„Riesiger Schock“: Fünfjährige Zwillinge aus Paderborn bekommen keinen OGS-Platz

Paderborn. &bdquo;Das ist ein riesen Schock für uns gewesen“, sagt Linda Amelunxen (37). Die berufstätige Mutter von Zwillingen (5) und ihr Mann haben darauf gehofft, dass es mit der Anmeldung an der katholischen Bonifatius-Grundschule zum Schuljahr 2024/25 auch zwei Plätze in der Offenen Ganztagsschule (OGS) geben wird. Danach sieht es im Augenblick aber nicht aus. Und auch im alternativen Betreuungsangebot des Elternvereins gibt es nicht ausreichend Plätze. Die Situation an der Bonifatius-Grundschule bestätigt die ebenfalls berufstätige Mutter Maxi Demir (43). Auch sie und ihr Mann sind dringend auf einen OGS-Platz angewiesen. Ihr Sohn (6) soll nach dem Sommer eingeschult werden. Wartelisten in der Stadt Das Problem fehlender OGS-Plätze zieht sich offenbar durch Paderborn: Laut der Stadt sind bei der Abfrage zum Stichtag am 15. März 2024 an insgesamt elf Offenen Ganztagsschulen Kinder auf Wartelisten gewesen. Wie viele Kinder derzeit insgesamt stadtweit ohne OGS-Plätze sind, kann die Verwaltung mit Verweis auf die Anmeldungen über die Träger nicht sagen. Insgesamt sind es 3.410 Plätze, die die OGS-Träger am 15. März 2024 für das kommende Schuljahr angemeldet haben. Zugleich sind es alleine 1.505 Erstklässler, die laut einer Verwaltungsvorlage (Stand 16. Januar 2024) ab August eine Grundschule in Paderborn besuchen sollen. Insgesamt gibt es in Paderborn 20 Grundschulen, darunter drei Grundschulverbünde. Die Stadt betreut die OGS-Angebote an den Grundschulen Bonifatius und Kaukenberg sowie am Teilstandort Theodor des Grundschulverbundes Riemeke-Theodor. 51 Anfragen für OGS-Plätze Insgesamt hat es laut der Stadt in der Anmeldephase ab vergangenen November 51 Anfragen für OGS-Plätze an der Bonifatius-Grundschule gegeben. Allerdings wird es zunächst nur 24 freie Plätze geben. Damit haben Eltern von 27 Kindern derzeit noch keinen Platz. Deshalb gibt es eine Warteliste. Und die Stadt entscheidet nach bestimmten Kriterien, welche Kinder in die OGS nachrücken. Vorrang gibt es für Geschwisterkinder sowie alleinerziehende Eltern. Zudem gibt es beispielsweise &bdquo;pädagogische, sprachliche oder familiäre“ Kriterien. Außerdem können Eltern die Teilnahme an einem Sprachkurs angeben. OGS: Betreuung bis 16 Uhr Aktuell sind an der Bonifatius-Grundschule 397 Schülerinnen und Schüler, mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf. Laut der Stadt gibt es acht OGS-Gruppen mit insgesamt 200 Plätzen, betreut von elf pädagogischen Fachkräften. Unterstützung gibt es aktuell durch vier Lehramtsstudierende. Alle Stellen seien &bdquo;momentan besetzt“. Für die OGS-Betreuung gibt es zwei eigene Räume, zwei Mensen sowie weitere Räume, die die OGS gemeinsam mit der Schule nutzt. Bis 16 Uhr werden Kinder betreut. Angebot des Elternvereins Eine Alternative zur OGS-Betreuung gibt es mit dem Angebot des 1996 gegründeten Elternvereins Bonifatius-Grundschule. Sechs Erzieherinnen sind hier tätig, sagt Leiterin Elisabeth Herrmann. Und sie betont: &bdquo;Wir arbeiten mit der OGS und den Lehrern gut zusammen.“ Von 11.30 bis 14 Uhr betreut der Verein die Kinder halbtags im Keller der Grundschule. Ein Mittagessen gibt es nicht. Insgesamt gibt es 90 Betreuungsplätze und 41 Anmeldungen für Plätze nach dem Sommer. Für die Betreuung zahlen Eltern einen Vereinsbeitrag, im Gegensatz zur OGS-Gebühr. Lesen Sie auch: Bis zu 1.500 Euro teurer: So unterschiedlich kassieren OWL-Städte für Kinderbetreuung Alternativangebot: Nur vier freie Plätze Doch nur 20 Plätze könnte der Elternverein derzeit als Alternativangebot bereitstellen, bestätigt Elisabeth Herrmann. Allerdings haben auch im Elternverein Geschwisterkinder Vorrang. Aktuell sind es 16. Somit bleiben unter dem Strich nur noch vier freie Plätze im Elternverein übrig. Um die dringendsten Fälle auffangen zu können, hat der Elternverein Familien um Bescheinigungen von Arbeitgebern gebeten. Verschärfte Ausgangslage Die Lage mit fehlenden OGS-Plätzen an der Bonifatius-Grundschule hat sich aus Sicht der Familien Amelunxen und Demir seit dem Schuljahr 2022/23 verschärft: Seitdem gibt es jeweils fünf Eingangsklassen – mit einem Mehrbedarf an OGS-Plätzen. Mehr Plätze mit dem Ausbau? Die Lage könnte sich zu Beginn des Schuljahres 2025/26 entspannen. Dann soll laut der Stadt der Anbau fertig sein. Damit sollen fünf Klassenzüge untergebracht werden und bei Bedarf mehr OGS-Plätze zur Verfügung stehen. Noch 2024 soll der Bau für die Erweiterung beginnen. Die Kosten liegen bei etwa 20 Millionen Euro. Derzeit sei der Bau aber noch in Planung, sagt die Stadt. Rechtsanspruch ab August 2026 Unterdessen bereitet sich die Stadt auf den Rechtsanspruch für eine OGS-Betreuung aufgrund eines Bundesgesetzes vor, der dann ab August 2026 für Kinder aufsteigend ab Klasse 1 gelten soll. &bdquo;Momentan wird ein Gesamtkonzept erstellt, bei dem jede Grundschule und OGS einzeln betrachtet wird“, so die Stadt. Eltern sind ratlos Bis 2026 ist es aus Sicht von Linda Amelunxen noch lange hin. Sie und ihr Mann Stefan sind deshalb ratlos. Denn beide sind als Lehrer beschäftigt, können sich bis zum Nachmittag eigentlich nicht durchgehend um die Kinder kümmern. Wie auch Maxi Demir und ihr Mann. &bdquo;Wir müssen beide arbeiten. Und nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit bin ich froh, das wieder machen zu können. Aber im Augenblick könnte es sein, dass ich meine Arbeit wieder aufgeben muss, um meinen Sohn zu betreuen“, sagt Maxi Demir. Wichtig ist den Familien Amelunxen und Demir, der Bonifatius-Grundschule keinen Vorwurf zu machen. Allerdings gibt es für sie keinen Plan B, keine Alternativen zu den Plätzen in der OGS oder im Elternverein, sagen sie. &bdquo;Die Großeltern können nicht mehr einspringen“, sagt Linda Amelunxen. Sie überlegt deshalb, ihre Stunden als Lehrerin zu reduzieren. Aktuell wäre Linda Amelunxen auch mit einer Notgruppe zufrieden. Und: &bdquo;Es ist traurig, dass wir Eltern alleine dastehen.“

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