Apotheker im Kreis Paderborn widersprechen: Kindermedizin auch weiterhin knapp

Kreis Paderborn. Das Kind fiebert, die Eltern sind in Sorge. Wenn die Kleinsten krank sind, ist dies schon belastend genug. Wenn dann aber noch die verschriebenen Medikamente nicht lieferbar sind, wird es richtig nervenaufreibend – für Kind und Eltern, aber auch für die Mitarbeitenden in der Apotheke. Lange genug war das Alltag in Deutschland, die Arzneimittel-Knappheit sorgte auf allen Seiten für Frust. Da ließ die jüngste Botschaft aus Berlin aufhorchen, dass es bei Kindermedizin zwar noch Engpässe gebe, sich die Lage aber insgesamt entspannt habe. Zu diesem Ergebnis war eine Arbeitsgruppe des Gesundheitsministeriums gekommen. Apotheker und Ärzte im Kreis Paderborn wollen jedoch nicht in diesen Jubel einstimmen. Was sagen die Apotheker? &bdquo;Das kann ich nicht bestätigen“, sagt Katja Kesselmeier, die zwei Apotheken in Paderborn führt und im Vorstand des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL) sitzt. Kreisvertrauensapotheker Philipp Hoffmann berichtet von &bdquo;vielen Arzneimitteln, die wir benötigen, aber nicht bekommen“. Und der Delbrücker Apotheker Christian Hartmann sagt zwar, dass die Lage sich im Großen und Ganzen beruhigt habe. Ihm zufolge sei die Warnstufe jedoch lediglich von rot auf orange gesprungen. Welche Medikamente fehlen? Tatsächlich sei es so, dass die Versorgung mit den lange Zeit knappen Fiebermitteln wieder sichergestellt sei. Doch allein Hoffmann hat in seiner Apotheke eine Liste mit 200 Artikeln, die derzeit nicht geliefert werden könnten. Darunter seien viele Antibiotika in Konzentrationen für Kinder. Auch Kesselmeier berichtet von &bdquo;langen Listen“ und dass es Schwierigkeiten bei Antibiotika gebe. Dies hatte auch die Arbeitsgruppe des Bundesgesundheitsministeriums einschränkend erwähnt. Wie gehen die Apotheken damit um? Die Apotheken haben in der Krise gelernt, flexibel mit der Situation umzugehen. Das große Stichwort lautet Bevorratung. &bdquo;Wir können das nur so lösen“, sagt Hoffmann, der sich ein großes Lager eingerichtet hat, um den Bedarf der Kunden zu decken. Eigentlich sei dies der Auftrag des Großhandels, doch der schaffe das nicht. Auch Christian Hartmann in Delbrück hat eigenen Angaben zufolge viel Zeit und Geld investiert, um die Patienten versorgen zu können. Er habe immer geschaut, was derzeit lieferbar sei und dann entsprechend bevorratet. Dazu tausche er sich auch mit Kollegen aus, die eventuell wissen, bei welchem Händler gerade welches Medikament zu bekommen ist. Kesselmeier gleicht ebenfalls regelmäßig Listen ab, um eventuell Vorräte bestellen zu können. Für den Fall, dass es eine Arznei aktuell partout nicht gibt, stünden die Apotheken im Kreis Paderborn im engen Austausch mit den Kinderärzten. Dann werde beispielsweise die Dosierung angepasst oder gegebenenfalls ein anderes Mittel verschrieben. In manchen Fällen könnten Patienten auch an eine andere Apotheke verwiesen werden, die die Medizin doch im Regal habe. &bdquo;Das ist natürlich nervenaufreibend für die Eltern und die Kinder“, weiß Kesselmeier. Sie habe auch Verständnis, wenn es in solchem Momenten mal &bdquo;emotional“ werde. Gleichzeitig erinnern die befragten Apotheker daran, dass all dies natürlich ein erheblicher Mehraufwand sei, der an ihnen und ihre Mitarbeitenden zehre. Was sagt der Kinderarzt? &bdquo;Grundsätzlich entspannter als im letzten Winter“: So beschreibt Sebastian Dick die derzeitige Lage. Der Engpass sei für ihn &bdquo;als Endverbraucher“ nicht mehr so zu spüren, berichtet der Mediziner aus Delbrück. Er bekomme geschätzt 90 Prozent dessen, was er für seine Patienten benötige. Dies liegt dem Obmann der Kinderärzte im Kreis Paderborn zufolge allerdings an der engen Zusammenarbeit der Praxen mit den Apotheken. Diese würden regelmäßig Listen mit einer Übersicht darüber verschicken, welche wichtigen Medikamente verfügbar seien. So wüssten die Ärzte sofort, was sie verschreiben können. &bdquo;Das klappt gut“, lautet Dicks Fazit. Hinnehmen will er die Lage allerdings nicht. Deshalb schließt er mit einer Forderung: &bdquo;So etwas darf nicht wieder vorkommen.“ Es müsse einfach möglich sein, dass Standard-Medizin auch vorrätig sei.

Meistgelesen