Paderbornerin mit Endometriose: Ein Gefühl wie Messerstiche im Bauch

Paderborn. Das erste Mal Symptome hat Eva Zinser mit 11 Jahren. Da hat sie gerade ihre Periode bekommen und so starke Schmerzen, dass sie von der Schule nach Hause geschickt wird. Was die heute 26-Jährige da noch nicht weiß: Sie hat Endometriose. Diese Diagnose erhält sie erst viele Jahre später. Schmerzen während der Periode, beim Wasserlassen oder Stuhlgang, beim Sex: All das können Anzeichen einer Endometriose sein. Betroffene Frauen beschreiben ihre Symptome als &bdquo;Krämpfe, Stechen, ein Brennen – manche sagen auch: Es fühlt sich an, als ob ihnen jemand ein Messer in den Bauch rammt“, weiß Michael Patrick Lux, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe und Chefarzt an der Paderborner Frauen- und Kinderklinik St. Louise. Seit 2019 behandeln er und seine Kollegen im Endometriose-Zentrum am St. Josef-Krankenhaus in Salzkotten betroffene Frauen. Bei einer Endometriose wuchert Gewebe der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter und wächst in benachbarten Organen und Gewebe, wie etwa Eileitern und Eierstöcken sowie der Vagina, manchmal auch im Dick- und Dünndarm, in der Harnblase oder Harnröhre. Sie gilt als eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Trotzdem gibt es keine genauen Zahlen, wie viele Mädchen und Frauen tatsächlich betroffen sind. Gynäkologe verschreibt nur Ibuprofen gegen die Periodenschmerzen Schätzungen gehen von 7 bis 15 Prozent aller Frauen im geschlechtsfähigen Alter aus, die Endometriose Vereinigung Deutschland rechnet mit zwei Millionen Frauen – wobei die Dunkelziffer hoch sein dürfte, denn oft bleibt Endometriose unerkannt. Bis sie diagnostiziert wird, kann eine lange Zeit vergehen: Mehr als zehn Jahre sind es laut dem Berufsverband der Frauenärzte vom Auftreten erster Symptome bis zur Diagnose. .responsive23-sxTE4xTcb2sA2ONV-atlas-slideshow-endometriose { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-sxTE4xTcb2sA2ONV-atlas-slideshow-endometriose { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-sxTE4xTcb2sA2ONV-atlas-slideshow-endometriose { padding-top: 142.86%; } } Mit 14 Jahren geht Eva Zinser das erste Mal zum Gynäkologen. Beim Bauchultraschall findet der jedoch nichts und schickt sie mit dem Rat, sie solle halt Ibuprofen nehmen, wieder weg. &bdquo;In meiner Jugend hatte ich das total verinnerlicht, dass Schmerzen während der Periode eben dazu gehören. Ich dachte, ich hätte einfach Pech“, erinnert sich Zinser. Die starken Schmerzen – jeden Monat aufs Neue – bedeuten für Betroffene eine extreme Einschränkung der Lebensqualität. Bei etwa jeder zweiten Frau mit unerfülltem Kinderwunsch ist Endometriose die Ursache. Und die Krankheit verursacht auch gesamtgesellschaftlichen Schaden: &bdquo;Bei einer schweren Endometriose sind drei bis vier Krankheitstage im Monat keine Seltenheit“, betont Lux. Endometriose ist extreme Einschränkung im Alltag Sie schleppe sich auch arbeitsunfähig zur Arbeit, erzählt Zinser, und sei trotzdem oft krankgeschrieben. Eine &bdquo;extreme Einschränkung im Alltag“ sei die Krankheit. Oft sei sie sehr erschöpft, auch psychisch seien die ständigen Schmerzen eine große Belastung. &bdquo;Bei akutem Schmerz zeigt jeder Empathie, aber bei chronischen Schmerzen muss man sich oft rechtfertigen“, sagt Zinser. Die Schmerzen könne einem niemand abnehmen, aber allein deren Anerkennung wäre schon eine Entlastung. Sie wünscht sich mehr gesellschaftliche Aufklärung: &bdquo;Endometriose ist eine Volkskrankheit - sie kommt doppelt so häufig vor wie Diabetes, und das kennt jeder.“ Lesen Sie auch: Wie eine junge Paderbornerin mit einer unheilbaren Krankheit lebt Das Wissen um und Bewusstsein für die Krankheit sei von großer Bedeutung, meint auch Gynäkologe Lux – für Ärzte und für Patientinnen. &bdquo;In den letzten Jahren ist die Awareness zum Glück gestiegen, auch zum Beispiel dank Influencerinnen, die das Thema in den Sozialen Medien behandeln“, sagt er. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Lena Düsterhus | Endometriose | Podcast | UGC (@endomood_) Eine Bauchspiegelung bringt die Diagnose: Endometriose Auch Eva Zinser erfährt durch Zufall in einem Podcast von der Krankheit und erkennt sich in den Symptomen sofort wieder. Bei einem neuen Frauenarzt bleibt sie hartnäckig. Eine Bauchspiegelung bringt ihr schließlich die Diagnose. In einer Selbsthilfegruppe in Paderborn findet die Bielefelderin Gleichgesinnte und Austausch. Von Ärzten nicht ernst genommen zu werden, diese Erfahrung hat auch die Paderbornerin Eva Bauder gemacht. Nur durch Zufall wurde ihr bei einer Massage, bei der sie Schmerzen im Unterleib ansprach, ein Gynäkologe empfohlen, der sich mit dem Thema auskannte. &bdquo;Der hat mich nur nach meinen Symptomen gefragt und allein dadurch noch vor einer Bauchspiegelung seine Diagnose gestellt“, erzählt die 43-Jährige. Wie wichtig eine gezielte Anamnese ist, weiß auch Michael Patrick Lux. Welcher Regelschmerz ist noch normal? Viele Frauen würden erleben, dass sie schnell als psychosomatisch abgestempelt werden. &bdquo;Man muss schon auch Mut aufbringen, bei den Ärzten eine Diagnose einzufordern und ihnen als Experten seine eigene Vermutung zu unterbreiten“, sagt Zinser. Paderbornerin stellt ihren Lebensstil komplett um Diagnostiziert wird eine Endometriose über Ultraschall oder ein MRT, am zuverlässigsten ist jedoch eine Bauchspiegelung. Sie kann dann medikamentös mit einer hormonellen Therapie behandelt werden. &bdquo;In vielen Fällen bekommt man eine Endometriose damit gut in den Griff“, sagt Lux. Bei starken Schmerzen, die durch eine fortgeschrittene oder chronische Endometriose verursacht werden, erfolgt die operative Sanierung mit Entfernung aller Entzündungsherde – ein bis zu siebenstündiger Eingriff unter Vollnarkose. Daran schließt sich in der Regel eine hormonelle Therapie an, um neue Wucherungen zu verhindern. Lesen Sie auch: Endometriose kostet Frau aus Paderborn fast das Leben Die Paderbornerin Eva Bauder dagegen hat ihre Endometriose mit einer kompletten Umstellung ihres Lebensstils in den Griff bekommen: kein Zucker, kein Weizen, viel Bewegung, gezieltes Krafttraining. &bdquo;Das erfordert viel Disziplin, aber der Erfolg bestätigt mich“, sagt die 43-Jährige. Eine völlig neue Lebensqualität habe sie gewonnen und ihr großer Traum sei dadurch auch in Erfüllung gegangen: Nach mehreren Fehlgeburten &bdquo;habe ich ein Baby bekommen“. Lesen Sie weitere Teile der Serie &bdquo;Frauengesundheit im Fokus“: Das Geschlecht in der Medizin: &bdquo;Frauenherzen ticken anders“ Wechseljahre: Beratungsangebot im Kreis Paderborn unzureichend Paderbornerin stirbt mit 28 an Brustkrebs: &bdquo;Alisia bleibt für immer ein Phänomen“ Inkontinenz bei Frauen: Zwei Paderbornerinnen teilen ihre Erfahrungen Unerfüllter Kinderwunsch: Wieso ein Paderborner Paar ans Aufgeben dachte

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