Hunderte Paderborner demonstrieren für Arbeitnehmerrechte am 1. Mai

Paderborn. Traditionell setzen sich auch in Paderborn Gewerkschaften und andere Verbände am Tag der Arbeit, dem 1. Mai, für die Rechte von Arbeitnehmerinnen und -nehmern ein. Am Mittwochvormittag führte deshalb auch wieder ein Protestmarsch quer durch die Paderborner Innenstadt. Laut Schätzungen von Rudolf Bücker, Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Ostwestfalen-Lippe, machten sich dabei 350 bis 400 Menschen unter dem Motto &bdquo;Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“ für ihre Forderungen stark. Zunächst führte der Protestmarsch vom Rathaus über das Westerntor und den Le-Mans-Wall zum Schulhof des Paderborner Theodorianums, wo mehrere Redner sich mit den Belangen der Arbeitnehmerschaft beschäftigten. Zum Abschluss folgte dort auch ein Kultur- und Familienfest, wo bei Livemusik zahlreiche Parteien, Verbände und Gewerkschaften über ihre Anliegen informierten. Kritik an &bdquo;Tarifflucht“ vieler Unternehmen im Kreis Paderborn Bücker zeigte sich durchaus zufrieden mit der Beteiligung der Paderborner und war froh, dass der 1. Mai auch in der Paderstadt einen hohen Stellenwert habe. Dennoch gab er auch zu: &bdquo;Es sind trotz aller Krisen schwierige Zeiten, um die Menschen zu mobilisieren. Gerade deshalb ist der Einsatz der Leute hier vor Ort auch so wichtig.“ Mit dem Einsatz für Arbeitnehmerrechte könne großen Teilen der deutschen Gesellschaft aktiv geholfen werden. Der größte Kritikpunkt der Gewerkschaften vor Ort war dabei, dass immer mehr Arbeitgeber &bdquo;Tarifflucht“ begingen, also immer weniger Menschen in einem Tarifvertrag beschäftigt würden. Von der EU-weit angepeilten Bezahlung von 80 Prozent der Arbeitnehmer nach Tarif sei Deutschland laut Bücker weit entfernt. Zahlreiche Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen der Bundesrepublik erwirtschafteten hohe Gewinne, während die Löhne seit Jahren nahezu stagnierten. Dies führe laut Bücker zu Milliardenverlusten für breite Teile der Gesellschaft – von Arbeitnehmern über Einzelhandel bis hin zu Steuereinnahmen für den Staat. Deshalb forderten die Gewerkschaften ein bundesweites Tarifbindungsgesetz. Wichtiges Engagement der Paderborner Demonstranten Auch Paderborns Bürgermeister Michael Dreier unterstützte die Forderungen der Demonstranten: &bdquo;Tariflohn ist ein guter und wichtiger Kompromiss zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.“ Nur mit fairen Löhnen könne eine faire, soziale Gesellschaft existieren. Deshalb dankte Dreier den Teilnehmern an der Kundgebung auch für ihren Einsatz, der sich weit über die Rechte von Arbeitnehmern hinaus auch auf das entschiedene Engagement gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie erstrecke. Im Anschluss sprach sich die Jugend der IG Metall Paderborn für eine finanzielle und qualitative Stärkung der Ausbildung in Deutschland und in der EU aus. &bdquo;Die Ausbildung ist Deutschlands Markenzeichen, und wir dürfen nicht riskieren, dass junge Menschen keine berufliche Bildung erlangen, nur weil sie sich die Zeit der Ausbildung nicht mehr leisten können“, so ihr Sprecher. Das Sprichwort &bdquo;Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ dürfe nicht mehr gelten, wenn selbst grundlegende Lebenshaltungskosten nicht mehr finanzierbar seien. Kritik an Ausgliederungsplänen der Deutschen Bahn Abschließend kritisierte Christian Drelmann, Sekretär der Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft (EVG), die Bestrebungen der Deutschen Bahn, zahlreiche Teile der &bdquo;DB Cargo“ auszugliedern und somit dort keine tariflichen Löhne mehr zu zahlen. &bdquo;Auf diese Weise werden die Existenzen von zahlreichen, langjährigen Mitarbeitern aufs Spiel gesetzt“, so Drelmann. Statt Stellenabbau forderte er Investitionen in das marode Schienennetz und vor allem &bdquo;die Bereitschaft des Unternehmens, sich konstruktiv mit uns an einen Tisch zu setzten und zu verhandeln.“ Trotz allem würden die Gewerkschaften dabei selbstbewusst agieren. Im Zuge dessen kritisierte er auch die Forderungen nach Begrenzung des Streikrechts als undemokratisch und arbeitnehmerfeindlich. &bdquo;Wir Gewerkschaften werden uns unsere Rechte nicht nehmen lassen“, versprach Drelmann.

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