Paderborn. Die Zahl der durch die Pyrotechnik- und Gewaltexzesse im Paderborner Stadion verletzten Personen ist deutlich gestiegen. Mindestens 38 Personen sind nach aktuellem Stand durch die Taten der Rostocker Fans zu Schaden gekommen. Zuvor war die Zahl mit 21 beziffert worden. Dabei handelt es sich fast ausnahmslos um Einsatzkräfte.
Am Montagmorgen teilte die Paderborner Polizei mit, dass sie von derzeit 24 verletzten Beamtinnen und Beamten ausgeht. Die Zahl der verletzten Ordnungskräfte ist über das Wochenende auf 13 Personen angestiegen. Anfangs war von zwölf Polizisten und acht Ordnern ausgegangen worden. Damit hat sich die Gesamtzahl nahezu verdoppelt.
Eine Polizistin wurde laut Pressemitteilung mit einer Schnittwunde in einem Paderborner Krankenhaus behandelt. Sie ist ebenso wieder zuhause wie auch der 59-jährige Zuschauer, der von einem der Randalierer aus der Rostocker Anhängerschaft im Sitzplatzblock H eine Treppe heruntergestoßen worden war und dabei eine schwere Kopfverletzung erlitten hatte.
Die Polizei geht davon aus, dass es noch weitere durch die Krawalle verletzte Personen geben könnte, die beispielsweise durch Einatmen des Qualms geschädigt wurden. Sie bittet deshalb alle Zuschauer, die im Rahmen der Krawalle im und am Stadion zu Schaden gekommen sind, sich zu melden unter Tel. (0 52 51) 30 60. Auch um Zeugenhinweise wird gebeten. Die Ermittlungen zur Identifizierung der Täter laufen weiter, die Polizei hat eine eigene Ermittlungskommission eingerichtet.
Anlaufstelle für Betroffene
Beim SC Paderborn haben sich noch keine betroffenen Fans gemeldet. Doch die Ereignisse wirken nach. Für Betroffene hat der Club deshalb zentrale Anlaufstellen eingerichtet. In einer Mitteilung des Vereins heißt es dazu: „Der SCP richtet den Blick vor allem auch auf Betroffene, die Eindrücke zu verarbeiten haben. Dazu zählen neben den Stadion-Besuchern auch die Mitarbeitenden des Ordnungsdienstes, der Caterer sowie weiterer Dienstleister und Einsatzkräfte, aber auch die Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen des Vereins (siehe Infokasten).
Interessenten können Gesprächstermine individuell mit den Anlaufstellen vereinbaren. Ausdrücklich gilt dieses Angebot auch für Kinder, die nach Angaben ihrer Eltern traumatisierenden Details erlebt haben. Erfahrungsgemäß könne es helfen, über die Geschehnisse zu sprechen, so der SCP, der allen Verletzten eine schnelle und vollständige Genesung wünscht und sich bei allen bedankt, die geholfen haben oder ihre Hilfe angeboten haben.
Schäden werden noch ermittelt
In der Paderborner Home-Deluxe-Arena laufen unterdessen die Beweisaufnahme und die Ermittlungen zu den von den Rostocker Fans verursachten Schäden an der Infrastruktur. Eine genaue Schadenssumme steht daher noch nicht fest. Die Kosten für die Instandsetzung des Gästebereiches liegen aber bei mehr als 100.000 Euro. Der SCP hatte angekündigt, Hansa Rostock die Schäden in Rechnung stellen zu wollen, der Gastverein hatte dies auch selbst schon angeboten.
Die Bauarbeiten werden in der Winterpause über die Bühne gehen. Doch eben jene Pause ist kurz. So steht schon am Sonntag, 21. Januar, das Zweitliga-Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth auf dem Programm. „Wir werden sicherlich Möglichkeiten finden, dass das Stadion dann auch im Gästebereich wieder sicher begehbar ist. Wir haben viele gute Partner, die mit uns zusammenarbeiten. Auch wenn dann am Ende vielleicht noch nicht jede Wand neu gestrichen worden ist“, sagt SCP-Geschäftsführer Martin Hornberger.
Die finanziell größten Schäden verursachte wohl die Zerstörung der Einlasskontrollen. Neue Scanner und Drehkreuze müssen her. Doch auch diese werden wahrscheinlich rechtzeitig ersetzt, da der SCP Anfang Januar ohnehin mit entsprechenden Systemen beliefert werden soll, um die neuen Oberränge auf der Osttribüne mit Einlasskontrollen auszurüsten. „Wir werden dann wohl einfach zwei, drei zusätzliche Systeme bestellen“, erklärt Hornberger.
Oberbürgermeisterin sorgt sich um Ruf der Stadt
Beim Zweitligaspiel des SC Paderborn gegen Rostock war es wie berichtet am Freitagabend zu schweren Ausschreitungen von rund 150 Hansa-Anhängern im Gästebereich gekommen. Neben starken Sachbeschädigungen im und am Stadion wurden die eingesetzten Einsatzkräfte massiv mit Gegenständen beworfen. Der Einsatz von Pyrotechnik seitens der Rostocker sorgte zudem für eine zweimalige Spielunterbrechung, das Spiel stand kurz vor dem Abbruch.
Die Ereignisse beim Zweitligaspiel haben auch Rostocks Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger entsetzt. Die 41-Jährige befürchtet dabei auch einen kapitalen Imageschaden für ihre Stadt. „Was in den vergangenen Wochen rund um den FC Hansa passiert ist, schadet ganz Rostock. Wir sind leider auf dem Weg, dass einige Wenige den mühsam erarbeiteten Ruf unserer Stadt verspielen“, sagte Kröger der „Ostseezeitung“.
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INFORMATION
Die Anlaufstellen
Folgende Einrichtungen stehen allen Betroffenen für eine seelsorgerische beziehungsweise für eine psychosoziale Begleitung zur Verfügung:
- Feuerwehrseelsorge Paderborn: Sabine Schmitz, Systemische Familienberaterin und Supervisorin | Telefon: 0151-5638 1479, Email: sabine.schmitz@paderborn.com
- Notfallseelsorge des Kreises Paderborn: Anita Papenheinrich | Telefon: 0175-2047 617, Email: anita.papenheinrich@gmx.de
- Telefon Seelsorge Paderborn: www.telefonseelsorge-paderborn.de
- LWL-Klinik Paderborn: Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie, Traumaambulanz | Telefon: 05251-295 5114