Arena viel geboten. Mit einem Feuer spuckenden Tod und Fahrzeugen sowie Kutschen, die durch die Bühnenmanege rauschen. &bdquo;Das macht Spaß beim Spielen und beim Zusehen“, sagt Otto. Für ihn sei es reizvoll, dass die Menschen ringsum sitzen. Zugleich müsse er größere Bilder schaffen. Da die Freilichtatmosphäre die Lautstärke beeinflusst, wird mit etwas unterstützenden Mikroports gespielt. Abschließend verspricht Otto den Paderbornern einen Klassiker, der einen spektakulären und inhaltlich frischen Theatersommerabend bescheren wird. Lesen Sie auch: Neue Spielzeit: Theater Paderborn schickt Pippi Langstrumpf auf die Bühne Die Premiere am Freitag, 14. Juni, ist bereits ausverkauft. Für alle weiteren Aufführungen gibt noch Karten. Die Termine sind am 16., 20., 21., 22., 23., 27., 28., 29. und 30. Juni sowie 4., 5., 6. und 7. Juli jeweils um 20 Uhr. Tickets im Vorverkauf gibt es an der Theaterkasse am Neuen Platz, unter Tel. 05251 2881100 und per E-Mail an kartenservice@theater-paderborn.de. Zudem gibt es eine Abendkasse, wo nur Barzahlung möglich ist.

Meistgelesen