Prozess nach brutalem Überfall in Paderborn: Aufarbeitung läuft nicht reibungslos

Paderborn. Als Bert O. (Namen geändert) und Emil V. sich am Abend des 26. Oktober 2022 an einer Bushaltestelle erstmals trafen und einen Joint miteinander rauchten, war das der Beginn einer äußerst kurzen, aber fatalen Partnerschaft. Die beiden suchten, wie berichtet, in den frühen Morgenstunden den Paderborner Markus M. in seinem Zuhause in der Pontanusstraße heim. Mehrere Stunden dauerte das Martyrium des 37-Jährigen, der aus dem Schlaf gerissen, misshandelt, gefesselt und bedroht wurde - gar nicht zu reden vom Verlust vieler Wertgegenstände von der Rolex-Uhr bis hin zur neuesten Playstation. Ganz reibungslos geht vor dem Landgericht Paderborn die Aufarbeitung des Falles nicht vonstatten, obschon Bert O. und Emil V. sofort reinen Tisch gemacht haben. Doch so mancher Zeuge, der die Geständnisse der beiden stützen oder etwas zum psychischen Zustand der Angeklagten am Tattag erzählen könnte, erscheint nicht vor Gericht. Konsum von Alkohol und Crack Eine junge Frau, mit der die beiden vor der Tat noch einige Stunden verbracht haben, ist unbekannt verzogen. Dabei hatte sie im Verlauf der Ermittlungen der Polizei erzählt, dass vor allem Bert O., mit dem sie im Herbst 2022 noch verpartnert war, reichlich Alkohol und Crack konsumiert habe. &bdquo;Er war auf seinem normalen Level“, sagte sie damals den Ermittlern und informierte: &bdquo;Crack senkt die Hemmschwelle, aber man weiß, was man tut.“ Auch auf einen 20-Jährigen, nach eigenen Angaben der beste Freund von Emil V., wartet das Gericht an diesem Tag vergebens. Der junge Mann, der wegen seines unentschuldigten Ausbleibens entweder 150 Euro Ordnungsgeld zahlen oder drei Tage absitzen muss, hatte den Ermittlern erzählt, dass anscheinend auch Emil V. &bdquo;total durch gewesen“ sei, als dieser direkt nach der Tat bei ihm auftauchte. Er vermutete &bdquo;Mischkonsum“ bei seinem Freund, der ihm einiges von dem Diebesgut verkaufte, allerdings behauptete, es handele sich dabei um sein Eigentum. Dass Emil V. sich anschließend nach Bayern absetzte, sei &bdquo;schon länger geplant gewesen“, erzählte der 20-Jährige den Ermittlern. Mitten in Hövelhof geschnappt Tatsächlich konnte der Angeklagte erst im Februar 2023 festgenommen werden - mithilfe von Markus M., der ihm - anders als die Polizei - dank der sogenannten sozialen Medien auf den Fersen bleiben konnte. Denn Emil V. postete Bilder und Filmchen von seinen Aufenthaltsorten, sodass die Ermittler zuschlagen konnten, als es ihn wieder in die Heimat verschlagen hatte. Mitten in Hövelhof wurde Emil V. geschnappt, als er am helllichten Tag herumbummelte. &bdquo;Er ist hoch fluchtaktiv“, sagt die Polizeibeamtin, die die Ermittlungen geleitet hatte, und erzählt von einer doch recht aktionsreichen Festnahme sowie von einem Brief, der einige Wochen später bei ihr eintraf. In ihm legt Emil V. ein umfassendes Geständnis ab, bezeichnet aber Bert O. denjenigen, der in der Wohnung des Opfers einfach nicht genug bekommen konnte und &bdquo;alles mitnehmen“ wollte, was Markus M. hatte. Verteidiger hat Klärungsbedarf O.s Verteidiger Olaf Schilasky indes hat noch Klärungsbedarf. Denn er hat festgestellt, dass der 37-Jährige &bdquo;entgegen seiner Aussage doch einer beruflichen Tätigkeit nachgeht“. Markus M. sei als selbstständiger Unternehmer im Logistikbereich eingetragen, fasst Schilasky das Ergebnis seiner Recherchen zusammen. Die 2022 gegründete Firma, für die der Paderborner als Geschäftsführer und Gesellschafter eingetragen sei, sei noch aktiv und habe jüngst Mitte Januar im Internet nach Mitarbeitern gesucht. Vor Gericht hat Markus M. aber ausgesagt, &bdquo;dass er nicht in der Lage sei, berufstätig zu sein“ und zurzeit von seinen Ersparnissen und einer Berufsunfähigkeitsrente lebe. Dass dem 37-Jährigen ein Schmerzensgeld gezahlt werden soll, haben Schilasky und sein Kollege Benedikt Klein im Namen der beiden Angeklagten schon längst signalisiert. Trotzdem wolle er Markus M. noch einige Fragen zu den Folgen des nächtlichen Überfalls stellen, sagt Schilasky. Die Verhandlung wird am Donnerstag, 14. März, fortgesetzt. Bis dahin will das Gericht darüber entschieden haben, wie es mit der Anregung der Verteidigung umgehen will.

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