Paderpride 2024: Hunderte Menschen ziehen bei queerer Demo durch Paderborn

Paderborn. Überall in der Stadt wehten die Regenbogenfahnen. Zum Paderpride-Demonstrationstag war der Paderborner Rathausplatz mit Menschen gefüllt, die für Queer-Akzeptanz in Paderborn einstehen wollten. Mit einem einstündigen Demonstrationszug und einem bunten Bühnenprogramm machten sich die Teilnehmenden für die Sichtbarkeit von LGBTQ+ stark. Bei Pride-Veranstaltungen geht es darum, stolz mit der eignen sexuellen und geschlechtlichen Identität umzugehen. Der Sammelbegriff Queer, sowie LGBTQ+, umfasst alle Identitäten, die sich nicht ausschließlich als heterosexuell und Cis-Gender verstehen. Der Weg der Demonstrierenden verlief vom Rathausplatz aus über den gesamten inneren Ring. Viele der Teilnehmenden hatten Plakate und Banner mitgebracht. Während des Umzuges wurde laut Musik gespielt und sich mit Trillerpfeifen Gehör verschafft. Demonstration zieht durch die Paderborner Innenstadt Neben der Regenbogenfahne, die für die gesamte Queere-Gemeinschaft steht, hatten auch viele Teilnehmende Fahnen dabei, die ihre eigene spezifische Identität repräsentierten. Der Umzug wurde auf seinem Weg durch die Stadt von der Polizei abgesichert. Sie spricht von mindestens 900 Teilnehmenden; das Organisationsteam meint, die Teilnehmerzahl aus dem Vorjahr möglicherweise sogar überholt zu haben. Die Initiatoren bedankten sich beim Land NRW und dem queeren Netzwerk für die Bühne, auf der das Showprogramm stattfinden konnte. Weiterer Dank galt dem Lieferservice &bdquo;Picknick“, der Wagen stellte, um den Demonstrationszug zu sichern, und dem Paderborner Bürgermeister Michael Dreier, der beim Aktionstag die Schirmherrschaft übernahm. Nach dem Demonstrationszug durch die Stadt konnten die Teilnehmenden auf dem Rathausplatz ins Gespräch kommen. Es gab ein Bühnenprogramm mit Gesangsnummern und Poetry Slam. Viele Initiativen und Parteien, die sich in Paderborn für queere Menschen einsetzen, waren mit eigenen Ständen auf dem Platz vertreten. Mehr Queer-Feindlichkeit in Paderborn? Victoria Drüke engagiert sich als ehrenamtliche Leitung beim queeren Jugendtreff Ohana. Außerdem ist sie Leiterin des circa 50-köpfigen Trans-Treffs - Schutzraum, Beratung und Selbsthilfegruppe für transgeschlechtliche Menschen. Sie berichtet von einem Anstieg von Queer-Feindlichkeit. Sie habe in letzter Zeit auf der Straße offen Anfeindungen erlebt. Auch jedes Mitglied ihrer Gruppe habe ihr davon berichtet. Lesen Sie auch: So hat der queere Jugendtreff einer Paderbornerin geholfen &bdquo;Heute ist für mich der bedeutendste Tag im Jahr”, sagt Drüke. &bdquo;Es sind so viele gleichgesinnte Menschen mit mir auf der Straße, dass ich weiß, dass ich vermutlich nicht angegriffen werde. Das bedeutet für mich einen Tag Sicherheit im Jahr.” Die Sozialarbeiterin Viola Hellmuth ist Leiterin der queeren Jugendgruppe Ohana. Gemeinsam mit der Paderborner Aidshilfe und anderen Organisationen hat auch das Team von Ohana die Paderpride-Veranstaltung mitorganisiert. Neben dem Aktionstag gab es bereits ein vielfältiges Rahmenprogramm. Der Tag bilde jedoch erst den Auftakt zur Pride-Season im Juni, sagt Hellmuth. Als Leiterin der queeren Jugendgruppe erlebt sie aus erster Hand mit, welche Erfahrungen junge LGBTQ+-Personen in Paderborn machen. Hellmuth sagt, auch sie bemerke einen massiven Anstieg von Anfeindungen. Dazu findet sie klare Worte: &bdquo;Die Gesellschaft sollte generell akzeptieren, dass es keine Normativität gibt und das jeder Mensch unterschiedlich ist.” Das Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt Schlau besucht Schulen, um in präventiven Workshops ein Bewusstsein für LGBTQ+ zu schaffen. Mit der Mitmach-Tafel am Stand auf dem Rathausplatz will das Team von Schlau in diesem Jahr einen besonderen Fokus auf die Geschlechtsidentität und Unterschied zwischen Ausdruck und innerem Gefühl legen. Lea Kukulenz aus dem Organisationsteam freute sich, dass die Mitmach-Tafel am Samstag aktiv genutzt wurde. &bdquo;Wir hoffen, dass die Leute ihre eigene Einstellung reflektieren und dass damit auch ein Grundwissen geschaffen werden kann. Je mehr alle wissen, desto besser”, sagt Kukulenz. Diese Aufklärungsarbeit versucht die Initiative auch in der Arbeit mit Jugendlichen umzusetzen. &bdquo;Eigentlich möchten wir präventiv gegen Queerfeindlichkeit vorgehen; wir werden aber häufig erst gerufen, wenn das Haus schon brennt”, so Lea Kukulenz. Laut Polizei fand der Paderpride in diesem Jahr in einem friedlichen Rahmen statt.

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