Inkontinenz bei Frauen: Zwei Paderbornerinnen teilen ihre Erfahrungen

Paderborn. Kurz gehustet oder gelacht und schon landen Tröpfchen in der Unterhose. Es ist ein Tabuthema, das viele Frauen betrifft: Inkontinenz. Mehr als jede zweite Frau, die zwischen 40 und 49 Jahren ist, leidet an Blasenschwäche. Zusätzlich sind 17 Prozent aller Frauen nach der Geburt ihres Kindes inkontinent. Diese Zahlen nennt die Gesellschaft für Kontinenz auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Oft hängt ungewollter Urinverlust mit Beckenboden-Problemen zusammen. Diesen Muskel hat sich Maria Agethen, Gründerin des Frauengesundheitszentrums Bauchwärts, buchstäblich auf das T-Shirt geschrieben. Sie wirbt mit dem Slogan &bdquo;Beckenbodenliebe“ für ihre Beckenboden-Kurse und für das Thema. &bdquo;Ob im Sportstudium oder auch bei Trainerscheinen im Sport: Der Beckenboden ist da einfach kein Thema. Dabei ist er so wichtig“, sagt Agethen. Wieso er so wichtig ist, wissen auch Nina Brenke und eine 65-jährige Paderbornerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Probleme mit dem Beckenboden nach der Geburt Die beiden sind betroffen von Harninkontinenz. Bei der 65-jährigen Paderbornerin starteten die Probleme mit dem Beckenboden nach der Geburt ihrer Kinder. &bdquo;Ich habe zwar Rückbildungskurse gemacht, aber die sehen heutzutage ja auch ganz anders aus“, sagt sie. Mit der Zeit sei ihr Beckenboden immer instabiler geworden. Die Probleme verstärkten sich. Richtig inkontinent wurde sie dann, als ihr bei einer Operation die Eierstöcke entfernt wurden. Da war sie 45 Jahre alt. .responsive23-JmKLdHE4hzAwpB5p-bar-horizontal-240513-frauengesundheit { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-JmKLdHE4hzAwpB5p-bar-horizontal-240513-frauengesundheit { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-JmKLdHE4hzAwpB5p-bar-horizontal-240513-frauengesundheit { padding-top: 142.86%; } } &bdquo;Es wurde so schlimm, dass ich richtig verzweifelt bin“, berichtet sie. Ständig ging sie zur Toilette - aus Angst vor ungewolltem Urinverlust. Sie hat weniger getrunken, um weniger zu müssen. Aus dem Haus zu gehen, war Stress für die Paderbornerin. &bdquo;Es war wirklich sehr lebenseinschränkend“, blickt sie heute auf diese Zeit zurück. Ihren Freundinnen habe sie lange nichts davon erzählt. &bdquo;Es war einfach ein Tabu-Thema.“ Schließlich wurde ihr ein sogenanntes TVT-Band eingesetzt, eine operative Behandlungsmöglichkeit bei Harninkontinenz. &bdquo;Die erste OP ging schief. Insgesamt wurde ich drei Mal operiert, ich hatte viele Schmerzen und es hat mich viele Nerven gekostet.“ Die 65-Jährige Paderbornerin litt an Dranginkontinenz Die 65-Jährige litt an der sogenannten Dranginkontinenz. &bdquo;Betroffene haben oft einen so ausgeprägten Harndrang, dass es bereits auf dem Weg zur Toilette passiert“, erklärt Eva Hüppmeier aus dem Team von Bauchwärts. Bei Frauen unter 50 Jahren ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) eine reine Dranginkontinenz seltener als eine Belastungsinkontinenz. Belastung meint beispielsweise: Springen, Heben, Lachen, Husten. Diese körperlichen Anstrengungen lösen dann Urinverlust aus. Belastungsinkontinenz tritt häufig als Folge von Entbindungen auf. Als Folge einer geschwächten Beckenbodenmuskulatur senken sich Bauchorgane ein wenig ab. Der Verschlussmechanismus der Blase funktioniert dann oft nicht mehr richtig. Diese Erfahrung machte Nina Brenke. Die 35-Jährige bemerkte nach der Geburt ihres zweiten Kindes, dass sie beim Husten Urin verlor. &bdquo;Ich hab dann meine Mutter angerufen und so erfahren, dass sie dieses Problem auch kennt.“ Sie geht sehr offen mit ihrer Belastungsinkontinenz um, spricht auch mit ihrem Mann regelmäßig darüber. &bdquo;Dann kommt es auch schon mal vor, dass ich abends auf dem Sofa sitze und sage: Heute war ein langer Tag, mir geht es vom Beckenboden her nicht gut“, erzählt Nina Brenke. .responsive23-EkqARH8ZjIapLRww-pie-240513-frauengesundheit { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-EkqARH8ZjIapLRww-pie-240513-frauengesundheit { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-EkqARH8ZjIapLRww-pie-240513-frauengesundheit { padding-top: 142.86%; } } Dafür gibt es direkt ein dickes Lob von ihrer Trainerin Maria Agethen. Denn ein Gefühl für den eigenen Beckenboden zu entwickeln, ist ein wichtiges Ziel in den Kursen bei Bauchwärts. &bdquo;Das erleben viele Frauen, dass dieser Muskel sich nach einem langen Tag wie eine Bowlingkugel im Becken anfühlt. Da ist dann ein Druck“, weiß Agethen. Nachfrage nach Beckenboden-Kursen in Paderborn ist groß Die Kursteilnehmerinnen sollen lernen, ihren Beckenboden wahrzunehmen, ihn zu aktivieren, zu trainieren und auch zu entspannen. Denn zu einem Beckenbodentraining gehört mehr, als den Muskel nur anzuspannen und wieder loszulassen. &bdquo;Die meisten Frauen spannen ihren Beckenboden viel zu stark an. Das kann auch zu einer verspannten Muskulatur führen“, weiß Hüppmeier. &bdquo;Die Nachfrage nach den Kursen ist sehr groß“, berichtet Agethen über die Beckenboden-Kurse bei Bauchwärts. Ab Herbst bietet sie daher einen dritten Kurs an. Eva Hüppmeier ist Osteopathin, Hebamme und Heilpraktikerin und bietet bei Bauchwärts auch Beckenboden-Check-Ups an. Das beinhaltet eine funktionelle Überprüfung der Muskulatur durch eine Tastuntersuchung und eine Ultraschalluntersuchung - die anders als bei vielen Gynäkologen nicht nur im Liegen, sondern auch im Stehen stattfindet. Dann kann eine Organsenkung deutlich werden, die im Liegen vielleicht nicht diagnostiziert wird. Nina Brenke und auch die 65-jährige Paderbornerin erleben, dass die Kurse ihnen helfen. Wichtig sei aber auch, einen geschützten Raum zu haben, um über die Inkontinenz sprechen zu können. Damit dieses Problem, das so viele Frauen betrifft, aus der Tabu-Ecke gezogen wird. Lesen Sie weitere Teile der Serie “Frauengesundheit im Fokus”: Das Geschlecht in der Medizin: &bdquo;Frauenherzen ticken anders“ Paderbornerin mit Endometriose: &bdquo;Ein Gefühl wie Messerstiche im Bauch“ Wechseljahre: Beratungsangebot im Kreis Paderborn unzureichend Paderbornerin stirbt mit 28 an Brustkrebs: &bdquo;Alisia bleibt für immer ein Phänomen“ Unerfüllter Kinderwunsch: Wieso ein Paderborner Paar ans Aufgeben dachte

Meistgelesen