Archäologische Überraschung?

Spannende Funde in Paderborner Abdinghofkirche: Was steckt dahinter?

Während aktueller Arbeiten finden Experten zwei runde Säulenbasen im Mittelschiff. Sind das vielleicht Hinweise auf einen Vorgängerbau; und könnte das mit Bischof Meinwerk zu tun haben? Von 1009 bis 1036 stand er den Katholiken in Paderborn vor.

Experten vermessen das Mittelschiff der Abdinghofkirche in Paderborn während der Sanierung. | © Foto: LWL/S. Gai

10.06.2024 | 10.06.2024, 16:08

Paderborn. Seit diesem Jahr finden in der Abdinghofkirche Sanierungsarbeiten statt. Diese sehen neben einer neuen Wandgestaltung auch den Bau einer neuen Fußbodenheizung vor, teilt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit. Jetzt gibt es Funde, die Fragen aufwerfen und neugierig machen: Gibt es womöglich Hinweise auf einen Vorgängerbau? Und könnte dieser womöglich auf Meinwerk zurückgehen, von 1009 bis 1036 Bischof von Paderborn?

In die Arbeiten ist auch die Paderborner Stadtarchäologie eingebunden, die die Maßnahme begleitet. Gefunden wurden nun zwei runde Säulenbasen an den beiden östlichen Pfeilern im Mittelschiff der Abdinghofkirche.

Und das wirft Fragen auf: Auch jene, ob sich diese beiden Säulen auf die nördliche und die südliche Arkadenwand des Mittelschiffes beziehen? Oder doch zu einem Vorgängerbau in Zusammenhang mit Meinwerk gehören.

Gefunden wurde auch diese Säulenbasis unter dem nordöstlichsten Pfeiler der Arkadenwand, zwischen Mittelschiff und nördlichem Seitenschiff der Abdinghofkirche in Paderborn. - © Foto: LWL/P. Albert
Gefunden wurde auch diese Säulenbasis unter dem nordöstlichsten Pfeiler der Arkadenwand, zwischen Mittelschiff und nördlichem Seitenschiff der Abdinghofkirche in Paderborn. | © Foto: LWL/P. Albert

Zu den beiden gefundenen Säulenbasen äußert sich LWL-Archäologin Sveva Gai: „Sie scheinen abgetragen worden und dann im Bau der mächtigen rechteckigen Pfeiler, die das Mittelschiff von den Seitenschiffen treffen, eingeschlossen beziehungsweise überbaut worden zu sein.“

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Die Säulen scheinen, so Gai weiter, „aber zu schmal zu sein, um eine Arkadenwand zu tragen“. Zudem sei „anzumerken, dass sich an keinem weiteren Pfeiler eine Säule abzeichnet“.

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Oder könnten die zwei Säulen zu einer Chorschranke gehören und an Pfeilern angebaute Halbsäulen sein? Die Chorschranke, ab der Spätromanik als Lettner zu bezeichnen, trennte den Raum für das Mönchkollegium vom übrigen Kirchenraum, der für die Laien bestimmt war.

„Dagegen spricht aber, dass beide Säulen sich weiter unter den Pfeilern fortsetzen und nicht wirklich als Halbsäulen zu verstehen sind. Eine endgültige Antwort steht noch aus“, erläutert Gai.

Barocke Gruft tritt zutage

Ein interessanter Überrest ist laut dem LWL auch die barocke Gruft, die im Mittelschiff direkt unter dem Betonboden zutage getreten ist. Es zeigt sich eine längsrechteckige Kammer, die mit einem Tonnengewölbe aus Ziegelsteinen überdeckt ist. „Dieses Bild ist aus zahlreichen Kirchen, unter anderem auch der Klosterkirche Corvey, bekannt“, unterstreicht Gai.

Seit ihrer Weihe 1016 durch Bischof Meinwerk erlebten die Kirche Abdinghof und der anschließende Klosterbereich laut dem LWL eine wechselvolle Geschichte. Nach starker Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges gab es im Zuge des Wiederaufbaus die ersten archäologischen Ausgrabungen zwischen 1948 und 1956 durch Bernhard Ortmann, Bauingenieur und Archäologe in Paderborn.

Er legte eine ältere kleinere Saalkirche mit Rechteckchor frei und rekonstruierte die Baugeschichte der Klosterkirche. Zudem interpretierte Ortmann diese Kirche als die karolingische Salvatorkirche und den Nachfolgebau als die 799 geweihte Kirche. Aber schon in den 1950er und 1960er Jahren stießen Ortmanns Thesen auf großen Widerspruch.

Verbindung zu Bischof Meinwerk?

In den 1980er Jahren interpretierte dann der LWL-Kirchenhistoriker und Archäologe Uwe Lobbedey Ortmanns Funde neu, bei der Lobbedey diese in Verbindung mit Schriftquellen setzte. Dieser Bewertung zufolge konnte die kleine Saalkirche „als der rasche Bau einer Kapelle, die Meinwerk zunächst errichten ließ, interpretiert werden“, so der LWL, während der Bau der eigentlichen Klosterkirche kurz darauf begann. Die Fertigstellung der Kirche habe sich dann bis ins Jahr 1031 gezogen.

Nach den jüngsten Funden seien aktuell aber noch viele Fragen offen. Das stellt auch der Chefarchäologe des LWL, Michael Rind, fest. Die Möglichkeiten, das Ganze aufzuklären, „würde tiefgehende, in der Fläche ausgedehnte Maßnahmen voraussetzen, die die Bauplanung nicht fordert“, führt Rind aus.

Aufklärung durch spätere Generationen

Deshalb könnte der aktuelle Fund auch vorerst unaufgeklärt bleiben. Rind: „Was nicht ausgegraben werden muss, bleibt für spätere Generationen erhalten und wird weiterhin für die Anwendung besserer und präziserer Methode in Zukunft verfügbar sein.“