Massive Probleme in Paderborner Unterkunft für Geflüchtete

Paderborn-Schloß Neuhaus. Noch bis zum Jahresende wird die Bezirksregierung Detmold Geflüchtete in der ehemaligen Dempsey-Kaserne in Schloß Neuhaus unterbringen. Der Nutzungsvertrag mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) läuft zwar bis Ende Februar 2025. Geplant sei jedoch, die Zwischennutzung bereits bis Ende 2024 abzuschließen. Dies sagte Jörg List, Leiter des Dezernats für Flüchtlingsangelegenheiten in Detmold, im Bezirksausschuss Schloß Neuhaus/Sande. Zuletzt hatte die Notunterkunft unter anderem durch Fehlalarmierungen für Schlagzeilen gesorgt. &bdquo;Wir wissen, dass wir mit unserer Einrichtung im Viertel für Unruhe sorgen“, sagte List. Vor allem Frauen und Mädchen seien bezüglich ihrer Sicherheit besorgt. Geflüchtete würden von ihnen auch Fotos machen, weil ihnen offenbar nicht klar sei, dass man das nicht darf. Hinzu kämen über das normale Maß hinausgehende Diebstähle. Wie in der &bdquo;NW“ berichtet, hatte es in den vergangenen Wochen insgesamt 13 Fehlalarme gegeben. Dies habe &bdquo;zu erheblicher Unruhe geführt“, so List. Für die Anwohner sei es nicht nur aufgrund des Lärms durch Alarmierungen und Feuerwehr eine schwierige Zeit. Am Donnerstag gab es dazu einen Runden Tisch in der Einrichtung, zu dem sich 50 Anwohner angemeldet hatten. Mögliche Gründe für die Fehlalarme Mit der Paderborner Feuerwehr sei vereinbart worden, dass die Freiwilligen des Neuhäuser Löschzugs im Alarmfall nicht mehr mitalarmiert werden. Und für die Berufsfeuerwehr gelte eine Dauer von 180 Sekunden, während der die Alarmierung durch einen Mitarbeitenden in der Unterkunft widerrufen werden kann. Dies sollte zu einer Beruhigung führen. Die zwei bis drei vermutlich Schuldigen seien in andere Einrichtungen verlegt worden - was sich positiv bemerkbar mache. Warum die Fehlalarme ausgelöst werden? Rüdiger Most, in Detmold Abteilungsdirektor für Ordnungsrecht, Gesundheit, Sozialwesen, Gefahrenabwehr und Verkehr, sieht eine mögliche Ursache in der bis zu zwei Jahre dauernden Unterbringung der Geflüchteten. Diese sähen keine Fortschritte. Laut Most habe es während der Alarmierungen teilweise auch Diebstähle gegeben, da die Einrichtung dann verlassen werden müsse. Die Bezirksregierung versucht nun, die Zusammensetzung der Bewohner zu ändern, damit sich die Lage beruhigt. &bdquo;Wir wollen wieder dazu kommen, dass mehr Menschen aus der Ukraine und mehr Familien in die Einrichtung kommen“, so List. Derzeit seien auch 149 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. Jetzt kommt ein Verhaltensknigge Ein Problem sei die Sicherung außerhalb der Anlage, so List. Es sei schwierig, Sicherheitsdienste durchs Viertel patrouillieren zu lassen. Es gebe aber in zwei Wochen Gespräche mit Stadt und Polizei. &bdquo;Ich verspreche Ihnen, dass wir darüber reden und unseren Beitrag dazu leisten.“ Auf die unterschiedlichen Lebensgewohnheiten in Deutschland und den Herkunftsländern zielt künftig der Einsatz eines Verhaltensknigges. Dazu zähle der Umgang mit Frauen und Mädchen, aber auch mit Abfall. In einer Einrichtung in Lage habe man damit positive Erfahrungen gemacht, auch wenn sich nicht alle daran hielten. Richtig prekär sei die Lage im Oktober gewesen. Mit teils mehr als 900 Geflüchteten wurde die Kapazität der ehemaligen Kaserne überschritten. &bdquo;Wir haben uns von Tag zu Tag retten müssen“, so List. Aktuell sei man &bdquo;nicht im Notmodus“. Der Quartiersentwicklung durch Konversion - diese läuft unter dem Namen Waldkamp - wolle Detmold nicht im Wege stehen. Erste Arbeiten seien auch schon auf dem unbebauten Teil des Geländes möglich. Baseballschläger und Pfefferspray in einem Geschäft Die ganzen jetzt von der Bezirksregierung benannten Probleme seien auch an die CDU herangetragen worden, sagte Fraktionschef Markus Mertens. Dabei würden er und die Bezirksausschussvorsitzende Susanne Meiche nicht der lautesten Kritik glauben. Ihre Informationen basierten auf einem &bdquo;doppelten Boden“. Es gehe über die Störung des subjektiven Sicherheitsgefühls hinaus. In einem Lebensmittelmarkt ständen jetzt Baseballschläger und Pfefferspray. Selbst Schulwege würden anders gewählt. Und scheinbar sei bei Geflüchteten zumindest außerhalb der Einrichtung auch Alkohol ein großes Problem. “Das sind keine Fantasiegeschichten“, so Mertens. Polizei, Stadt und Bezirksregierung seien gefragt. &bdquo;Da muss man mit allen Mitteln rangehen.“ Für ihn und Meiche als für den Bereich zuständige Ratsvertretende sei es &bdquo;persönlich eine sehr belastende Situation“. Die Fehlalarmierungen seien für die Anwohner ärgerlich und auch die Sorgen der Neuhäuser Geschäftsleute müssten ernstgenommen werden, sagte Birgit Hüppmeier (Grüne). Sie verwies zudem darauf, dass bei einer Schließung der Dempsey-Unterkunft für 220 Geflüchtete woanders in Paderborn untergebracht werden müssen. Bisher wurden sie auf das Stadt-Kontingent angerechnet. Was die Geflüchteten alles machen können Für eine &bdquo;Deadline“ der Dempsey-Nutzung für Geflüchtete ist auch Manfred Krugmann (SPD). Auch er fragte, wo in Paderborn weitere Geflüchtete untergebracht werden können. Er habe den Eindruck, dass die Organisation der Betreuung der Menschen nicht gut gelaufen sei. Zu spät komme der auf ein verändertes Verhalten zielende Verhaltensknigge. Für die Geflüchteten stehe täglich bis in die späten Abendstunden ein großes Betreuungsangebot bereit, sagte Einrichtungsleiterin Simone Bürger. Unter anderem Sport (ehrenamtlich durch Vereine), Nähen und Gehirnjogging. In einem Activity-Haus kann Billard und Tischtennis gespielt werden. Wichtig seien auch Deutsch-Kurse, in denen auch hier zählende Werte wie die Gleichberechtigung von Mann und Frau vermittelt werden. Was die Diebstähle betreffe, so hat es laut Einrichtungsleiterin Bürger bereits ein Gespräch mit einem Ladeninhaber gegeben. Am 6. März folgt ein weiteres mit anderen Geschäftsleuten. Ziel ist es, die Diebstähle zu minimieren. Eine mögliche Kompensation gebe es nicht. Für die Grüne Hüppmeier kämen diese Gespräche zu spät. Die Probleme seien auch in Detmold schon länger bekannt, sagte Dezernent List. Vielleicht habe man zu spät reagiert. Vorschlag, die Menschen zu kasernieren Da die Probleme vor allem außerhalb der Einrichtung aufträten, sieht Alexander Lex (AfD) eine Lösung darin, den Ausgang nur auf dem Gelände zu erlauben und die Menschen zu &bdquo;kasernieren“. Er schlug zudem eine &bdquo;Bürgerwehr“ vor, wenn es nicht besser werde. Letztlich wettete er 100 Euro darauf, dass die Kaserne auch noch nach dem 28. Februar 2025 als Unterkunft genutzt wird. Die aktuellen Demonstrationen mit deutschlandweit Millionen und auch in Paderborn Tausenden Teilnehmern zeigten, &bdquo;was wir von solchen Gedanken halten“, sagte Martin Pantke (SPD). Hüppmeier verwies auf die Menschenwürde und das Grundgesetz.

Meistgelesen