Mehr als 5.000 Teilnehmer setzen in Paderborn ein Zeichen gegen rechts

Paderborn. Um 18.47 Uhr hallte ein Ruf von vielen der Tausenden Menschen auf dem Paderborner Schützenplatz: &bdquo;Nazis raus!“ Etwas später ging es im Saal des Schützenhofs deutlich ruhiger zu. AfD-Bundestagsabgeordneter Roger Beckamp führte vor 130 Zuhörern aus, wie seine Partei beispielsweise Syrer aus dem Land weisen möchte. 1.000 Menschen waren angemeldet worden, doch es war absehbar, dass mehr kommen sollten. Mehr als 5.000 Menschen haben am Montagabend auf dem Parkplatz des Schützenhofs gegen rechts und die AfD protestiert. Vor Beginn der Demo blickte Holger Drewer (Die Linke), Organisator und vom Bündnis gegen Rechts, in die Runde. Zu diesem Zeitpunkt schätzte er die Menge auf 300 bis 400 Personen. &bdquo;Ich rechne aber damit, dass wir vierstellig werden“, sagte er. Applaus für ein Zitat von Erich Kästner Zu den Rednern gehörte beispielsweise Clea Stille aus der Regionsgeschäftsführung der Geschäftsstelle Bielefeld des Deutschen Gewerkschaftsbunds. Stille: &bdquo;Die AfD fordert Deportationen. Damit tritt sie die Grundwerte mit Füßen.“ Dafür gab es viel Applaus der Demonstranten. Zudem betonte Stille: &bdquo;Egal welche Religion, welche Weltanschauung oder wen man liebt: Wir gehören zusammen!“ Applaus gab es auch für ein Zitat von Erich Kästner, das Dechant Benedikt Fischer vom katholischen Dekanat Paderborn wiedergab: &bdquo;Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat.“ Zu den Teilnehmern der Gegendemo gehörte beispielsweise Thomas Kemper. ?Mit Blickrichtung Schützenplatz stand er noch hinter der Fahrbahn des Löffelmannwegs. Damit war er trotz etwas eingeschränkter Sicht auf die Bühne alles andere als unzufrieden. &bdquo;Ich habe gehofft, hinten zu stehen“, sagte der 53-jährige Paderborner. Ihn freute, dass mehr Menschen kamen, als angekündigt waren. Es sei wichtig, Zeichen zu setzten, um die Schwelle, die AfD zu wählen, deutlich höher zu setzen: &bdquo;Das kann nur die Zivilgesellschaft schaffen.“ AfD spricht auch zum Thema &bdquo;Remigration“ Das Ehepaar Gisela und Ferdi Helle (65 und 70) war mit dem Bus aus Brilon gekommen. Über den Aufruf zur Demo hatten sie im Internet gelesen. &bdquo;Wir sind erstaunt, dass so viele Menschen hier sind“, sagte Gisela Helle. Ferdi Helle betonte: &bdquo;Wir sind keine geübten Demonstranten.“ Dann bezog er sich auf den Vergleich mit dem Schneeball, der zur Lawine werden kann: &bdquo;Deswegen wollen wir zeigen, dass wir viele Menschen sind, die gegen das sind, wofür die AfD steht.“ Auch zwei Studentinnen aus Paderborn, Pia (21) und eine 27-Jährige, deren vollständige Namen der Redaktion bekannt sind, wollten ein Zeichen setzen. Für die 27-Jährige sei gerade mit dem Begriff der &bdquo;Remigration“ ein Punkt überschritten worden. &bdquo;Das ist nicht mehr demokratisch.“ Zudem werde geprüft, ob die AfD verfassungsfeindlich ist. Und Pia sagte: &bdquo;Wir wollen heute hier zeigen, dass wir als Deutsche so etwas wie die ,Remigration’ nicht mittragen wollen.“ Lesen Sie auch: Inspiration zur Demo: Hier sind die coolsten Plakatsprüche gegen Rechts &bdquo;Ich bin für meine Familie hier“, sagte Teilnehmer Thierry Tetsague (38), der mit seiner Ehefrau und den drei Kindern gekommen war. Der gebürtige Kameruner, der in Paderborn seinen Abschluss in Elektrotechnik gemacht hatte, wollte zeigen, dass die Familie zu Deutschland gehört. Demo verlief friedlich Unterdessen sprach beispielsweise AfD-Bundestagsabgeordneter Roger Beckamp im Schützenhof, auch zum Thema &bdquo;Remigration“: Demnach müssten beispielsweise Syrer irgendwann &bdquo;nach Hause gehen“. Beckamp: &bdquo;Wir sind kein Einwanderungsland.“ Dafür gab es Applaus der Zuhörer. Die gesamte Demonstration sei friedlich verlaufen, fasste Michael Biermann, Sprecher der Polizei, zusammen. Die Teilnehmerzahl bezifferte er auf gut 5.000 Personen. Vermutlich waren sogar mehr Menschen auf dem Parkplatz an der Nordseite des Schützenplatzes zusammengekommen. Aufgrund des großen Andrangs war der Löffelmannweg zwischen der Bahnbrücke Nordstraße/Dr.-Rörig-Damm sowie der Einmündung Fürstenweg für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt worden. Die Hermann-Kirchhoff-Straße war aus Richtung der Stadtheide kommend etwa auf Höhe der Einmündung Weidenweg gesperrt. Durch die Sperrmaßnahmen und wegfallende Stellflächen kam es im näheren Umfeld zu Einschränkungen unter anderem in Sachen Parken. Das sei etwa an der Salierstraße vorgekommen, gab Biermann einen Überblick. Der Demonstrationsverlauf zum Nachlesen:

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