Neuer Präsident der Universität in Paderborn macht Rückzieher kurz vor Amtsantritt

Paderborn. Jörg Wallaschek wird nicht wie geplant zum 1. April sein Amt als neuer Präsident der Universität Paderborn antreten. Das hat Johannes Schnurr, Sprecher der Universität, am Mittwoch auf Nachfrage der &bdquo;NW“ bestätigt. Wie berichtet, sollte Hochschulprofessor Wallaschek, derzeit Leiter des Instituts für Dynamik und Schwingungen an der Leibniz-Universität Hannover, zum 1. April auf Amtsinhaberin Birgitt Riegraf folgen. Zu den Gründen Wallascheks äußerte sich die Universität Paderborn am Mittwoch mit Verweis auf ihn. Demnach sei für Wallaschek &bdquo;ein Wechsel von Hannover (Land Niedersachsen) nach Paderborn (...) aufgrund beamten- insbesondere versorgungsrechtlicher Gründe (...) nicht möglich“. Dies habe Wallaschek dem Vorsitzenden des Hochschulrats der Universität Paderborn, Jürgen Brautmeier, mitgeteilt. Wallaschek bedauere es &bdquo;dabei ausdrücklich, das Amt unter diesen Rahmenbedingungen nicht antreten zu können“. Präsidentin bleibt vorerst Das bisherige Präsidium, so die Universität weiter, bleibe unter der Leitung von Birgitt Riegraf bis zu einer Neuwahl eines Präsidenten beziehungsweise einer Präsidentin geschäftsführend im Amt. Wallaschek war am 15. November 2023 zum neuen Präsidenten der Universität Paderborn gewählt worden. Für den Ingenieur hatte sich die Hochschulwahlversammlung während der Wahl in nicht öffentlicher Sitzung entschieden. Wallaschek war bereits von 1999 bis 2003 Vizepräsident, Prorektor Forschung und Teil des Präsidiums der Universität Paderborn. Mit seiner Wahl zum neuen Uni-Präsidenten habe er neue Akzente in den Kernbereichen Studium, Lehre und Forschung setzen wollen, hieß es im November 2023. Zu den Hintergründen äußerte sich auf &bdquo;NW“-Nachfrage Jürgen Brautmeier. Über die Absage Wallascheks hatte Brautmeier den Hochschulrat am Dienstag, 12. März, den Senat am Mittwoch, 13. März, informiert. Eine erste Benachrichtigung &bdquo;an alle Beteiligte“ habe es am 4. März gegeben. Das Präsidium hatte Mitarbeitende und Studierende ebenfalls am Mittwoch über die Absage Wallascheks per E-Mail informiert. Hindernis Beamtenrecht Wie Brautmeier bestätigte, erweist sich das Beamtenrecht als Hindernis. Mit dem Antritt als Uni-Präsident wäre Wallaschek aus Niedersachsen nach Nordrhein-Westfalen gewechselt. Vor allem aber von einer Beamtenstelle in die nächste – mit anderen Anwartschaften, also der Aussicht auf bestimmte Versorgungsansprüche. Kurz gesagt: Wallaschek hätte nach NRW nicht jene Versorgungsansprüche bezogen auf die Pension mitnehmen können, die ihm in diesem Zusammenhang nur in Niedersachsen zustehen. Und letztlich sei &bdquo;die Übergangsphase“ ausschlaggebend gewesen, so Brautmeier, bis Wallaschek dieselben Anwartschaften in seinem Amt als Präsident einer Uni in NRW aufgebaut hätte. &bdquo;Und dieses Risiko galt es abzuwägen“, sagte Brautmeier. Zudem betonte Brautmeier: &bdquo;Es gab keine inhaltlichen Probleme.“ Der Austausch mit Wallaschek sei &bdquo;sehr harmonisch“ verlaufen. Auf &bdquo;NW“-Nachfrage teilte Wallaschek mit, sich zum Sachverhalt &bdquo;zurzeit nicht öffentlich äußern“ zu wollen. Aber auch er verwies darauf, &bdquo;dass es zwischen der Universität und mir keinerlei Dissens“ gegeben habe. Universität seit Mitte Februar informiert Dass es beim Thema der Versorgungsansprüche für Wallaschek im Fall eines Wechsels von seiner jetzigen in eine andere Beamtenstelle Probleme geben könnte, weiß die Uni Paderborn seit &bdquo;Mitte Februar“, so Brautmeier. Seitdem habe es mehrere Versuche gegeben, eine Lösung zu finden. Hierbei sei es auch um die Frage gegangen, ob Wallaschek seine Anwartschaften aus Niedersachsen mitbringen kann. Dazu habe sich auch das Landesamt für Besoldung und Versorgung NRW geäußert. Brautmeier: &bdquo;Aber das Land NRW kann nicht einfach sagen, wir übernehmen das.“ Dennoch bleibt die Frage: Hätte der Punkt der Versorgungsansprüche nicht bereits zu Beginn des Auswahlverfahrens geklärt werden müssen? &bdquo;Das war vorher nicht absehbar“, sagte Brautmeier zum konkreten Fall. Zudem sei es üblich, nach erfolgreicher Wahl wie im Fall Wallascheks, &bdquo;in die Verhandlungen“ einzusteigen und dann die Grundlage für eine Zusammenarbeit zu schaffen. Dabei gehe es auch um Bedingungen der Altersversorgung. Lösung nicht ausgeschlossen Dass es vor nicht mehr als einem Tag den Versuch einer politischen Lösung gegeben hatte, teilte zudem CDU-Landtagsabgeordneter Bernhard Hoppe-Biermeyer mit. Er sei in der Angelegenheit mit Brautmeier sowie Simone Probst, Uni-Vizepräsidentin für Wirtschafts- und Personalverwaltung, und Ina Brandes (CDU), NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, im Austausch gewesen. Dabei habe Hoppe-Biermeyer erfahren, dass es einen Austausch auf Ebene von Staatssekretären beider Bundesländer gegeben habe. Und trotz der offiziellen Mitteilung der Universität glaubt er weiter daran, dass eine Lösung möglich ist. Daran glauben auch Vertreter des NRW-Ministeriums für Kultur und Wissenschaft. So bestätigte Sprecher Christian Voss auf Nachfrage, dass es &bdquo;Beratungen auf Staatssekretärs-Ebene gegeben“ habe. Und: &bdquo;Nach den Gesprächen zeichnet sich eine Lösung für die Frage der Versorgungsansprüche ab. Wir sind zuversichtlich, dass es zu einer guten Lösung kommen wird“, so Voss. &bdquo;Kein Vakuum“ Wichtig sei Brautmeier, nun mit Blick auf das Präsidium festzustellen: &bdquo;Es gibt kein Vakuum.“ Allerdings wird es ein neues Wahlverfahren geben, das mindestens sechs Monate Zeit benötige. Dazu werde sich eine neue Findungskommission bilden, die sich konstituieren und einen Ausschreibungstext verfassen werde. Dann kommen der Auswahlprozess und eine Anhörung. Und die Hochschulwahlversammlung werde aktiv. Bewerben könnten sich im neuen Verfahren Kandidatinnen und Kandidaten aus dem ganzen Bundesgebiet. Generell wäre es auch für Riegraf möglich, sich erneut zu bewerben. Eine Anfrage auch dazu ließ sie am Mittwoch unbeantwortet. Allerdings hatte sie noch im &bdquo;NW“-Interview im Januar darauf verwiesen, dass ihr Ende 2023 die fehlenden Bedingungen für eine Fortführung des Amtes der Präsidentin deutlich geworden seien. Einem Wahlverfahren hätte sie sich aber &bdquo;gerne“ gestellt.

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