Paderborner Politiker: „Muslime bereichern unser Zusammenleben“

Paderborn. Dass der Neujahrsempfang der Paderborner Muslime ausgerechnet auf Weiberfastnacht fiel, war zwar ein Zufall. Dennoch ging es bei dem Treffen, zu dem die Schura traditionell breit gestreut eingeladen hatte, ausgesprochen fröhlich zu. Angesichts der aktuellen Krisen und Konflikte wählten die Redner des Abends aber auch deutliche und nachdenkliche Worte, verbunden mit einer hoffnungsvollen Botschaft. Im Islamischen Zentrum Paderborn begann die stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Kramm (Grüne) zunächst mit einer typischen Formulierung: Sie begrüßte die 114 Gäste im Namen der Stadt, der Verwaltung und des Rates. Und überlegte dann laut, in wessen Namen sie tatsächlich grüße. Sie habe sich gefragt: &bdquo;Würde der ganze Rat sagen, ja, liebe Bürgermeisterin, grüße den Zusammenschluss der Musliminnen und Muslime von uns allen?“ Laut Kramm würde die Antwort darauf &bdquo;Nein“ lauten. Denn es gebe Einzelne im Rat, in deren Namen sie nicht spreche, sagte Kramm – ohne Namen oder Partei zu nennen. &bdquo;Das erschüttert mich“, so die Ratsfrau. Es beschäme sie zutiefst, dass es Menschen in Paderborn gebe, für die das Engagement der Schura nicht zähle – weil sie Unterschiede machten, wo es keine Unterschiede gebe – und die ausgrenzten und die Gesellschaft spalteten. Auf die Werte besinnen Die stellvertretende Bürgermeisterin hob deshalb hervor, dass die Schura wie jeder andere Verein oder Zusammenschluss von Menschen in Paderborn dazugehöre: &bdquo;Ohne Zweifel.“ Sie lobte die Muslime für deren Einsatz füreinander, für die Menschen in ihren Gemeinden, im Quartier und der Gesellschaft. Kramm schloss mit dem Appell, sich &bdquo;bewusst auf unsere Werte“ zu besinnen. Der Einladung des Rats der Muslime war wieder ein Querschnitt der Paderborner Gesellschaft gefolgt. Neben Mitgliedern der sechs Moscheegemeinden trafen sich auch Repräsentanten der christlichen Kirchen und weiterer Religionsgemeinschaften sowie Vertreter von Stadt, Kreis, Polizei, dem Bildungsbereich und Wohlfahrtsverbänden zum Austausch. Dies sei eine &bdquo;wunderbare Gelegenheit, um Brücken zu bauen und die Vielfalt unserer Gemeinschaft zu feiern“, sagte der stellvertretende Landrat des Kreises Paderborn, Hans-Bernd Janzen (CDU), in seiner Rede. Engagement für inklusive Gesellschaft In einer von Herausforderungen und Veränderungen geprägten Zeit sei es besonders wichtig, &bdquo;dass wir uns gegenseitig unterstützen, respektieren und verstehen“. Seiner Wahrnehmung nach bereichere die muslimische Gesellschaft &bdquo;unser breites, kulturelles und religiöses Leben in vielerlei Hinsicht“. Die Werte der Solidarität, des Friedens und der Toleranz seien ein ganz wichtiger Bestandteil des Zusammenlebens. &bdquo;Es ist inspirierend zu sehen, wie sie sich für eine inklusive Gesellschaft engagieren“, hob Janzen hervor. Er erinnerte daran, dass die Schura dafür auch den Integrationspreis der Stadt Paderborn erhalten habe. Als stellvertretender Landrat versicherte er den Anwesenden, dass der Kreis Paderborn weiterhin bestrebt sei, ein Ort der Offenheit, des Respekts und der Chancengleichheit für alle zu sein. &bdquo;Wir schätzen und respektieren die Vielfalt unserer Bevölkerung und sind entschlossen, gemeinsam eine lebendige und harmonische Gesellschaft aufzubauen.“ Schura-Sprecher Emin Özel bedankte sich bei beiden Rednern für die &bdquo;kritischen, klaren und motivierenden Worte“. Da die bekannte Islamwissenschaftlerin und Publizistin Lamya Kaddor, die auch im Bundestag sitzt, als Gastrednerin kurzfristig erkrankt ausfiel, sprang der Imam des Islamischen Zentrums ein. Ali Seckin beschäftigte sich mit der Frage nach der Begegnung innerhalb multireligiöser und multikultureller Gesellschaften. Austausch in der Krisenzeit Der aus Paderborn stammende Islamtheologe schloss seine Auslegungen mit der Bemerkung, dass er mehr jüdische als muslimische Philosophen zitiert habe. Dies solle in solch einer angespannten Krisenzeit zum Ausdruck bringen, &bdquo;dass der Austausch und das Lernen voneinander immer möglich sind“. Dafür gab es aus dem sichtlich bewegten Publikum, wie schon bei den vorigen Reden, lang anhaltenden Applaus. Lesen Sie auch: Vertreter der Muslime: &bdquo;Paderborn ist eine Multi-Kulti-Stadt“ Solch einen Austausch gibt es nicht nur zwischen dem Rat der Muslime und den christlichen Kirchen, sondern auch mit der jüdischen Gemeinde. Deren Vorsitzende Xenia Nickel hatte ihre Teilnahme am Empfang zwar absagen müssen, dafür war mit Monika Schrader-Bewermeier die Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdischen Zusammenarbeit unter den Gästen. Emin Özel kündigte an, dass Vertreter der Schura demnächst auf Nickels Einladung hin die Synagoge besuchen würden.

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