Vorwurf: Paderbornerin soll Mann in LWL-Klinik missbraucht haben

Paderborn. Linda T. (Name geändert) ist eine hübsche junge Frau mit einem offenen Auftreten. Die 29-Jährige ist gebildet und eloquent. Man mag kaum glauben, dass die Paderbornerin unter einer psychischen Erkrankung leidet, die sie als Beschuldigte vor die 8. Große Strafkammer des Landgerichts Paderborn gebracht hat. Linda T. drohte eine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie. Sie habe bei einem Aufenthalt in einer Paderborner Klinik einem Mitpatienten vier Mal sexuelle Gewalt angetan, hieß es in der Antragsschrift der Staatsanwaltschaft. Von der an einer schizoaffektiven Störung erkrankten Frau seien weitere ähnliche Taten zu erwarten, sie sei deshalb &bdquo;für die Allgemeinheit gefährlich“. Linda T. hat bis vor einigen Jahren ein ganz normales Leben geführt. Ihre Schulausbildung schaffte sie mühelos, sie holte, nachdem sich die begonnene Ausbildung als nicht passend erwiesen hatte, auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach, um dann ein Lehramtsstudium zu beginnen. Aber dann kam die Corona-Pandemie und fortan saß Linda T. im ersten Semester nicht im Hörsaal, sondern allein am heimischen Schreibtisch. &bdquo;Zu viel Druck“ empfunden &bdquo;Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn das Studium in Präsenz hätte stattfinden können“, sagt sie nachdenklich. Die junge Frau verließ nach anderthalb Jahren die Uni. &bdquo;Ab da ging es bergab“, sagt Linda T. und erzählt, dass sie sich weder im eigenen WG-Zimmer, noch in den Wohnungen der mittlerweile getrennt lebenden Eltern zu Hause fühlte. Offen berichtet sie auch von ihrer Liebe zu einem jungen Mann, dem sie &bdquo;hinterhergelaufen“ sei, obschon dieser ihre Zuneigung nicht erwiderte. &bdquo;Zu viel Druck“ habe sie empfunden, erklärt die 29-Jährige und berichtet von diesem Tag, an dem sie sich draußen auf dem Weg zum Vater komplett auszog. &bdquo;Es lag so viel Last auf mir“, erinnert sie sich. Damals wurde sie zum ersten Mal in die LWL-Klinik eingewiesen, zwei weitere Aufenthalte folgten. Linda T. wurde eine Betreuerin zur Seite gestellt, mittlerweile erhält sie Medikamente, die ihre Erkrankung im Zaum halten. &bdquo;Alle drei Monate eine Depotspritze“, sagt sie. Die sei wie ein &bdquo;Schutzmantel“. Niemals hätte sie sich früher vorstellen können, dass sie überhaupt Medikamente benötigen würde. Während des Klinikaufenhaltes &bdquo;hoch psychotisch“ Im vergangenen Jahr kam der Verdacht auf, dass Linda T. bei einem Klinikaufenthalt im Mai 2022 einem Mitpatienten sexuelle Gewalt angetan haben könnte. Drei Mal habe sie den heute 53 Jahre alten, psychisch schwer beeinträchtigten Mann gegen seinen Willen zu Oral-, ein Mal zu Vaginalverkehr gezwungen, hieß es in einer Anzeige bei der Polizei. Als fast zwei Jahre später der Fall vor Gericht aufgearbeitet wird, steht die 29-Jährige dazu, dass sie einige Male Sex mit ihrem Mitpatienten hatte. Aber das sei stets einvernehmlich gewesen. &bdquo;Er war ein friedlicher Mensch, so freundlich und süß“, sagt sie. &bdquo;Ich habe einfach Zeit mit ihm verbringen wollen. Mir ging es damals wirklich nicht gut.“ Während ihres Klinikaufenthaltes sei Linda T. &bdquo;hoch psychotisch“ gewesen, erklärt Verteidigerin Stephanie Risse. &bdquo;Die Auswirkungen der Erkrankung meiner Mandantin zeigten sich auf sexuell offensive Weise.“ Aber Gewalt habe die junge Frau ihrem Mitpatienten nicht angetan. Keine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie Nachdem die Richter den 53-Jährigen unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehört haben, lehnen sie den Antrag ab, Linda T. dauerhaft in der Psychiatrie unterzubringen. Das Gericht habe Schwierigkeiten, den Tatbestand objektiv festzustellen, erklärt die Vorsitzende Richterin Anne Zacharias unisono mit Staatsanwalt Ralf Walther und Verteidigerin Stephanie Risse. Zwar habe sich der 53-Jährige bemüht, die Vorfälle Revue passieren zu lassen, doch er habe sich nicht erinnern können, ob er der jungen Frau auch mitgeteilt habe, dass er Sex mit ihr nicht wolle, so die Bilanz des Gerichts. Möglicherweise habe Linda T. den Eindruck gehabt, dass der Mann einverstanden sei, denn dieser habe ihr zuvor gestattet, mit ihm zu kuscheln. Die 29-Jährige hat jetzt ihre Zukunft fest in den Blick genommen. Sie lernt zurzeit eigenständig Französisch und startet im August mit einer Ausbildung. &bdquo;Ich freue mich“, sagt Linda T.

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