Zusätzliche Sitze für Psychotherapeuten im Kreis Paderborn

Kreis Paderborn. Die Versorgung im Bereich der psychologischen Psychotherapie im Kreis Paderborn soll verbessert werden. Als erste Bundesländer nutzen Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen Möglichkeiten des Sozialgesetzbuches V, um neue Niederlassungssitze zu schaffen. Mit insgesamt 8,5 neuen Sitzen für Psychotherapeutinnen und -therapeuten profitiert der Raum Paderborn davon besonders stark. &bdquo;In Nordrhein-Westfalen müssen Menschen zu oft und zu lange auf einen freien ambulanten Therapieplatz warten“, wird Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in einer Mitteilung seines Ministeriums zitiert. Die Zahl der ambulant tätigen Psychotherapeuten reiche in Nordrhein-Westfalen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Dabei sei bei psychischen Erkrankungen ein früher Behandlungsbeginn besonders wichtig. Insgesamt 24,5 Stellen werden in Zusammenarbeit mit den Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen-Lippe (KVWL) und Niederrhein geschaffen. Damit soll die psychotherapeutische Versorgung in ländlichen und strukturschwachen Regionen verbessert werden. Der Großteil der Stellen entfällt dabei auf den westfälischen Raum, wo neben dem Kreis Paderborn, Gelsenkirchen mit fünf Sitzen sowie der Märkische Kreis und Borken je drei Sitze erhalten. Fünf neue Niederlassungssitze gibt es im Rheinland: im Kreis Düren (3) und im Kreis Heinsberg (2). Bedarfsanalyse zeigt Notwendigkeit auf &bdquo;Für uns steht die Sicherstellung der Versorgung grundsätzlich an erster Stelle“, heißt es in einem Statement von Dirk Spelmeyer, Vorsitzender der KVWL, auf Anfrage der “Neuen Westfälischen“. Eine Bedarfsanalyse habe die Notwendigkeit aufgezeigt. Die Entscheidung sei &bdquo;richtig und wichtig zugleich“. Mit bislang 60,3 Stellen in der psychologischen Psychotherapie (Vollzeitäquivalente) beträgt der Versorgungsgrad für den Kreis Paderborn 112,1 Prozent (Stand: November 2023). Damit sind laut den Statuten der Bedarfsplanung eigentlich keine neuen Niederlassungssitze möglich, denn ab einem Wert von 110 Prozent greift eine Sperrklausel. Über die Regelung im Sozialgesetzbuch sind aber zusätzliche Niederlassungen möglich. Über sogenannte Quotensitze gibt es im Kreis Paderborn außerdem die Niederlassungsmöglichkeit für ausschließlich fünf ärztliche Psychotherapeuten und sechs Psychosomatiker, auch diese fehlen. Die Anzahl dieser Sitze ergibt sich über das Verhältnis der Kassensitze der einzelnen Fachrichtungen, das erfüllt sein muss. Liegt dies nicht vor, ergeben sich die zusätzlichen Sitze. Im Vergleich geringe Dichte der Fachärzte im Kreis Paderborn &bdquo;Ein Segen“, urteilt Ulrich Polenz, Arzt in Paderborn und Leiter der hiesigen KVWL-Bezirksstelle, über die zusätzlichen Therapeutensitze. Die Dichte dieser Fachärzte sei auch im Vergleich etwa zu Bielefeld (192 Sitze, Versorgungsquote 178) im Kreisgebiet bislang zu gering, sagt der Allgemeinmediziner. Der Bedarf im Bereich Psychotherapie sei immens und die Wartezeiten extrem lang. So berichtet der Arzt aus Erfahrungen, die seine Patienten bei der Suche nach Psychologen schilderten. Es gebe Praxen, die keine Wartelisten mehr führten, weil sie keine Kapazitäten bieten könnten. Bei anderen liege die Wartezeit bei bis zu einem Jahr. Ähnlich hatte es Tilmann Magerkurth, Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik, im November im Interview mit der &bdquo;NW“ geschildert. Besonders bei individueller Therapie gehe es teilweise über 12 Monate Wartezeit hinaus. Im Rahmen der Themenwoche &bdquo;Wir haben Depressionen“ von &bdquo;NW“ und &bdquo;Radio Hochstift“ hatte eine Psychotherapeutin aus Höxter gar zwei Jahre Wartezeit für einen Therapieplatz in ihrer Praxis bestätigt. Für den Raum Paderborn waren von 20 Prozent der Teilnehmenden einer Umfrage für eine Masterarbeit sieben bis zwölf Wartemonate angegeben worden. Neun Prozent der befragten Depressionskranken hätten demnach die Suche nach Therapieplätzen sogar aufgegeben. Lesen Sie auch >>> Psychotherapie in OWL: So erhalten Sie Hilfe, wenn Sie keinen Platz finden Begrenzte Kapazitäten bei Psychologen Eine individuelle psychologische Therapie umfasse 50 jeweils einstündige Sitzungen, erläutert Ulrich Polenz. Bei diesem Umfang seien wöchentlich 40 Patienten je Therapeut schon viel. Gruppentherapien seien zwar möglich, diese könnten allerdings Einzeltherapien nicht ersetzten. Aus den KVWL-Informationen der Niederlassungsmöglichkeiten für die zusätzlichen Sitze ergibt sich die Verteilung auf die Kommunen. Demnach können zwei Sitze in Delbrück und je einer in Bad Wünnenberg, Lichtenau und Salzkotten geschaffen werden. In Büren sind es sogar 3,5 Sitze, hier und für Bad Wünnenberg gibt es die ergänzende Bemerkung &bdquo;psychotherapeutische Behandlung von Erwachsenen“. Am 22. Januar ist die Bewerbungsfrist für die zusätzlichen Stellen abgelaufen. Nun ist der Zulassungsausschuss für Psychotherapie Westfalen-Lippe am Zug. Im Rahmen einer Sitzung Anfang April fällt dieses Gremium die Entscheidung über die Anträge.

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